Donnerstag, 31. Mai 2012

IRLAND


IRLAND


FIFA-Weltrangliste
18.
UEFA-Koeffizient (Platz)
31.
EM-Titel
Keiner
EM-Teilnahmen
1988
EM-Qualifikation
Play-Offs gegen Estland: 4:0 und 1:1
Rekordspieler
Shay Given (121)
Rekordtorschütze
Robbie Keane (53)
EM-Bilanz gg GER
Noch keine Spiele

Die irische Fußballgeschichte ist ziemlich eng mit der des großen Nachbarn von der Insel nebenan verbunden, wie die irische Geschichte ja überhaupt.
Die englische Nationalmannschaft ist die einzige, die ohne einen einzigen Legionär auskommt – die irische Nationalmannschaft hingegen tritt an, ohne einen einzigen Spieler, der sein Geld in der heimischen Liga verdient. Von den 23 Akteuren verdient einer sein Geld in den USA (Robbie Keane, Los Angeles Galaxy), Aiden McGEady spielt für Spartak Moskau und Darren O’Dea für Celtic Glasgow.
Die anderen 20 Akteure verdienen ihr Geld ebenfalls in der Premier League oder in der zweiten englischen Liga, allerdings nicht wirklich bei hochklassigen Vereinen.
Von den 23 Spielern sind 16 in Irland geboren, davon 7 in Dublin – zwei stammen aus Nordirland, einer aus Glasgow, bei vier Spielern stand das Geburtshaus in England. 
Das ist inzwischen wieder ein relativ „Native Irish“ lastiges Verhältnis, was eine gewisse Weiterentwicklung des Irischen Fußballs zeigt.
Bis in die 50er Jahre hinein nominierte die FAI Spieler von der ganzen Insel für ihr Nationalteam – diese Praxis wurde ihr dann von der FIFA untersagt, nachdem England und Nordirland gemeckert hatten. Bis in die 80er Jahre verharrte der Irische Fußball dann im Mittelmaß, halbwegs als Erfolg konnte das Erreichen des Viertelfinales bei der EM 1964 angesehen werden. In der Qualifikation setzten sich die Iren gegen Island durch (4:2 / 1:1), im Achtelfinale wurde Österreich bezwungen (3:2 / 0:0).
Das Viertelfinale ging dann mit 2:0 und 5:1 ziemlich deutlich an Spanien.
1986 kam es dann zur Revolution im irischen Fußball – ein Ausländer wurde Nationaltrainer und noch dazu ein ENGLÄNDER!!!
Jack Charlton, genannt die Giraffe, Bruder des legendären Bobby Charlton und wie Weltmeister von 1966. Ansich hatte Jackie seine Trainerlaufbahn nach einem wenig erfolgreichen Jahr bei Newcastle United bereits 1985 beendet. Was genau die Iren bewogen hatte, ihn zu wählen, ist nie geklärt worden.
Charlton kann man vielleicht unterstellen, daß er ein wenig nachtragend war, denn 1977 hatten sich die Engländer nach dem Rücktritt von Don Revie für den West Ham Trainer Ron Greenwood und gegen ihn entschieden.
Jack Charlton gilt als Erfinder der berühmten „irischen Großmutter“. Er suchte auf der großen Nachbarinsel nach guten Spielern mit irischen Wurzeln, denen allerdings die Karriere in der englischen oder schottischen Nationalmannschaft verwehrt blieb.
Durch die Hilfe der irischen Großmutter wurden so aus Schotten und Engländern Iren, darunter mit John Aldridge, Ray Houghton und Ronnie Whelan auch drei Mitglieder des legendären Teams des FC Liverpool aus den 80er Jahren.
Mit diesem Haufen gelang 1988 erstmals die Qualifikation zu einer EM-Endrunde.
Von den zwanzig Spielern spielte John Byrne in Frankreich (Le Havre) -  Pat Bonner, Chris Morris und Mick McCarthy spielten für Celtic Glasgow, die restlichen 16 Akteure verdienten in England ihr Geld. Nur vier Spieler waren in Irland geboren worden.
Wohl wissend, daß seine Truppe nicht zwingend mit Filigrantechnikern gesegnet war, verpasste Charlton seinem Haufen eine relativ defensive Kontertaktik. Man konnte sagen, daß die Iren englischer spielten als die Engländer.
Und ausgerechnet die Engländer waren der erste Gruppengegner Irlands bei der Euro 1988: Ray Houghton gelang in der 6. Minute per Kopf das 1:0 – das Ergebnis sollte bis zum Ende der Partie Bestand haben und machte sowohl Houghton als auch Charlton unsterblich in Irland.
Gegen den späteren Vizeeuropameister UdSSR gelang wieder das 1:0 (Whelan, 39.), allerdings hielt der Riegel nur 75 Minuten lang, dann gelang Protassow der Ausgleich.
Gegen den späteren Europameister Niederlande hätte ein Unentschieden gereicht. Der irische Riegel hielt 82. Minuten lang, dann fiel dem Niederländer Kieft ein langer Ball so unglücklich auf den Kopf, daß er seine Flugbahn Richtung Tor änderte und Pat Bonner auf dem falschen Fuß erwischte.
Das war vorerst das Ende des irischen Fußballmärchens.
Zwei Jahre später ging es jedoch weiter, die Iren waren 1990 auch erst mal bei einer WM dabei., überstanden die Qualifikation hinter Spanien als Gruppenzweiter.
