Sonntag, 9. Dezember 2012

KEULE

Karte für die Nordkurve:  12.- €
Frühstück im Schweinske: 12,10 €
Glühwein:  2,50 €
feststellen, daß die wasserdichten Schuhe NICHT wasserdicht sind:  UNBEZAHLBAR...
Drei Dinger gegen Aue kassiert, drei Punkte liegengelassen...gut, den Räuchermännchen sei's gegönnt und es scheint so, daß wir Aue einfach nicht können
Ich erinnere mich dunkel; das letzte Mal Nord hab ich gestanden gegen Dynamo Dresden...November 2011...da bin ich auch fast ertrunken im Regen.
Das war auch ein Übersteiger-Termin, auch ein Sonntag, auch Dom.
Und damals haben wir 3:1 gewonnen...alles gute Omen???
Naja, das war ja Hamburger Wetter damals...heute war es, bis es anfing zu regnen, ja ansich Erzgebirgler Wetter.
Wahrscheinlich trainieren die Auer seit 14 Tagen auf angefrorenem jeden Morgen frisch geräumten seifigen Geläuf, so wie sie das heute am Millerntor vorgefunden haben. Da tränten
 denen wahrscheinlich die Augen vor Freude, als sie den Platz betraten.
Es wurde ziemlich rasch klar, wohin die Reise gehen sollte...nach dem gefühlt zweiten Ballkontakt im Spiel gab's die erste Blutgrätsche eines Auer Spielers und die erste gelbe Karte, die gefühlt auch hätte dunkler aussehen können. Aber Herr Sippel schob das wohl auf den Platz, wie er auch ansonsten Vieles schob...Augenmaß heißt auch manchmal Augen auf und manchmal ein Auge zudrücken bei den schwierigen Platzverhältnissen. Also die schlechte Leistung des Herrn Sippel will ich aber nicht auf Platzverhältnisse zurückführen.
Die Niederlage, die im Übrigen ebenso dämlich wie letztendlich überaus verdient war, vielleicht schon.
Irgendwie seit der goldenen Saison 2009/2010 hat sich eine ganze Menge geändert bei St. Pauli, was den Fußball anbelangt. Damals haben wir wieder angefangen, Fußball zu spielen, Betonung auf SPIELEN...der Chant von UPS:
"Voran FC St. Pauli - du wirst hier heute gewinnen / wirst den Gegner niederringen / hörst du unsere Kurve singen" ist also ansich vollkommener Blödsinn.  Abgesehen von der Tatsache, daß unsere singende Kurve eine Gerade oder Tribüne ist, RINGEN wir mittlerweile kaum noch unsere Gegner nieder...kein Halte-Würgegriff, sondern ein astreiner Schulterwurf. Selbst die Herren Thorandt, Mohr und Avevor oder wer auch immer bei uns in der Innenverteidigung spielt, beherrschen das körperlose Spiel und erinnern so gar nicht an Namen wie Frosch, Schlindwein (oder Zambrano!!!): St. Pauli kassiert im Schnitt 1,6 gelbe Karten pro Spiel und ligt damit ligaweit auf einem geteilten fünften Platz, keine gelb-rote, eine rote (die ich auch immer noch für überzogen halte).  Aue kassiert im Schnitt 2,1 gelbe Karten pro Spiel, hat eine gelb-rote und zwei rote Karten.
Ist ja nicht so, daß ich das etwa toll finden würde, aber es soll vielleicht ein wenig als Erklärung für die Niederlage dienen: heute war es für St. Pauli eine gelbe, die vollkommen daneben war und es waren drei vollkommen berechtigte für Aue und es hätten deutlich mehr sein können, dürfen, müssen, wenn der Sippelpeter nicht so scheiße gepfiffen hätte.
Die Szene des Spiels war für mich Mitte der 1. Halbzeit, Seite Haupttribüne...Pass verspringt, wird von Funk mit der Hacke (!) davor bewahrt, ins Aus zu springen und gelangt so zu Gogia, der sich das Kunststoff schnappt, nach vorne dribbelt und den Ball dann mit der Hacke (!) an einen Mitspieler weiterleitet...HEY HEY quittiert das Stadion, wie bei einem Stierkampf...das war wunderschön anzusehen, aber im Endeffekt schrecklich ineffektiv. Schön, wenn du dem Stier Rosen ins Fleisch stichst...aber wenn er dich mit seinen Hörnern bei den Eiern erwischt hat, schickt er dir die Blumen in der Regel nicht ans Krankenbett.
Isso...wir haben eine lustige Bande von jungen wilden technisch versierten Spielern...finde ich klasse, macht in der Regel auch echt Spaß, zuzuschauen, wenn dabei solche Siege wie gegen DIE REGION rauskommen.
Aber das war halt auch nicht auf einem Platz wie heute.
Ich hatte ja schon mal geunkt: die Jungs trainieren jeden Tag auf einem frisch geräumten Kunstrasenplatz...das ist kein Acker in der Großstadt, das ist keine Meniskuswiese, das ist ein grüner Teppich...da läßt es sich vortrefflich mit Hackespitzeeinszweidrei agieren - das geht dann halt mal auf einem solchen Untergrund wie dem heutigen im Stadion nicht.
Das ist dann so einer der Tage, wo ich, auch wenn ich denke, daß ihre Tage gekommen sind, solche Spieler wie Boll, Bruns und Ebbers in der Startelf vermißt habe...die könnten nämlich noch sowas wie Grobmotorik oder Blutgrätsche.
Nicht, daß ich das zwingend sehen will...ein Professor von mir sagte einstmals: "manchmal hast du als Mensch nur zwei Alternativen: du nimmst dir 'nen Anwalt oder du nimmst dir die Keule".
Heute waren zu viele Anwälte bei uns auf dem Platz...gewonnen haben die Neanderthaler...verdient...GLÜGGAUF