Wieder waren England und die Niederlande die Gruppengegner in der Vorrunde, dazu kam der „Fußballzwerg“ Agypten.  Am Ende wurde es die torärmste und langweiligste Gruppe – nur England gelang ein 1:0 Sieg gegen Ägypten, alle anderen Spiele endeten Unentschieden. Diesmal zeigten sich die Iren allerdings in sofern sportlich verbessert, als sie nicht nur nach dem altbekannten Schema vorgingen: Ball nach vorne schlagen, Tor machen, dicht machen, sondern es gelang ihnen gegen England und die Niederlande sogar, jeweils einen Rückstand auszugleichen (das Spiel gegen Ägypten endete 0:0).
Da von den sechs Gruppen auch zwei beste Gruppendritte ins Achtelfinale einzogen, reichten die drei Unentschieden den Iren. Sie wurden sogar Gruppenzweiter, allerdings entschied hier das Los gegenüber den punkt- und torgleichen Niederländern.
Ansich egal, aber so bekamen es die Iren im Achtelfinale mit Rumänien zu tun und so entging Georghe Hagi vielleicht Spuckattacken von Frank Rijkaard.
Das Spiel gegen die Rumänen war wieder mal torlose Magerkost. Zu Helden avancierten dann zum einen Pat Bonner, der im Elfmeterschießen gegen Timofte hielt und zum anderen David O’Leary – geboren in London, seit 1973 in Diensten des FC Arsenal und seit 1976 irischer Nationalspieler.
Mitte der 80er war aus dem Nationalteam zurückgetreten, hatte sich mit Charlton überworfen, nachdem dieser ihn zunächst nicht berücksichtigt hatte. Vor der WM rauften sich die zwei wieder zusammen, O’Leary spielte wieder für Irland, wurde gegen Rumänien in der Verlängerung eingewechselt und traf den entscheidenden Elfmeter.
Im Viertelfinale trafen die Zementfußballer aus Irland dann auf die Betonmischer aus dem Gastgeberland und mussten leidvoll erfahren, wie es ist, wenn man quasi von seiner eigenen Taktik geschlagen wird. Ein Treffer von Toto Scillaci aus der 38. Minute reichte den Italienern zum Weiterkommen.
1992 fehlte den Iren ein Punkt in der Qualifikation, letztendlich ein Tor gegen England oder Polen, dann wären sie anstatt der Engländer bei der EM dabei gewesen.
Ein Ätschbätsch dann 1994 – nicht nur daß die Iren als einzige „britische“ Mannschaft die Qualifikation überstanden, es gelang auch noch die Revanche an Italien mit 1:0 im ersten Gruppenspiel, wieder mal durch ein Tor von Ray Houghton.
Im Achtelfinale war dann allerdings Schluß, nach einem 0:2 gegen die Niederlande.
In der Qualifikation 1996 wären die Iren ansich klar an Portugal gescheitert gewesen, allerdings war das Turnier inzwischen auf 16 Mannschaften aufgestockt worden. Teilnehmen durften also neben dem Gastgegeber die acht Gruppenersten und dazu die sechs besten Gruppenzweiten der Qualifikation.. Der schlechteste und der zweitschlechteste Gruppenzweite mussten in die Relegation um den letzten Platz.
Die Relegation wurde erstaunlicherweise nicht im Europacupmodus ausgetragen, sondern in einem einzigen Spiel, welches am 13.12.1995 an der Anfield Road stattfand  und mit einem überlegenen 2:0 durch zwei Kluivert-Tore für die Niederlande endete.
Das war das letzte Spiel von Jackie Charlton als irischer Nationaltrainer.
Dazu muß gesagt werden, Jackie trat zurück; die Iren hätten ihn wohl behalten, weil sie ihm so vieles verdankten. Mit seinen Nachfolgern war das anders. Man bediente sich zunächst aus dem reichhaltigen Fundus der erfolgreichen Spieler / Trainer der Charlton-Ära – Jackies Nachfolger wurde Mick McCarthy, der bis November 2002 amtierte.  Ihm weniger das Ausscheiden der Iren im Achtelfinale bei der WM 2002 zum Verhängnis wurde als sein zerrüttetes Verhältnis zur neuen irischen Ikone, dem Mannschaftskapitän Roy Keane.  Keane beschwerte sich damals über die Vorbereitung und das Quartier der Nationalmannschaft und reiste ab, resp. er wurde abgereist.
Seinen Rücktritt machte er im April 2004 rückgängig, als mit Brian Kerr der ehemalige Jugendcoach der Iren die Nationalmannschaft übernahm. Nach der Nicht-Qualifikation zur WM in Deutschland übernahm im Januar 2006 Steve Staunton, wieder einer der Helden von Jackies Boys, den Cheftrainerposten der Iren. Nachdem der sich nicht mit der Mannschaft für die Euro 2008 hatte qualifizieren können, beendete der Verband die Zusammenarbeit am 23.10.2007 in gegenseitigem Einvernehmen. Interimstrainer wurde wieder mal Daniel Joseph „Don“ Givens, der die Mannschaft schon zwischen McCarthy und Kerr betreut hatte. Und als Nachfolger wurde dann im Februar 2008 der Trappertoni benannt, der „Flasche-Leer“-Pressekonferenzensprecher.
DER war das größte Problem bei den Iren inzwischen los, den begnadeten Fußballer und Super-Egomanen Roy Keane; denn weil nach seinem Comeback bei der Nationalelf weiterhin Kenny Cunningham Kapitän blieb, trat Roy 2005 endgültig zurück.
Die Qualifikation für die Euro 2008 mißlang zwar, aber inzwischen wächst so langsam auch eine neue Generation von Spielern nach. Und ich will mich an dieser Stelle mal nicht über Henry the Cheat ergießen, der dem Trappertoni und der irischen Mannschaft die Teilnahme  an der WM 2010 verhagelt hatte!!!