heute ein könig


FC Erzgebirge Aue

6 Spiele
1 Sieg
2 Unentschieden
3 Niederlagen
11:12 Tore

Die Erzgebirgler sind ein putziges Völkchen und Aue ist ein putziger Verein. Bei der leid- und wechselvollen Geschichte des Vereins, der sich allein schon in den Namenswechseln ausdrückt, ist es nicht erstaunlich, wie tief der Verein in der Region bei den Menschen verwurzelt ist. In diesem Fall sei der Begriff DIE REGION mal positiv verwendet. So ein bisschen wie Schalke und Bochum, nur sächsisch.
Ein Verein aus dem allertiefsten Osten des Ostens – ohne jegliche Hohlegans-Problematik scheinbar und vor allem, wenn man mit braun-weißem Outfit oder Totenkopf-Puzenpulli durchs Erzgebirge schlendert, wird man nicht angefeindet, sondern in der Regel in ‚ner Kneipe zu einem Bier eingeladen.
Wie bei den beiden letztgenannten Vereinen liegen die goldenen Jahre auch schon lange zurück: 1955, 56, 57 und 59 holten die Erzgerbirgler jeweils die DDR-Meisterschaft, 1990 als 13. in der letzten Vorwendesaison gelang nur der Sprung in die NOFV-Oberliga, bzw die Regionalliga Nordost.

Namensänderungen des FC Erzgebirge:

1948
BSG Pneumatik Aue
1950
BSG Zentra Wismut Aue
1951
BSG Wismut Aue
1951
Zentrag Wismut Aue
1954
SC Wismut Karl Marx Stadt
1963
BSG Wismut Aue
1990
FC Wismut Aue
1993
FC Erzgebirge Aue

Seit 1996 bestimmte der Mäzen Uwe Leonhardt mit seinen Brüdern und Firmen als Präsident und Hauptsponsor quasi im Alleingang die Geschicke des Vereins. Unter seiner Regie gelang 2003 der Aufstieg in die 2. Bundesliga, wo sich Aue bis 2008 halten konnte. Aus dieser Saison datieren auch die ersten beiden Partien gegen den FC St. Pauli. 2008 ging es für das Erzgebirge zwei Jahre in die dritte Liga, 2009 trat Leonhart von seinen Ämtern zurück, sitzt noch im Aufsichtsrat (sein Bruder im Ehrenrat), engagiert sich noch als Premium-Sponsor, aber nicht mehr an vorderster Front. 2011 war das Erzgebirge wieder zurück in Liga zwei, mit der klaren Zielsetzung: Klassenerhalt und Konsolidierung. Beides gelang, der Verein rettete sich mit zwei Punkten Vorsprung auf Platz 15 und ist inzwischen schuldenfrei.
Zu beidem hat der FC St. Pauli mitgeholfen.
Gut, das schuldenfrei sein hat viel mit klugem Wirtschaften zu tun (bösartige Zungen behaupten ja sowieso, in Sachsen würden die klügsten Köpfe Deutschlands wohnen), aber sicherlich war es finanziell hilfreich, daß der Drittligist im DFB Pokal zwei Spiele austragen konnte. Stephan Flauder war damals der Held, der im Elfmeterschießen in der ersten Runde einen Strafstoß von Marius Ebbers gehalten hatte, so St. Pauli das Erstrundenaus und Aue eine Partie gegen Werder Bremen bescherte.
Und zu den 35 Punkten, die Aue letztes Jahr zum Klassenerhalt reichten, hat St. Pauli immerhin sechs Punkte beigetragen, die uns dann am Ende zum Aufstieg fehlten.
Vielleicht mögen uns die Erzgebirgler deshalb so gerne, weil im Zweifelsfall immer was gegen uns zu holen ist. Vom einzigen Sieg gegen Aue, dem 4:2 vom Mai 2008 sind nur noch Bruns und Boll im Kader; Timo Schultz steht inzwischen an der Außenlinie (er erzielte damals den zwischenzeitlichen Ausgleich zum 1:1). Das Spiel war eine der Sternstunden von Charles Takyi: 1:1 vorbereitet, das 2:2 selbst gemacht und im Mittelfeld genial Regie geführt (die anderen zwei Tore erzielten damals Schnitzler und Rothenbach). Das Pendant zu Schulle (oder Boll) aus Aue, der Albaner Skerdilaid Curri hat inzwischen mit 37 Jahren seine Karriere vor dieser Saison beendet und steht nach 10 Jahren bei den Veilchen nur noch als Stand-By-Profi zur Verfügung; der hatte damals das zwischenzeitliche 1:2 erzielt. Besonders freuen dürfte sich, wenn er denn wieder fit ist, auch Ronny König auf den FC St. Pauli...die ziemlich trübe Nullnummer im Hinspiel war eine Ausnahme, denn wenn Herr König gegen St. Pauli auf dem Platz steht, dann trifft er gefühlt in jedem Spiel gegen uns. So war es in der letzten Saison in beiden Spielen.
Das Hinspiel am Millerntor war nahezu eine Lehrstunde für Konterfußball:  Ebbers markierte in der 20 Minute das 1:0, St. Pauli spielte munter aber erfolglos auf den zweiten Treffer und in der 60. (König) und 69. (Kempe) brachten uns die Auer eiskalt in Rückstand, erhöhten in der 84. Minute, als Mike Könnecke quasi unsere ganze Abwehr austanzte, sogar noch auf 1:3. Das 2:3 durch Saglik in der Nachspielzeit war dann nur noch Makulatur. Auch im Rückspiel im Erzgebirge ging St. Pauli zunächst durch Florian Bruns in Führung (21.). Das war eines der ersten Spiele, in denen ich die Taktik von Trainer Schubert nicht verstanden habe. Zambrano gelb vorbelastet, Thorandt gelb vorbelastet und das schon relativ früh, agierten beide am Randes des Platzverweises und spielten nur noch mit gebremstem Schaum. Der Trainer ließ beide bis zum Schluss drin. Der Ausgleich durch Ronny König (55.) war eine logische Konsequenz. St. Pauli stürmte, scheiterte entweder am Keeper oder der eigenen Unfähigkeit und wieder war es ein Konter, der in der Nachspielzeit zu einem Freistoß führte. Curri führte aus, Kern verwandelte per Kopf, weil die Innenverteidiger nicht konsequent hingingen. Aus die Maus!!!
Gut, wenn wir Glück haben, dann sind Kern und König immer noch verletzt; die Auer haben sowieso momentan mit Verletzungssorgen zu kämpfen. Aber ihre beiden besten Torschützen Jan Hochscheidt und Jakub Sylvestr sind leider gesund und in sofern heißt es aufpassen, denn die Mannschaft ist immer ekelig zu spielen und dieses Jahr ist es leider nicht Aufstiegsaspirant gegen Abstiegskandidat.
Verbindungen zwischen dem FC St. Pauli und den Erzgebirglern gibt es nicht so viele:
Eric Agyemang, von 1999 bis 2000 in unsere U19 und U23, trug von 2008 bis 2010 das Veilchentrikot. Kvicha Shubitidze spielte von 2002 bis 2005 für Aue, bevor er für eine Saison ans Millerntor wechselte. Von 93 bis 97 spielte Moudachirou Amadou im Erzgebirge und 2001 bis 2003 für uns. Das war’s denn aber auch schon, was die gemeinsamen Spieler anbelangt. An Gemeinsamkeiten sollte reichen, dass wir diesmal beide im unteren Tabellenmittelfeld rumdümpeln und in diesem Falle würde ich mir mal ausnahmsweise keine Geschenke an die Veilchen aus dem tiefen Sachsen wünschen. Trotz all meiner Sympathien für die Zwerge hinter den Bergen...soo doll mag ich Aue denn auch nicht. Aber das Nette ist ja, falls sie die Klasse halten und wir nicht aufsteigen, sieht man sich auch 2013 wieder. Und auch die Hutzelmännchen sind nicht nachtragend, wenn wir diesmal die Punkte behalten; das weiß ich  // fuisligo