Mittwoch, 30. Mai 2012

POLEN


POLEN



FIFA-Weltrangliste
65.
UEFA-Koeffizient (Platz)
24.
EM-Titel
keiner
EM-Teilnahmen bisher
2008
EM-Qualifikation
Gastgeber
Rekordspieler
Michael Zewlakow (102)
Rekordtorschütze
Wlodzmierz Lubanski (48)
EM-Spiele gg GER
2008:  0:2 (Vorrunde)

Die EM 2012 ist immerhin das zweite europäische Turnier in Folge, an dem Polen teilnimmt. Ob das jedoch auch ohne die Gastgeberrolle gelungen wäre, darf zumindest bezweifelt werden, denn für die WM 2010 war die Qualifikation nicht gelungen, da landete man relativ kläglich auf Platz 5 in einer Gruppe hinter der Slowakei, Slowenien, Tschechien und Nordirland und vor San Marino. Und es ist auch die zweite EM erst überhaupt, an der Polen in der Endrunde teilnimmt.
Die polnische Mannschaft dürfte eine rechtschaffene Wundertüte sein; die meisten Spieler verdienen zwar inzwischen ihr Geld im Ausland, darunter sind auch drei aktuelle deutsche Meister (Kuba, Piszczek und Lewandowski). Aber, mal abgesehen von Lukasz Fabianski und Wojchiech Szczesny, Ersatztorleute bei Arsenal London, sind das doch eher nicht die allerbesten Adressen in Europa.
Die große Zeit des polnischen Fußballs liegt schon relativ lange zurück:
1972 wurde die Mannschaft aus „Staatsamateuren“ Olympiasieger und sorgte auch bei der WM 1974 für Furore, als man erst durch die „Wasserschlacht von Frankfurt“ gegen Deutschland das Finale verpasste und letztendlich Dritter wurde.
Vier Jahre später reichte es ebenfalls für die zweite Finalrunde, aber dort nur zu einem Sieg gegen Peru – 1982 wurde man erneut Dritter (3:2 gegen Frankreich), nachdem man das Halbfinale gegen den späteren Weltmeister Italien 0:2 verloren hatte.
1986 reichte es mit einer überalterten Mannschaft gerade noch zum Achtelfinale, dann war erst mal Funkstille für 16 Jahre.
Die Ausrufung des Kriegsrechts 1982 lähmte den polnischen Fußball; Spieler, die ins Ausland gingen, liefen nicht mehr für ihr Land auf – und mit der Demokratisierung wurde es dann nicht besser. Der polnische Fußballverband versank in einem Sumpf von Manipulation und Korruption, für ein vernünftiges Nachwuchssystem war bei Verband und Vereinen offenkundig kein Geld. Das befindet sich seit der Vergabe der EM 2012 an Polen und die Ukraine (2005) gerade erst im Aufbau.
Bezeichnend für die Not Polens ist die Karriere von Emmanuel Olisadebe, geboren und aufgewachsen in Nigeria, der 1997 nach Polen kam und drei Jahre später, als 22jähriger eingebürgert wurde, um 25 Länderspiele für Polen zu bestreiten, als erster dunkelhäutiger Nationalmannschaftsspieler.
Spätestens seit 2009, als Franciszek Smuda das Amt des Nationaltrainers übernahm, geht der Verband auch einen zweiten Weg, der mit der besonderen Geschichte Polens zusammenhängt, vor allem mit der gemeinsamen Geschichte Polens und Deutschlands.
Mit Miroslaw Klose und Lukas Podolski stehen zwei Bundesligaspieler polnischer Herkunft in Reihen aktuellen der deutschen Nationalmannschaft. Pjotr Trochowski trug das selbige Leibchen 35 mal, ebenfalls in Polen geboren. Dariusz Wosz spielte 7mal für die DDR und 17 mal für Deutschland, auch er in Polen geboren.
Smuda ist in Lubomia geboren, das ebenso wie die Geburtsorte von Klose, Podolski und Wosz in Oberschlesien liegt, und wie die drei besitzt er damit auch qua Grundgesetz (Art. 116) die „deutsche Volkszugehörigkeit“ und damit auch das Recht auf die deutsche Staatsangehörigkeit. (Für Trochowski gilt das gleiche mit dem 116, bloß daß sein Geburtsort im ehemals deutschen Pommern liegt).
Aber mit dem Fußballdeutsch- oder Polentum ist das ja so eine Sache...denn auch wenn die Deutschen die „Volksdeutschen“ und ihren Abkömmlingen die deutsche Staatsangehörigkeit gewähren, so sind Oberschlesien, Pommern und Ostpreußen natürlich heute polnisches Staatsgebiet.
Und so schickte Smuda seine Scouts in alle Welt (oder zumindest nach Europa), um Stammbaumsichtung zu betreiben und sie wurden dort auch fündig:
Sebastian Boenisch, geboren 1987 in Polen, seit 1988 in Deutschland, Profi bei Werder Bremen – Eugen Polanski, in Polen geboren, in Viersen aufgewachsen, Profi beim 1. FSV Mainz 05 (spielte sogar für die deutsche U21) – Adam Matuschyk, in Polen geboren, in Merzig aufgewachsen, inzwischen Profi bei Fortuna Düsseldorf.
Alles drei „Volksdeutsche“ und jetzt polnische Nationalspieler.
Fündig wurden die Stammbaumscouts auch in Frankreich bei Damien Perquis (FC Sochaux) und Ludovic Obraniak (Girondins de Bordeaux).
Ebenso fündig wurde man wohl in Schweden bei Ivo Pekalski, der zwar schon für den schwedischen A-Kader nominiert war, aber verletzungsbedingt absagte. Für den EM-Kader scheint er jedoch noch nicht nominiert zu sein.
Die Presse nennt jene Wiedereingebürgerten durchaus skeptisch und auch etwas abfällig „Obcokrajowcy“ (Ausländer)...in Anlehnung an jene Spieler, die 1938 für Polen zur ersten WM-Teilnahme geführt hatten und dort in einem der besten Spiele der WM Geschichte im Achtelfinale 5:6 nach Verlängerung gegen Brasilien verloren.
Auch damals standen im polnischen Kader viele Spieler aus jenem geschichtsträchtigen Revier Schlesien:
Ernst Willimowski: schoß damals gegen Brasilien vier Tore, spielte damals für Ruch Chorzow, der bis 1922 SV Bismarckshütte geheißen hatte; unterschrieb nach dem Einmarsch der Deutschen die Deutsche Volksliste und wechselte danach zum PSV Chemnitz. Von 1934 bis 1939 bestritt er für Polen 22 Länderspiele (21 Tore), 1941/42 spielte er achtmal für Deutschland (13 Tore).
Friedrich Scherfke schoß ein Tor in diesem Spiel; er stammte aus Posen und spielte für Posen, zunächst für Warta (1925 – 1939), dann für den 1. FC, der nur deutschen Staatsangehörigen offenstand (1940) – er bestritt 12 Nationalspiele für Polen bis 1938, ließ sich auch 1939 in die Deutsche Volksliste eintragen.
Er galt in Polen lange Zeit als Verräter und Kollaborateur, der auch mit der SS zusammengearbeitet haben sollte, doch solcherlei Vorwürfe wurden inzwischen entkräftet – vielmehr hatte Scherfke ehemalige Vereinskameraden vor Aktionen der Deutschen gewarnt und seine Kontakte genutzt, um ehemalige Mitspieler vor Deportation und Zwangsarbeit zu schützen.
Der vielleicht beste polnische Fußballer aller Zeiten entschied sich damals auch gegen das Land seiner Vorfahren: Raymond Kopasszewski, geboren 1931 in Noeux les Mines im nordfranzösischen Kohlerevier, wohin es ganze Generationen von polnischen Gastarbeitern damals verschlagen hatte.
Der Fußball wurde für Raymond Ventil und Möglichkeit, der Schufterei unter Tage zu entkommen; bereits mit 11 spielte er für die Junioren, mit 14 für die Jugendmannschaft und ab 16 für das Herrenteam seines Vereins.
1949 bekam er seinen ersten Profivertrag bei SCO Angers, wo es die erste Maßnahme seiner Trainers und Gastvaters war, den Nachnamen seines Schützlings in KOPA zu ändern, weil das französischer klang. Für die Summe von 1,8 Millionen Francs wechselte er 1951 zu Stade Reims, mit denen er zweimal Meister und einmal Vize wurde.
Im selben Jahr nahm er die französische Staatsbürgerschaft an und lief erstmals für die Equipe Trikolore. 1954 und 1958 führte er Frankreich zur WM; 1958 wurde Frankreichg Dritter in der Endrunde und Kopa zum Spieler zum besten Spieler des Turniers gewählt. Außerdem wurde er Europas Fußballer des Jahres.
Mit Stade Reims stand er 1956 im Finale um den Europapokal der Landesmeister, den er dann, nach seinem Wechsel, mit Real Madrid von 1957 – 1959 gewann.
Mit Real wurde er 1957 und 1958 spanischer Meister, was ihm nach seiner Rückkehr nach Frankreich 1960 und 1962 mit Stade Reims erneut gelang.
Erst zu seiner goldenen Hochzeit, im Jahre 2003 betrat er zum zweiten Mal das Land, aus dem seine Vorfahren einst ausgewandert waren; vorher war er nur anlässlich eines Freundschaftsspiels dort gewesen. Er kommentierte die Reise lakonisch mit den Worten: „ich wäre lieber nach Rom gefahren.“  Polen war für ihn zeitlebends Ausland gewesen und hätte ihm nur ein Leben als „Schwarzfresse“ unter Tage geboten. Der Fußball und Frankreich hatten ihm die Möglichkeit geboten, diesem Leben zu entkommen.
Inzwischen ermöglicht es die polnische Staatsbürgerschaft Spielern, die sonst nicht zu solchen Ehren gekommen wären, immerhin die Teilnahme an der Fußball EM für ihr „neues“ altes Heimatland.
Daß die polnische Mannschaft es bei diesem Turnier weit bringen wird, darf zumindest arg bezweifelt werden; auch der Heimbonus wird da wohl kaum weiterhelfen.
Von 13 Turnieren bisher wurden nur drei durch die Gastgeber gewonnen, das waren 1964 Spanien, 1968 Italien und 1984 Frankreich, wobei bei den ersten beiden Turnieren eh nur vier Nationen in der Endrunde standen. Der letzte große Erfolg einer Mannschaft im eigenen Land war das Vordringen Portugals ins Finale 2004. 