Sonntag, 2. Dezember 2012

DIE REGION mal mit anderen Augen

ich schreib denn auch mal wieder was:
dank einer Einladung hab ich jetzt alles durch bis auf die Logen...im "alten Stadion" hatte ich schon jeden möglichen Platz...Nord stehen angefangen, mußte für ein Spiel auf die Süd wechseln, dann Gegengerade stehen, hab auf der Haupttribüne gesessen, war im alten Ballsaal und hab auch mal für ein Spiel auf der Gegengerade gesessen.
Im "neuen Stadion" hab ich ansich immer auf der "alten" Gegengerade gestanden, mußte denn aber auch manches Mal ausweichen...hab in der Nord gesessen und gestanden...hab auf der neuen Haupttribüne gesessen, in der Süd gesessen und in der Süd gestanden, hab meinen Platz in der neuen Gegengerade gefunden...und nun halt mal Kuchenblock...
Das ist eine spannende Erfahrung; weil ich ja, wenn ich ein Stadion betrete, niemals ein anderer Mensch bin...ich ändere mich nicht, egal ob Gegengerade, Nord, Süd, Kuchenblock oder Gästeblock Köln (Düsseldorf, Aue...whatever), bin aber jedes Mal ein anderer Mensch aus der Sicht derer, die mich in das Stadion hereinlassen.  Ich bin ein potentieller Gewalttäter oder Störer, ich bin ein Fan, ich bin ein Gast...aber ich kann auch, wenn ich dieses kleine Wort auf meiner Eintrittskarte stehen habe, ein wichtiger Gast sein.