Dienstag, 29. Mai 2012

DÄNEMARK


DÄNEMARK


FIFA-Weltrangliste
10.
UEFA-Koeffizient (Platz)
12.
EM-Titel
1992
EM-Teilnahmen bisher
1964 / 1984 / 1988 / 1992 / 1996 / 2000 / 2004
EM-Qualifikation
Sieger der Gruppe H
Rekordspieler
Peter Schmeichel (129)
Rekordtorschütze
Poul Nielsen / Jon Dahl Tomasson  (je 52), allerdings brauchte Nielsen nur 38 Länderspiele (1912 – 1925)
EM-Bilanz gg GER
1988:  0:2 (Vorrunde)
1992:  2:0 (Finale)

Dänemark ist ein doofes Land.
Früher wurden sie als Fußballzwerg belächelt und auf eine Stufe quasi mit Albanien gestellt, dann galten sie als die liebenswerten Underdogs, sozusagen als die Kameruner Europas mit den ach so tollen Spielern und den ach so tollen Fans (die die Schotten im Lustigkeitsfaktor ablösten).
Und seit 1992 darf man ja quasi gar nichts Schlechtes mehr über die Dänen sagen.
Ihr wisst schon:  das Telefon klingelt, und dann nehmen 22 Dänen das Handtuch von der Strandliege, treffen sich bei McDonalds auf’n paar Burger, schippern nach Schweden und werden Europameister; schlagen im Finale die ungeliebten Deutschen, denen der Beckenbauerfranz noch zwei Jahre zuvor zukünftige Unschlagbarkeit prognostiziert hatte ob der Wiedervereinigung.
Ihren Europameistertitel hatten die Dänen in erster Linie drei Dingen zu verdanken: dem Glück, daß die eigentlich qualifizierten Jugoslawen vom Turnier ausgeschlossen wurden - Peter Schmeichel, dem herausragenden Torhüter von Manchester United, der vor allem in den Finalspielen überragend hielt und Marco van Basten, der im Halbfinale im Elfmeterschießen versagte.
Beide Tore im Finale waren höchst umstritten, und man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß dem Schweizer Schiri Galler dieses Unschlagbarkeitsgewäsch von Beckenbauer genauso auf den Sack ging wie vielen anderen...so daß sich alle weniger darüber freuten, daß Dänemark gewonnen hatte, als daß Deutschland NICHT siegte.
Als Vater des Erfolges wurde der Trainer Richard Moeller Nielsen gefeiert, den man natürlich auch prompt zum Trainer des Jahres 1992 wählte.
Moeller-Nielsen war bis 1990 Dänemarks Jugendtrainer gewesen, kannte also viele der Spieler noch, die er jetzt betreute, was ihm allerdings nicht ungeteilte Liebe einbrachte.
Schon zu Beginn der Qualifikation nach einem Unentschieden in Nordirland und einer Niederlage in Jugoslawien stand er heftig in der Kritik, auch von Seiten der Spieler.
Michael Laudrup, der einzig wahre Weltstar der Dänen (neben Peter Schmeichel) trat sogar wegen Moeller-Nielsen aus der Nationalmannschaft zurück.
Daß er dann den Europameisterschaftserfolg feiern konnte, lag wohl mehr oder weniger daran, daß man, nach dem die Dänen doch noch zur Endrunde kamen, wie die Jungfrau zum Kind, auf die Schnelle keinen geeigneten Nachfolger finden konnte.
War auch egal...die Dänen, unter der Führung von Schmeichel und Brian Laudrup, trainierten sich in erster Linie selbst.
Erste Wahl war Moeller-Nielsen sowieso nicht gewesen und eigentlicher Vater des dänischen Fußballwunders sowieso nicht.
Zwar brachte Dänemark immer wieder hervorragende Fußballer hervor, doch sobald diese dann ins Ausland wechselten, waren sie für die Nationalmannschaft gestorben, weil der dänische Verband keine Profis in seiner Auswahl duldete.
1964 waren die Dänen Vierter bei der EM geworden, allerdings war daran auch der damalige Modus schuld: in der Qualifikation hatten es die Dänen mit Malta zu tun (6:1 / 3:1), dann kam im Achtelfinale Albanien, das seine Vorrunde nur deshalb gewann, weil die zugelosten Griechen sich weigerten, gegen Albanien aufzulaufen, denn offiziell befand man sich noch im Kriegszustand (!!!).
Gegen die Albaner gewann Dänemark zu Hause 4:0 und leistete sich eine peinliche Schlappe in Tirana (0:1), was aber für das Viertelfinale reichte.
Dort wartete der „Fußballriese“ Luxemburg, das überraschend die Niederlande geschlagen hatte (1:1 / 2:1).  In Luxemburg ging das Spiel 3:3 aus, in Dänemark reichte es nur zu einem 2:2. Die Auswärtstorregel galt damals noch nicht, also musste ein drittes Spiel ran, welches die Dänen 1:0 in Amsterdam gewannen.
Im Halbfinale gab es gegen die Sowjetunion (0:3) nichts zu bestellen und im kleinen Finale gegen Ungarn auch nicht (1:3, wenn auch erst in der Verlängerung).
Das war dann die dänische EM-Geschichte soweit und die WM-Geschichte sah ähnlich aus...Dänemark hatte nämlich noch nie an einer Endrunde teilgenommen.
Ein Glücksfall wollte es, daß die Dänen 1979 den gerade beim FC St. Pauli entlassenen Sepp Piontek als Nationaltrainer verpflichteten. Der überzeugte die Verbandsbosse, daß es so nicht weiter gehen konnte und er bereitste Europa, um die dänischen Stars zu überzeugen, daß sie doch bitte sehr nun doch für Dänemark spielen sollten. 1984 gelang erstmals nach 1964 wieder die Qualifikation zu einer EM, wo es bis ins Halbfinale ging – 1986 ging es erstmals zu einer WM, wobei die Dänen zuvor in der Qualifikation Deutschland mit 2:0 schlugen. Piontek ist damit nur einer von drei deutschen Trainern, denen es gelang, gegen eine DFB-Auswahl zu gewinnen. Die anderen sind der DDR-Trainer Georg Buschner, dem 1974 dieses Kunststück gelang und Ottmar Hitzfeld (das 5:3 in Basel am 26.05.2012).
Elf Jahre betreute Piontek die Dänen, als die Qualifikation zur WM 1990 um einen Punkt verpaßt wurde, folgte allerdings die Entlassung.
Als Pionteks Nachfolger wurde der Trainer von Bayer 05 Uerdingen vorgestellt, Horst „Fussel Wohlers“ ...was etwas voreilig war, denn Fussel hatte noch einen gültigen Vertrag bei den Krefeldern und die verweigerten die Auflösung des Kontraktes.
So nahm man dann doch Richard Moeller Nielsen. So wird man Europameister.
Der einzige Erfolg neben dem EM-Gewinn 1992 war dann später der Gewinn des Confederations-Cup 1995, im Finale gegen Argentinien (2:0!!!).
Das war Höhepunkt und Abschied der alten dänischen Garde zugleich. 

Montag, 28. Mai 2012

KROATIEN


KROATIEN


FIFA-Weltrangliste
8.
UEFA-Koeffizient (Platz)
22.
EM-Titel
Keiner
EM-Teilnahmen
1996 / 2004 / 2008
EM-Qualifikation
Play-Offs gegen die Türkei  3:0 und 0:0
Rekordspieler
Dario Simic (100)
Rekordtorschütze
Davor Suker (45)
EM-Bilanz gg GER
1976:  2:4 n.V (Halbfinale) als Jugoslawien
1996:  1:2 (Viertelfinale)
2008:  2:1 (Vorrunde)

Es gibt in der Geschichte vieler Fußballnationen eine sogenannte „goldene Generation“.
Wenn der Fußballgott gerecht ist, dann gelingt es jener Generation, Außergewöhnliches zu leisten, Großes zu vollbringen und Titel zu erringen.
Manchmal ist der Fußballgott jedoch gerade in dieser Situation auf Klo oder einen saufen mit seinen Kumpels Schicksal, Zufall und Elfmeterschießen oder er wird von seiner Stiefmutter, der Politik, in die Besenkammer gesperrt.
Der kroatische Partisanenführer Tito hatte nach dem zweiten Weltkrieg das ehemalige Königreich der Südslawen als föderative Republik Jugoslawien wiederbelebt als kleinen relativ unabhängigen kommunistischen Staat.
Und das kleine Jugoslawien brachte immer wieder hervorragende Fußballer hervor, die immer wieder im Konzert der ganz großen Nationen mitsingen konnten.
WM-Viertelfinale 1954 und 1958, vierter Platz 1962, Finalrunde 1974 – EM-Zweiter 1960, 1968 (als man erst im Wiederholungsspiel gegen Italien unterlag), EM Vierter 1976, als man im Halbfinale unglücklich gegen Deutschland 2:4 nach Verlängerung ausschied und das Spiel um Platz 3 ebenso unglücklich verlor, gegen die damals vermeindlich beste Fußballnation der Welt, die Niederlande (2:3 n.V.).
Damals standen sechs Kroaten im Kader Jugoslawiens von 17 Spielern.
Die goldene Generation Jugoslawiens nahm 1987 ihren Anfang, als Jugoslawien Junioren-Weltmeister wurde mit Robert Jarni, Zvonimir Boban und Davor Suker.
Die WM 1990 sollte ein erster Höhepunkt werden; viele Spieler verdienten mittlerweile ihr Geld im Ausland, das Ausscheiden im Viertelfinale durch Elfmeterschießen gegen Argentinien war eher tragisch.
Doch da waren bereits ein Teil der kroatischen Spieler nicht mehr dabei, namentlich jene von Dinamo Zagreb...der jugoslawische Bürgerkrieg begann für viele am 13.05.1990, als im Maksimir-Stadion zu Zagreb die Partie zwischen Dinamo und Roter Stern angepfiffen werden sollte. Die Partie fand nie statt. Bereits tagsüber war es zwischen den Bad Blue Boys, den Dinamo Fans und den Delije, den Belgradern in der Stadt zu schweren Auseinandersetzungen gekommen. Als die Delije dann begannen, die Tribüne im Maksimir-Stadion zu demolieren, stürmten die Bad Blue Boys den Rasen und lieferten sich eine wüste Schlacht mit den Ordnungshütern.
Es war der Abend, an dem Zvonimir Boben zum Nationalhelden Kroatiens aufstieg. Fernsehkameras übertrugen live die Bilder als Dinamos Mannschaftskapitän auf einen Polizisten eintrat, der vorher auf einen Fan eingeschlagen hatte.
Am 25.06.1991 erklärte Kroatien seine Unabhängigkeit und bereits am 17.10.1990 hatte es ein erstes Länderspiel einer kroatischen Nationalmannschaft gegeben und das war quasi das Ende der goldenen Generation einer Jugoslawischen Nationalmannschaft.
Im Juli 1992 erlangte Kroatien seine Wiederaufnahme in die FIFA. 
Was aus diesem Team hätte werden können, wenn man als eine Nation aus Serben, Kroaten, Bosniern, Slowenen, Mazedonen und Montenegrinern weiter zusammengespielt hätte, ist rein hypothetisch.