Ich gehe dann einfach links an den Warteschlangen vorbei und auf die Idee, mich einer Leibesvisitation zu unterziehen, oder in meine Tasche zu gucken, kommt auch keiner.  Ich werde kurz von Männern aufgehalten, in gut sitzenden schwarzen Anzügen - nicht diese schmuddeligen Türstehertypen in Bomberjacken mit Signalwesten, werde darauf hingewiesen, daß ich erst mir ein Bändchen holen muß...danach brauche ich nie wieder meine Eintrittskarte. Ich hab mein Bändchen.
Wenn ich ein Bier trinken möchte, nehm ich mir eins von den Tabletts, wenn ich eine Wurst möchte, nehm ich sie mir aus dem Kessel, so mach ich das auch mit nem Kaffee...WENN mir Fußball scheißegal wäre...könnte ich ab jetzt auch das Spiel auf gefühlten 40 Fernsehern ansehen und mir den Wanst vom Buffet aus füllen und mich mit Rotwein dichtlöten.
Hab ich nicht gemacht...vielleicht hätt ich das gemacht, wenn es nach den zwei Lauterner Pfostenschüssen und Kallas Ping-Pong-Akrobatik schon 0:3 gestanden hätte.
Aber manchmal is das so...dann hilft das Glück dem Tüchtigen und in allen alten Ritter / Mantel & Degenfilmen ist das so, daß der Schurke dem Helden im ersten Teil des Fechtduells gräßlich überlegen ist - mit entwaffnen, am Boden rollen, Klinge knapp am Hals vorbei und dann Hechtsprung, Degen holen und danach abfechten wie nach zehn Nimm zwei, sechs Fruchtzwergen und zwei Kindermilchschnitten.
Die Mannschaft rockt...ich hatte ja schon die Hosen voll, weil mein Liebling Bartels gesperrt war, aber die Offensivreihe hat das Ding gut gemacht...schnell, beweglich, oftmals zu unpräzise, aber immer gefährlich.
Daß wir eins machen können, war ansich immer klar, fand ich - ich hatte halt nur Angst, daß wir zwei kriegen...aber war doch schön, daß die Lauterer sich mit sich selber beschäftigten...der Trainer seinen Haufen umbastelte und mit Mo Idrissou einen echten Ärgerling aufstellte.  Christiano Ronaldo, gefangen im Körper eines Zweitligaspielers...der fing nach gefühlten 30 Sekunden an, mit seinen eigenen Mitspielern zu meckern und lamentierte das ganze Spiel durch...und hatte verdammt viel Glück, daß er nicht vom Platz geflogen ist.
War denn vielleicht unser Glück, daß er so viel scheinbar mit sich selbst beschäftigt war...aber es war auch viel Arbeit, ehrliche Arbeit - alle Spieler, die auf dem Platz gestanden haben, haben einen schweinegeilen Job gemacht.
Natürlich manche besser als andere...mein Mann des Spiels war Schachten, weil der einfach so unglaublich effektiv ist, unaufgeregt...der wirkt immer so, als wolle er sich gleich pennen legen, aber ist doch der Dirk Dammann der Außenverteidiger - Gegner, plopp, Ball weg, aufi gehts.
Ginczek spielte das, was er am besten kann, mit Anlauf kommen, verzettelte sich manchmal zu sehr auf außen, was auch Gogia tat...genialer Fußballer, das macht richtig Spaß, dem zuzusehen, nur sollte er mal irgendwann begreifen, daß auch das Spielfeld ein Ende hat.
Aber so langsam isses das...Thy wird sicher wieder weichen müssen, wenn Bartels wieder dabei ist...die Frage wird sein, wenn Boll wieder fit ist - wir haben vier Sechser, wer von denen spielen wird...die beiden von gestern fand ich so schlecht nicht.  Funk ist der junge, dynamische - Kringe der erfahrene, routiniertere.  Kringe ist größer, kopfballstärker, aber macht das Spiel zumeist auch langsamer - Funk verliert noch mehr Zweikämpfe, aber ist im Aufbau deutlich der Schnellere und vielleicht auch der Gefährlichere bei Standards.
Noch ein Spiel vor der Winterpause - ich bin mal gespannt auf die Startelf zum  Beginn des neuen Jahres.
Ach soja...ich hatte mir insgeheim sieben Punkte aus den letzten drei Heimspielen gewünscht...nun sind es schon sechs, drei gg Duisburg und drei gegen die Region...gg meine Freunde aus Aue würde mir denn auch einer reichen
Und die DREI gegen Kaiserslautern nehm ich ich SOOO gerne mit, weil ich diesen Verein nicht mag, das ganze Gewese nicht mag - daß der Verein vom DFB, von der Stadt und vom Land Zucker und Geld in den Arsch geblasen bekommt, weil er ansonsten nämlich pleite wäre.
Und andere Traditionsvereine sind auch pleite gegangen, aber diesen Trümmerhaufen hält nur noch staatliches Geld immer noch aufrecht.
Liebe REGION...ihr  könnt mich mal am Arsch lecken, ihr Schnauzbarttäger, Freundinnen von Schnauzbarttägern, Kindern von Schnauzbartträgern - ihr könnt mich mal am Arsch lecken mit eurem Fritz-Walter-Wetter, eurem Fritz-Walter-Stadion und mit allem, was es von Fritz Walter noch so gibt...so wie ihr euch Shechter gegenüber benommen habt, kommt noch dazu.
Also, liebe REGION...egal, was aus uns wird - ich hoffe mal, es wird am letzten Spieltag für euch kein Aufstiegsspiel mehr werden, denn ich werde nicht noch einmal in euren Kurt-Beck-Betzenberg reisen:
Höchstens - wir werden diese Saison nicht aufsteigen - wenn wir die Möglichkeit hätten - euch den Aufstieg zu versauen...täte mir Freude bereiten


  

Mittwoch, 26. September 2012

DER ABSCHIED VON HURRAAAA

ich bin...allein schon wegen meiner Masse...durch relativ wenig zu erschüttern. Gestern, muß ich sagen, ist das 14 Fußballern gelungen, mich nicht aus, sondern zur Ruhe zu bringen.
Wenn ich entgegen meiner Gewohnheit im Stadion Bier trinke und das nicht aus Geselligkeit, dann will das schon eine Menge heißen und wenn ich mich von meinem Getränk trenne, indem ich meinen Becher frustriert auf den Boden schleudere, dann heißt das noch einiges mehr.
Und wenn nach einem Spiel unsere Karo-Runde von sechs bis acht Personen auf drei Unermüdliche zusammengeschrumpft ist, dann will das auch einiges sagen.
Der Frust macht sich breit, so langsam.
Zwölfjährige, die schon während des Spiels auf den Zaun der Gegengeraden klettern und "Schubert raus", das haben die sich bestimmt nicht selber ausgedacht.
Pfiffe gegen die Mannschaft, "wir wollen euch kämpfen sehen" lange nicht mehr gehört.
Und das alles geht in Ordnung...das Unentschieden in Köln war überaus glücklich, die Niederlage in Frankfurt überaus unglücklich, die Niederlage gestern war vollkommen verdient.
Die Mannschaft wirkte uninspiriert und überfordert mit der 'Aufgabe, einen dichten Abwehrriegel zu knacken...auch wenn wir den Nimbus verloren haben durch den bisherigen Saisonverlauf, tut mir leid, mir sind immer noch die beste Mannschaft, die letzte Saison nicht aufgestiegen sind und so werden denn viele "kleine" Mannschaften gegen uns agieren:  mit einem dichten Riegel und schnellen Kontern und sie lassen uns das Spiel machen.
Und diese Fähigkeit ist uns leider komplett abhanden gekommen.
Es zeigt sich, daß wir vor allem zwei Positionen bei dem gewaltigen Umbruch nicht adäquat ersetzt haben...die eine ist die von Max Kruse / Matze Lehmann.
Wir haben keinen Quarterback mehr...keinen, der mal den Fuß auf den Ball stellt und sagt, so, jetzt mal Ordnung hier, lieber Hühnerhaufen - keinen (sorry, Dennis), der Ecken und Freistöße treten kann und keinen, der im Zentrum hinter den Spitzen Gefahr ausstrahlt.
Aus der Erkenntnis heraus hat Schubert wohl sein 4-4-2 erfunden, was aber ja ansich ein 4-2-2-2 ist...ein ansich antiquiertes System, das extrem laufintensiv ist und wo man das Mittelfeld ansich mit langen Bällen überbrücken müßte.
Balleroberung, Doppelsechs, langer Ball nach außen, Flanke, Sürmer, Tor...so wäre die Idee.
Nun ist, wie gestern gesehen, mit langen hohen Bällen nix zu reißen, wenn man ein Mittelfeld hat, das aus kleinen Wuselspielern besteht, die aber (Bartels, Gogia, Funk, Gyau) allesamt mal ne Handbreit größer als'n Schwein sind...weswegen man das ja im Lauf des Spiels auch gelassen hat, da hat Tschauner kaum mehr hohe Abschläge gespielt, weil die Dinger permanent wie ein Boomerang zurück kamen.
Die Spieler boykottieren eigentlich ja seit längerem schon Schuberts System heimlich, indem Ebbe eher als dritter Mittelfeldmann in der Offensivreihe agiert, aber da ist er verschenkt, fehl am Platz und der große Ballverteiler ist er halt auch nicht.
Schubert hält wacker an seinem System fest und rotiert munter, um dafür seine Stammformation zu finden...was am siebten Spieltag ein wenig spät ist...das, was gestern aufm Platz stand, war es sicher nicht...Gogia auf rechts marschierte zwar munter, aber wenn er die Außenlinie erreicht hatte, gings zwei Schritt zurück, weil er sich den Ball zum Flanken scheinbar auf den linken Fuß legen muß, denn war der zweite Aalener da und bupps, weg war die Chance...Gyau...auch ein Linksfuß auf rechts (??) ist zu ballverliebt und hatte außerdem extreme Probleme mit der Kombination Hamburger Wetter / Schuhwerk, was einem Profi so gar nicht passieren darf.
Was also tun...die letzte Viertelstunde haben wir ja mit Mahir, der noch mit am meisten Betrieb machte, quasi ein 3-4-3 gespielt...was aber auch nicht die Lösung sein kann, wenn sich vorne im Offensivbereich drei "Mittelstürmer" tummeln.
Was wären denn die Alternativen...und damit kommen wir zur zweiten Position, die wir nicht ersetzt haben...ich hab ja mal über Jan-Moritz Lichtes Diplomarbeit (ja, ich hab sie, so weit veröffentlicht, sogar gelesen) gewitzelt, ob jene ihn denn befähigen würde, einen Profiverein zu co-trainern. Schon in meinem Artikel
hab ich ihm ja einen kleinen Kranz geflochten und ich vermute leider, daß er der bessere Taktikfuchs von dem Duo war...der wüßte vielleicht ne Lösung...Meggi und Schulle geht dieser Intellekt, aus vorhandenem Material das Beste zu machen, wohl leider ab, die können nur laufen und Hütchen aufstellen (sorry, ich mag euch trotzdem).
Die Alternativen wären...wenn ich denn weiter 4-4-2 spielen möchte...eine (schulligung, daß ich dieses Wort benutze) RAUTE...dafür müßte man einen Sechser opfern (Boll, Daube?) und bräuchten einen Zehner, den wir nicht haben (Daube, Bruns???).
Oder aber, Herr Schubert, wenn er denn noch die Zeit bekommt, kehrt zurück zum alten System, dem 4-2-3-1...womit wir das Problem hätten, daß wir immer noch keinen Zehner haben (wenn man sieht, was Kruse in Freiburg veranstaltet, dann blutet einem das Herz) und damit unser Überangebot an Stürmern auf der Bank vor sich hin schimmelt.
Gibt ja noch ne Alternative...das Präsidium gibt dem Anspruchsdenken nach und schmeißt den Trainer raus (so wie es momentan heißt - gut, das hätte man auch schon im Mai haben können), was aber die Anzahl der Fragen nicht verkleinern würde...ein Neuer hat genau das gleiche Spielermaterial zur Verfügung, hat am Freitag in Regensburg genau das gleiche Problem, denn der Jahn wird das genauso wie Aalen spielen, denke ich.
Und vor allem, wer soll es denn richten, mal ganz ehrlich?
Hach, wie liebe ich den Verein...wir haben nach dem von mir menschlich wenig aber arbeitstechnisch sehr geschätzten Corny Littmann endlich wieder ein Präsidium, das mit maßloser Selbstüberschätzung agiert, selbstherrlich Sportdirektoren entläßt und Trainer bestätigt, um sie dann vier Monate später doch zu feuern und haben endlich wieder eine meckernde Klientel mit Derbysieger- und Weltpokalsiegerbesieger T-Shirts.
Letztere erfolgsverwöhnte Zuschauer dürfen gerne wegbleiben...denn haben wir demnächst ein modernes Stadion für 27.000 Zuschauer und richtig Platz auf der Gegengeraden, wenn es weiter gegen den Abstieg geht...und bei Ersterem stellt sich dann die Frage, wann dürfen wir die eigentlich abwählen und wo sind DA die Alternativen...

Sonntag, 2. September 2012

DIE NEUEN


Welche Taste hätten sie denn gern? 