Die Kroaten gehörten (logischerweise) zu jenen Nationen, die Serbien-Montenegro unter dem Namen Jugoslawien die Teilnahme an der EM 1992 untersagten und somit maßgeblich zum Titelgewinn Dänemarks beitrugen.
Robert Prosinecki, in Deutschland geboren, Sohn eines kroatischen Vaters und einer serbischen Mutter, war damals im Mai 1990 noch auf Seiten von Roter Stern Belgrad auf dem Platz, es sollte bis 1994 dauern, bis er sich dann auch dafür entschied, fortan für Kroatien aufzulaufen.
Die Politik war es, die der goldenen Generation die Möglichkeit nahm, Titel zu gewinnen – 1994 waren alle Mannschaften des ehemaligen Jugoslawiens für internationale Turniere gesperrt.
Selbst 1996 war der Bürgerkrieg beim ersten großen Auftritt der Kroaten auf internationaler Bühne noch nicht aus den Köpfen verschwunden.
Dinamo Zagreb hieß jetzt zwangsverordnet Croatia.
Boban, der Held des 13.05, hatte mit martialischen Aufrufen dafür gesorgt, daß viele der Bad Blue Boys sich als Freiwillige zur kroatischen Armee gemeldet hatten – sie trugen das Dinamo-Wappen am Stahlhelm und hissten die Vereinsfahne an der Front.
Slaven Bilic hatte mit anderen zusammen eine Organisation gegründet, die Spenden sammelte, um damit Waffen für die kroatische Armee zu kaufen und Trainer Blazevic versprach vor dem Turnier, seine Mannen würden auf dem Rasen so kämpfen wie die tapferen Soldaten in der Krajina – in Anspielung auf die Zerschlagung der Republik Serbische Krajina, die etwa ein Drittel des kroatischen Staatsgebietes umfasst hatte, im August 1995. „Fußball ist wie Krieg, und manchmal stirbt auch einer“.
Seine Spieler schienen solcherlei martialische Rhetorik zu stark verinnerlicht zu haben, vor allem im Viertelfinale gegen Deutschland: „uns steht ein Krieg auf Leben und Tod bevor. Gegen die deutschen Stukas und Messerschmidts werden wir mit Kamikaze-Fliegern antreten.“
Es wurde eines der hässlichsten Fußballspiele in der EM-Geschichte.
Die Kroaten traten auf alles ein, was sich bewegte, der Schiedsrichter war mit der Partie komplett überfordert, in Erinnerung bleiben wird wohl immer die Szene, als Slaven Bilic dem verletzen Christian Ziege gegen die Brust trat.
Daß sie es spielerisch wesentlich besser können, zeigten sie zwei Jahre später, als sie bei der WM 1998 Dritter wurden und Deutschland im Viertelfinale 3:0 nach Hause schickten (was aber auch am schwachen Auftreten der Deutschen lag) und bei der Euro 2008, als eine neue kroatische Generation die Deutschen in der Vorrunde 2:1 schlagen konnte. Damals stand der alte Krieger Slaven Bilic schon an der Seitenlinie als Trainer der Kroaten, er wird dies auch bei dem Turnier 2012 tun, bevor er dann zu Lok Moskau wechseln wird. 

ENGLAND


ENGLAND



FIFA-Weltrangliste
7.
UEFA-Koeffizient (Platz)
1.
EM-Titel
keiner
EM-Teilnahmen bisher
1968 / 1980 / 1988 / 1996 / 2000 / 2004
EM-Qualifikation
Sieger der Gruppe D
Rekordspieler
Peter Shilton (125)
Rekordtorschütze
Bobby Charlton (49)
EM-Bilanz gg GER
1996:  5:6 i.E. (Halbfinale)
2000:  1:0 (Vorrunde)