Die Reset-Taste???  Copy & Paste??? Oder einfach nur „LÖSCHEN“???
Für alle, die den ÜS 104 grad mal nicht zur Hand haben, will ich meinen Artikel über die Neuen zur Saison 2011/12 noch einmal zitieren: 
“damit solcherlei Fehler, wie man sie der sportlichen Leitung in der vergangenen Saison anlasten könnte (kann), nicht noch mal passieren, haben Präsidium, Aufsichtsrat und andere „Gremien“ (whatever that means) intensiv getagt. Herausgekommen ist dabei, dass der Präsi und sein Vize künftig bei Gesprächen mit der sportlichen Leitung dabei sein wollen, um „unterstützend einzuwirken“. Zudem will man den Kontakt zum Mannschaftsrat und altgedienten Spielern suchen, um Meinungen und Strömungen innerhalb des Kaders rechtzeitig wahrzunehmen.“
Kann man mal sagen: das hat ja gut geklappt letzte Saison, oder?
Nun, rausgekommen ist dabei nach der Saison in erster Linie ein internes Kasperletheater, in dem sich weder die Medien noch der Verein gerade mit Ruhm bekleckert haben, mit einem entlassenen und dann bestätigten Trainer und einem eine Woche dauernden Hickhack um den (Ex-) Sportdirektor.
Fakt ist, den internen Machtkampf scheint vorerst der Trainer gewonnen zu haben – oder sollte man sagen, Helmut Schulte hatte ihn verloren?
“wer da wen am linken ist, ist lang schon nicht mehr klar
 darum finden alle dieses Spiel so wunderbar...“
 Wer nun letztendlich woran Schuld hat, wird wohl nicht mehr nachvollziehbar sein. Wichtig ist letztendlich ja auch auf’m Platz. Aber komisch ist schon, dass lange Zeit gar nichts an Aktivitäten in Bezug auf Zugängen oder Vertragsverlängerungen zu vermelden war und dann am Tag nach der Demission von Helmut Schulte plötzlich die Kontrakte von Philipp Tschauner und Patrick Funk in trockenen Tüchern waren.
Ansonsten gab es lange nichts zu vermelden außer Abgängen und jenen zwei Zugängen, die schon im Januar, bzw. im März feststanden und den Trainer in sofern auch in die Kritik brachten, als sein Blick über den Tellerrand hinaus sich oft gen Paderborn richten würde. In sofern war die wichtigste Verpflichtung vielleicht die des neuen Sportdirektors und Helmut Schulte Nachfolgers:

Rachid Azzouzi (10.01.1971):
Azzouzis Name ist vor allem mit einem Verein verbunden, nämlich der SpVgg Greuther Fürth. 1989 wechselte er zunächst von den Kölner Amateuren zum MSV Duisburg (111 Sp. / 4 T.), 1997 ging er zur Kölner Fortuna (43/0) und nach einem halben Jahr dann zu den Fürthern, für die er bis 2004 168 Spiele bestritt und 28 Tore schoß. Er nahm als marokkanischer Nationalspieler (25/0) an zwei Weltmeisterschaften teil (94 und 98). Nach seiner Spielerkarriere trainierte er zunächst die Fürther U17 und wechselte dann in die sportliche Leitung, zunächst ab Mai 05 als Teammanager, seit 07.08 als Manager. Ihm gebührt wohl neben dem Trainer ein Löwenanteil daran, daß aus den Unaufsteigbaren nun ein Erstligist wurde. Bei seinen Fürther Transfers der Vergangenheit war er nun nicht zwingend ein Verfechter der Linie „junge hungrige Talente aus der Region“. Im  Vordergrund stand vor allem, daß man eine gute Qualität zu einem möglichst kleinen Preis bekommen konnte, also in erster Linie ablösefreie Spieler oder Talente auf Leihbasis von anderen Vereinen. Das deckt sich also mit der neuen Philosophie des FC St. Pauli. Azzouzi kann also mit klammer Kasse einen ambitionierten Kader entwickeln, wofür wir ihm ein glückliches Händchen wünschen.
Bleibt zu wünschen, daß er bei all seinen Transfers auch die Seele des Vereins im Hinterkopf behält, denn ein Spieler bei St. Pauli sollte ja nicht nur qualitativ und finanziell, sondern auch charakterlich zum Verein passen. 
 
Chefaufgabe war es unter anderem, den Kader zu verkleinern. Das ist gelungen, u.a. weil auch Spieler bei anderen Vereinen bessere Perspektiven sahen. Neun Neuzugänge bei vierzehn Abgängen (vielleicht 15, denn der Fall Zambrano war zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch nicht durch)
Zum Opfer fielen der Erneuerung wieder mal arrivierte Kräfte;  die, die durch die Hölle gingen: mit Bene, Flo und Boller sind nun nur noch drei Spieler im Kader, die noch die Äcker und Wiesen der Regionalligazeit kennen und nur noch sieben Spieler können von dem Abenteuer Bundesliga 2010 erzählen (neben den drei vorher genannten noch Thorandt, Zambrano, Bartels und Ebbers). Das ist im Endeffekt doch ein ziemlicher Umbruch in den letzten zwei Jahren, den es nun zu wuppen gilt. Zweite Vorgabe war, nach den teilweise mauen Offensivleistungen der letzten Saison, vor allem den Sturm zu stärken, zumal der Trainer angekündigt hat, er wolle fortan mit zwei Spitzen spielen.
Das ist natürlich ein ziemlicher Rucksack für einen angezählten Trainer, dem zudem noch sein Assistent abhanden gekommen ist, wo man immer dachte, der Schubert und der Lichte sind ein Arsch und ein Kopf. Nun ist der Kopf halt nach Leverkusen gewechselt und Schulle und Meggi geben die Hütchenaufsteller und Lauftempovorgeber auf’m Platz. Und es ist natürlich auch ein ziemlicher Rucksack für die Neuzugänge; nach einem knapp verpassten Aufstieg letzte Saison will man sich natürlich nicht deutlich sportlich verschlechtern (man erinnere sich an die markigen Worte des Präsidenten).
So, das sind nun also die Jungs, die es richten sollen: 
 