Die Engländer sind doch schon ein seltsames Völkchen.
Und ich rede jetzt gar nicht erst davon, daß sie Bier warm trinken und Toast kalt essen.
Vielleicht ist das ja einfach so, daß man durch die Insellage etwas kauzig wird...vielleicht halten die Engländer auch deshalb so stringent an Nordirland fest, weil sie so sagen können: „seht her, wir sind mehr als eine Insel, nämlich Eineinviertel!!!“
Auch in Sachen Fußball pflegt das Mutterland ein seltsames Gebahren.
Denn die Eineinviertelinsel ist ja das politische Gebilde Großbritannien, aber nicht etwa, daß es eine großbritannische Nationalmannschaft gäbe – nein, man beharrt darauf, daß es gefälligst vier zu geben hätte...England, Schottland, Wales und Nordirland, die alle für sich genommen gut sind, aber nicht gut genug.
Kein schottische Stabhochspringer käme auf die Idee, er wolle bei Olympia gefälligst für Schottland starten und nicht für Großbritannien...aber gut, das ist Sache der Briten.
Da Großbritannien das Mutterland des Fußballs ist, beharren die Engländer als ältestem britischem Verband darauf, daß der englische Fußball auch der einzig wahre ist. Von 1928 bis 1946 waren die Briten nicht Mitglied der FIFA, wegen Streitigkeiten um Geldzahlungen an Fußballspieler und verpassten so die ersten drei Weltmeisterschaften. Und an Europameisterschaften wollte man schon grad gar nicht teilnehmen, denn die einzig wahre „Europameisterschaft“ gab es ja schon: Die Home International Championship, die seit 1884 jährlich ausgetragene Britische Meisterschaft!
Und so fand der Europapokal der Nationen noch ohne britische Beteiligung statt. Daß man mit dieser „Splendid Isolation“ nicht weiter kam, durfte jedem Engländer spätestens 1953 klar geworden sein, als man erstmals auf dem heiligen Rasen von Wembley ein Spiel verlor, nämlich 3:6 gegen Ungarn.
Das begriffen am Ehesten Trainer wie Bill Shankly (Liverpool) und Matt Busby (Man Udt.), beides im Übrigen Schotten und das begriff auch Alf Ramsey, der 1962 den Kreidefinger Walter Winterbottom als Nationaltrainer ablöste.
Denn Winterbottom traute man vor allem eines NICHT zu, nämlich England zum WM Titel im eigenen Land zu führen. Ramseys logische Schlussfolgerung war, wenn man der Weltbeste sein wollte, musste man die Weltbesten schlagen, was hieß, sich mit ihnen zu messen und von ihnen zu lernen.
Das geriet 1964 erstmal gründlich zum Fiasko, als man in der ersten Runde der EM-Qualifikation gegen Frankreich rausflog (1:1 / 2:5). 1968 reichte es dann immerhin für Platz Drei – als Qualifikation hatte man die Britische Meisterschaft genommen, im Viertelfinale wurde Spanien ausgeschaltet (dank eines 1:0 in Wembley), aber sobald die Engländer die Insel verlassen mussten, waren sie nur noch die Hälfte wert.
Das Halbfinale ging 0:1 gegen Jugoslawien verloren, das Spiel um Platz 3 schenkten die Sowjets mit ihrer zweiten Garde geradezu her.
Was dann folgte, war der Furor Teutonicus...die immer wiederkehrende Rache der Deutschen für das Wembley Tor...1970 bei der WM, 1972 im EM-Viertelfinale, als die vielleicht beste deutsche Mannschaft aller Zeiten die Engländer beim 3:1 in Wembley regelrecht wie einen Tanzbär durch das Stadion scheuchten. 
Das war dann auch quasi das Ende der Ära Ramsey und die englische Nationalmannschaft machte eine weitere Krise durch, die bis 1990 dauern sollte.
Komisch ist es immer wieder...der englische Fußball ist erfolgreich, die Engländer sind das nicht.  Mag vielleicht daran liegen (kalter Toast, warmes Bier), daß irgendwie in den Köpfen immer noch eine rudimentäre Vorstellung von dem Spiel vorherrscht: So wie im Mittelalter, als es galt, eine Stoffkugel irgendwie von Dorf A nach Dorf B zu bringen.
Das würde zwei Dinge erklären: nämlich a) warum die Engländer keine Elfmeter schießen können und b) warum Peter Shilton bis heute Rekordnationalspieler ist.
Denn sowohl Elfmeterschießen als auch Torleute sind in der mittelalterlichen Variante des Spiels nicht vorgesehen. Gordon Banks, Peter Shilton und David James waren nicht deshalb Nationaltorhüter, weil sie so klasse waren, sondern weil die Engländer keine Besseren hatten...irgendwie hielten die Vereine es so wie früher in der Schule beim Kicken: der kleine Dicke, den niemand will, der kommt ins Tor (sorry, Peter) oder, man nimmt halt nen Ausländer, der bereit ist, das für viel Geld zu tun (Peter Schmeichel, Petr Czech, Jens Lehmann).
1990 war der Beginn des Elfmeter-Traumas der Engländer, das seinen Höhepunkt jedoch sechs Jahre später erfahren sollte:
1996...WENN die Engländer ein Turnier gewinnen können, dann anscheinend nur im eigenen Land (ob mit oder ohne Hilfe des Schiris, sei mal dahin gestellt) und so lagen alle Hoffnungen auf FOOTBALL’S COMING HOME!!!
Das 1:1 gegen die Schweiz war ein ziemlich lahmer Auftakt, doch dann nahmen die Engländer die Niederlande im zweiten Gruppenspiel (4:1) regelrecht auseinander und ließen auch den Schotten (2:0) keine Chance.
Im Viertelfinale besiegte man Spanien, sogar im Elfmeterschießen mit 4:2.
Diesmal hatten die Engländer scheinbar geübt, denn sie hatten fünf sichere Elfmeterschützen...schade nur, daß die Deutschen im Halbfinale deren sechs hatten und einen Torwart, der den sechsten der Engländer von Gareth Southgate halten konnte.
1998 waren es dann die Argentinier, die die Engländer beim Elfmeterschießen besiegten, 2004 und 2006 hieß der Sieger in nämlichem Wettbewerb Portugal, jeweils im Viertelfinale....wenn man denn schon so unsichere Schützen hat, wäre es halt klasse, wenn man wenigstens einen Torhüter hätte, der einen mehr hält, als die Mitspieler verschießen. Doch nach dem Karriereende von David Seaman verschlimmerte sich die Situation im englischen Tor eher noch. David James Leistungen brachten ihm den Spitznamen „Calamity James“ ein; bei der Qualifikation zur EM 2008 war es Scott Carson, der mit seinem Patzer die Endrundenteilnahme der Engländer gegen Kroatien verhinderte und bei der WM 2010 patzte Robert Green im ersten Spiel gegen die USA, was dazu führte, daß Calamity wieder ins Tor zurückkehrte, der damals schon zarte 39 Lenze zählte. Beim 1:4 Achtelfinal-Aus gegen Deutschland unterlief ihm zumindest kein „offensichtlich“ schwerer Patzer, inzwischen hat ihn jedoch Joe Hart vom Meister Manchester City ersetzt.
Den lobte Sir Alex Ferguson als den „wohl besten englischen Torhüter der vergangenen 20 Jahre“...was, wie wir gesehen haben, nicht SOOO viel heißen will.
Abwarten, kalten Toast essen, warmes Bier trinken... 

RUSSLAND


RUSSLAND



FIFA-Weltrangliste
11.
UEFA-Koeffizient (Platz)
7.
EM-Titel
1960
EM-Teilnahmen bisher
1960 / 1964 / 1968 / 1972 / 1988 / 1992 / 1996 / 2004 / 2008
EM-Qualifikation
Sieger der Gruppe B
Rekordspieler
Viktor Onopko (109)
Rekordtorschütze
Wladimir Bestschastnych (26)
EM-Bilanz gg GER
1972:  0:3 (Finale) – als UdSSR
1992:  1:1 (Vorrunde)  -  als GUS
1996:  0:3 (Vorrunde)

Also, das mit Russlands neun EM Teilnahmen ist schon etwas kompliziert.
Denn als Russland hat Russland bislang nur an drei Turnieren teilgenommen, nämlich 2004 und 2008.  Bei den ersten fünf Teilnahmen war Russland noch Teil der UdSSR und 1992 nannte sich das Konstrukt des zerfallenden Sowjetreiches dann GUS – Gemeinschaft Unabhängiger Staaten und alle Ex-sowjetischen Spieler hatten sich entscheiden können, für welches Land sie in Zukunft auflaufen wollten. Der Trainer Byschowez war in Kiew geboren, also eigentlich Ukrainer; selbiges galt für Viktor Onopko (Woroschilowgrad), den russischen Rekordnationalspieler und fünf weitere Spieler im damaligen Aufgebot. Dazu kamen zwei Weißrussen, ein Georgier, ein Ossete, ein Abchasier und lediglich acht gebürtige Russen.
Da war allerdings nicht mehr von einer homogenen Mannschaft zu sprechen; die besten Ukrainer, die bis dahin den sowjetischen Fußball dominiert hatten, spielten für die Ukraine und es sollte eine ganze Weile dauern, bis der russische Fußball sich wieder bekrabbeln konnte. Für das Turnier 2000 konnten sich die Russen nicht qualifizieren.
Schon 1996 gelang die Qualifikation für das Endturnier in erster Linie nur deshalb, weil das Teilnehmerfeld auf 16 Mannschaften aufgestockt wurde und sich 47 statt 34 Länder um die Teilnahme am Endturnier bewarben.
So bekamen die Russen eine echte „Todesgruppe“: Faröer, San Marino, Finnland, Griechenland und Schottland hießen die Gegner. Bezeichnend ist, daß gegen den Gruppenzweiten Schottland kein Sieg gelang (0:0 / 1:1).
Die längste Durststrecke war allerdings die sowjetische Abwesenheit bei den drei Turnieren von 1976, 1980 und 1984. 1976 scheiterte man im damals noch nicht zur Endrunde gezählten Viertelfinale (wurde in Hin- und Rückspiel ausgetragen) am späteren Sieger, dem Bruderfeind CSSR, 1980 wurde man in der Qualifikation hinter Griechenland, Ungarn und Finnland nur Vierter, 1984 mußte man Portugal den Vorzug für die Endrundenteilnahme lassen.
Solcherlei Auf und Ab hatte auch viel mit Politik zu tun...denn in den 70ern und 80ern setzten die jeweiligen Nationaltrainer (wenn sie grad nicht Lobanowskyj hießen) vielfach eher auf die russischen Spieler aus den Moskauer Vereinen – fußballerisch eher die Engländer des Ostens - während die Kiewer Spieler dann eher außen vor blieben. 
Die ersten vier Turniere hatte die Sowjetunion noch eine führende Rolle gespielt:
1960 Sieger, 1964 und 1972 Zweiter, 1968 Vierter.
Somit kann sich die Sowjetunion / Russland immerhin erster amtierender Europameister nennen – wobei...1960 hieß das Turnier noch „Europapokal der Nationen“ und nur, nachdem die Anmeldefrist zweimal verlängert worden war, fanden sich überhaupt 17 Nationen, die daran teilnehmen wollten. Damals, und das sollte bis 1976 so bleiben, fanden nur die Halbfinals und Finalspiele in einem Land statt, das restliche Turnier wurde im Europacup-Modus ausgetragen...geht ja auch bei 17 Mannschaften.
Daß die Russen 1960 den Titel gewannen, verdankten sie AUCH den Spaniern...oder nein, falsch:  im Viertelfinale hätte die UdSSR nämlich gegen Spanien antreten sollen, der damals (wie heute) dominierenden Nation im europäischen Klubwettbewerb.
Doch kurz vor dem Abflug nach Moskau ereilte die spanischen Kicker der Ruf des Caudillo – der spanische Diktator hatte über den Verbandspräsidenten verkünden lassen, daß sein Land die Partie in Moskau boykottieren werde...schließlich unterhielt Spanien keinerlei diplomatische Beziehungen zur UdSSR und Herr Franco war wegen der sowjetischen Beteiligung am spanischen Bürgerkrieg immer noch etwas nachtragend. Alle Versuche der UEFA, zu einem Modus zu kommen, der Spiele auf neutralen Plätzen vorsah, scheiterten am Widerstand der UdSSR und da die Spanier nicht einlenkten, zog die Sowjetunion kampflos ins Halbfinale ein, um dann dank eines „furchtbaren“ Lew Jaschin den Titel zu gewinnen.
1964 mußte Franco dann doch die Sowjets zähneknirschend ins Land lassen, denn da fand die Endrunde statt, in der die Sowjetunion das Finale gegen Spanien verlor...die Spanier dominierten immer noch den europäischen Vereinsfußball und von den Siegern 1960 standen nur noch drei Spieler im sowjetischen Aufgebot.
Auch das Turnier 1968 hatte wieder seine sowjetspezifische Kuriosität parat: die Sowjetunion bekam es in Italien im Halbfinale mit dem Gastgeber zu tun – Rasenschach gegen Catenaccio...das Ergebnis konnte selbst nach 120 Minuten nur 0:0 lauten.
Da ein Wiederholungsspiel, wie es lange üblich war, wegen des engen Zeitplans nicht möglich war, kam es zur grausamsten aller möglichen Entscheidungen, dem Münzwurf: der Kapitän der UdSSR Schesternjew wählte eine französische 10 franc Münze aus dem Jahr 1916, Italiens Kapitän Faccetto wählte die Seite und entschied sich für Kopf.
Auf dem Handrücken des deutschen Schiedsrichters Tschenscher landete der Kopf, Italien war im Finale, die Sowjets waren draußen. Einer der Gründe, weswegen bei internationalen Turnieren ab 1970 das Elfmeterschießen eingeführt wurde.
Die „Russen“ unterlagen den Engländern im Spiel um Platz 3 mit 0:2. Da stand schon nicht mehr die „schwarze Spinne“ Lew Jaschin im Tor , aber er hatte Jewgeni Rudakow einen würdigen Nachfolger. Rudakow ging einen eher ungewöhnlichen Weg, denn er wechselte von der sicheren Seite von Torpedo Moskau über Umwege zu Dynamo Kiew, mit denen er auch später noch internationale Meriten erringen sollte.
Sein erfolgreichstes Jahr als Nationaltorhüter hatte er jedoch 1972, beim zweiten Vize-Europameistertitel. Die Qualifikation überstand die Sowjetunion ohne Niederlage, im Viertelfinale gegen Jugoslawien kassierte Rudakow kein Gegentor, ebenso wenig im Halbfinale gegen Ungarn. Im Finale dann wurde Rudakow dann allgemein als bester sowjetischer Spieler angesehen...wenig tröstlich, denn er verhinderte allenfalls Schlimmeres, kassierte aber trotzdem drei Gegentore gegen die deutsche Mannschaft, die, zum damaligen Zeitpunkt, viele immer noch für die beste deutsche Mannschaft aller Zeiten halten.