Robin Himmelmann  (23 - Torwart)
Geboren am 05.02.1989 in Moers
Nichts gegen dich, Robin, aber das ist – ebenso wie letzte Saison die von Heerwagen – eine Verpflichtung, die ich nicht verstehe. Wenn ich als dritten Torwart jemanden von Schalke 04 II verpflichte, der in den letzten zwei Saisons insgesamt 33 Spiele in der RL West absolviert hat, dann ist das ein Schlag in die Fresse für den eigenen Nachwuchs. Mit der Verpflichtung von Heerwagen hatte man Schenk und Springer gezeigt, daß man in sie nicht mal das Vertrauen hat, hinter Bene auf der Bank Platz zu nehmen. Mit Himmelmanns Verpflichtung geht das gleiche Signal an Kirschke, Grubba und Babuschkin von der Zwoten. Himmelmann kann zudem nicht mal bei der Zwoten eingesetzt werden, ohne einen der drei Altersplätze zu blockieren (von denen Hauke Brückner einen sicher haben dürfte), wird also wohl eine Saison mit trainieren verbringen, es sei denn, die sportliche Leitung hält ihn für so gut, daß sie ihn im Falle einer Verletzung von Tschauner Bene vorziehen werden. Beim Ingolstadt Spiel jedenfalls saß er schon mal auf der Bank. Könnte es sein, daß da über kurz oder lang eine weitere St. Pauli Ikone aussortiert werden soll?
Mal schauen, wer gegen Offenburg im Tor steht und auf der Bank sitzt.

Florian Kirschke  (20 – Torwart)
Geboren am 24.05.1992 in Hamburg
Florian kommt aus der U17 des HSV, diente sich über unsere U19 in die Zwote hoch, für die er letzte Saison vier Spiele bestritt. Er ist wohl als Quoten „local Player“ im Kader und wird wohl keine Spielzeit in der ersten Mannschaft bekommen. Dafür ist er nach den Abgängen von Arvid Schenk und Ole Springer zur Nummer 1 bei der U23 aufgerückt. Dort kann er sich sicherlich beweisen, denn die neue Regionalliga ist keine Spaßveranstaltung und mit den zwei neuen Torleuten hat er mächtig Dampf im Rücken.
Es wäre ihm (wie so vielen Spielern aus der Zwoten) zu gönnen, wenn er den Sprung in die erste Mannschaft nicht nur auf dem Papier, sondern auch wirklich schaffen würde.

Florian Mohr  (28 – Abwehr)
Geboren am 25.08.1984 in Hamburg
Es wurden ja Witze gemacht, St. Pauli würde unter André Schubert paderbornisiert. Und ja, ich habe mich daran beteiligt. Aber ich verneige mich in Ehrfurcht. Nicht, weil Mohr das Tor gegen Ingolstadt gemacht hat. Er stand in der Kicker Rangliste der besten Innenverteidiger der 2. Liga in der letzten Saison auf Platz 5. Und genau das bestätigt er. Grundsolide, unaufgeregt...ein würdiger Sobiech-Ersatz und sicher besser als Zambrano gibt er mit Thorandt ein Stoiker-Duo in der Innenverteidigung.
Mohr stammt aus der Jugend von Concordia, wechselte 2004 zur Zweitverwertung von Werder Bremen, für die er 122 Spiele bestritt. 2008 holte ihn der SC Paderborn in die 3. Liga (38/4), mit denen er in die 2. Bundesliga aufstieg und dann in drei Saisons 80 Spiele absolvierte und 7mal traf. Dabei, und deswegen mag ich ihn und seine Art zu spielen schon jetzt, kam er mit 7 gelben und einer gelb-roten Karte aus.

Sören Gonther  (25 - Abwehr)
Geboren am 15.12.1986 in Schrecksbach
Muß ein echt guter sein. Sonst könnte man die Frage stellen, wieso man im März einen Spieler verpflichtet, der seit Februar durch einen Kreuzbandriss außer Gefecht gesetzt war, zumal wir ja auf der Position des Innenverteidigers ansich ganz gut besetzt sind.
Aber Trainer Schubert wird wissen, was er an ihm hat. Gonther stammt aus der Jugend von Hessen Kassel, wechselte 2004 zu Schuberts Stammverein KSV Baunatal in die Hessenliga und 2007 nach Paderborn. In der dritten Liga bestritt er 22 Spiele (1 Tor), in insgesamt vier Zweitligajahren kam er auf 91 Spiele und vier Treffer.
Auch bei ihm fällt auf, daß er in seinen fünf Profijahren noch keinen einzigen Platzverweis kassiert hatte und noch in keiner Saison eine Gelbsperre absitzen musste.
Das spricht für eine gewisse fußballerische Klasse (oder ein mangelhaftes Zweikampfverhalten?).  Man wird sehen. Ich denke, daß wir ihn ab September wohl zunächst zum Spielpraxis Sammeln bei einigen Spielen der Zwoten sehen werden, wenn er wieder 100%ig fit ist, denn die momentan gut funktionierende Innenverteidigung Mohr / Thorandt auseinander zu reißen, würde wenig Sinn machen

Florian Kringe  (30 – Mittelfeld)
Geboren am 18.08.1982 in Siegen
Hm...war uns vor der Saison angekündigt worden: „wir holen noch einen Kracher“?
Ist er das nun, der Königstransfer? Naja, wohl eher nicht, denn zum Kringe sind wir ja eher gekommen wie die Jungfrau zum Kind, wollte er sich doch ansich nur ein wenig bei uns fit halten, nachdem seine Perspektiven beim BVB wohl eher mau waren. Ja, Kringe darf sich dreimaliger deutscher Meister nennen (2002/2011/2012), hat aber in den Meisterjahren nur ein einziges Spiel gemacht. Immerhin kommt er auf 192 BL-Spiele (18 Tore) und 33 Einsätze in der 2. Liga (7 Treffer.) vor dieser Saison.
Der BVB ist ansich Kringes stetige Heimat gewesen, seit er 1994  von den Sportfreunden Siegen nach Dortmund kam. Dort diente er sich über die Jugendmannschaften hoch bis in den Profikader. Nach eine Saison ohne Spiele ging es von 2002 bis 2004 nach Köln (62/8), dann kehrte er wieder zum BVB zurück. 2009/10 wurde er für eine Saison an die Hertha verliehen (12/1), die jedoch auch von einer Verpflichtung Abstand nahmen. In den folgenden zwei Jahren kam Kringe dann nur zu einem Bundesligaeinsatz und acht Partien bei der U23 der Dortmunder in der RL West.
Da kann man wohl ein wenig vom Abstellgleis sprechen, weswegen für den Spieler der Wechsel zu einem ambitionierten Zweitligisten wohl durchaus Sinn macht. Auf seiner Wunschposition als Sechser wird er allerdings wohl kaum spielen, denn da sind wir mit Boll, Daube und Funk momentan ganz gut aufgestellt.

Akaki Gogia  (20 – Mittelfeld)
Geboren am 18.01.1992 in Rustavi, GEO
Begann seine Karriere bei Hannover 96, bevor er 2004 zum VfL Wolfsburg wechselte. Obwohl er noch U19 hätte spielen können, wurde er bereits 2009 bis 2011 in der U23 der Wolfsburger eingesetzt. Mit der A-Jugend der Wölfe wurde er 2011 deutscher Meister. Er schaffte von dort den Sprung in den Profikader, wurde letzte Saison an den FC Augsburg ausgeliehen, für die er 12 Bundesligaspiele bestritt. In der Rückrunde stoppte ihn ein Außenbandanriss, sonst wären es vielleicht noch ein paar mehr geworden. Ansich hätte er noch bis 2013 einen Vertrag in Augsburg gehabt, dieser wurde jedoch am Ende der Saison aufgelöst. So konnte sich der FC für 50.000 € die Dienste des Mittelfeldmannes für ein Jahr sichern. Gogia ist ansich ein klassischer Rechtsaußen in einem 4-3-3 oder 4-2-3-1 System, kann auch den Linksaußen geben oder – in dem neuen Schubertschen 4-4-2 – die hängende Spitze hinter einem klassischen Mittelstürmer. Mit ihm haben wir uns einen Perspektivspieler gesichert, der auch in der Zwoten mitspielen kann, ohne einen Altersplatz zu blockieren. Gogia war U18-Nationalspieler (4 Einsätze) und spielte dreimal für die U19, für die er auch einmal traf. Das ist vielleicht (noch) das einzige Manko: Während er im A-Jugendbereich ein echter Knipser war (26 Treffer in 54 Spielen), hat er im Profibereich noch kein einziges Tor geschossen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Die Saison ist noch lang und entweder bei den Profis oder der Zwoten wird Akakis Zeit kommen, da bin ich mir sicher.

Marcel Andrijanic (19 – Mittelfeld)
Geboren am 21.10.1992 in Hamburg
Es gibt auf vimeo einen kleinen Imagespot von Nike, wo ein schmächtiger 15jähriger mal so zeigt, was man alles mit einem Fußball anstellen kann. Das war 2008. Vier Jahre später hat eben jener Junge einen Profivertrag beim FC St. Pauli unterschrieben.
Ja, ich weiß, das ist sicherlich nur einer der typischen Quotenverträge, um genug „local players“ im Kader zu haben. Ja, und sicher wird Marcel auch überwiegend in der U23 spielen. Aber man hätte ja auch dieses großartige Talent übersehen können, wie das der Verein ja ab und an gerne mal getan hat. Und wenn ich großartiges Talent schreibe, dann meine ich das auch so. 2011 hab ich ihn das erste Mal bei der A-Jugend und in der Zwoten gesehen und wenn es einer schaffen kann, sich aus diesem Pool bei den Profis durchzusetzen, dann er. Würde ja, nach Pliquett, Kalla und Daube auch mal wieder Zeit.
Marcel ist über die Umwege Germania Schnelsen und den Vorstadtkindergarten 2003 beim FC St. Pauli, wird also Ende der Saison sein 10jähriges feiern. 2011 debütierte er bei der Zwoten gegen Oststeinbek und schoß gleich ein Tor, im Jahr darauf absolvierte er 31 Partien in der RL Nord und traf fünf Mal. Marcel gehört zu einer immer seltener werdenden Gattung, für die ich Naturschutz beantragen möchte: Er ist ein klassischer ZEHNER, ein Spielmacher im zentralen Mittelfeld, für den es im 4-4-2 nur dann einen Platz gibt, wenn man mit einer Raute spielt. Ansonsten wird er nach links oder rechts ausweichen müssen. Defizite gibt es vielleicht noch im Zweikampfverhalten und manchmal wirkt er etwas phlegmatisch, aber wie gesagt, der Junge ist grad mal 19. Wie groß die Vorschußlorbeeren sind, zeigt sich vielleicht daran, daß Marcel die Rückennummer 29 trägt. Die sollte ansich nach dem Weggang von Nils Pichinot von der Zwoten nicht mehr vergeben werden, aber ich bin mir sicher, er wird sich dieser Nummer als würdig erweisen.  Los, Herr Azzouzi, übernehmen sie: dem Mann gleich nen Fünfjahresvertrag anbieten!!!

Daniel Ginczek  (21 – Sturm)
Geboren am 13.04.1991 in Arnsberg
Wenn man mit zwei Stürmern spielen möchte, braucht man Stürmer im Kader. Welch profunde Erkenntnis. Deswegen hat der FC auch vornehmlich im Angriff nachgerüstet (nach dem Sliskovic-Fiasko) und sich vor allem auch verjüngt  Dabei schien Daniel Ginczek zunächst der prädestinierte Kandidat für den Platz neben Marius Ebbers, der wohl leitwolftechnisch gesetzt sein dürfte, zu sein.
Auch wenn er beim BVB, zu dem er 2007 nach 12 Jahren bei SC Neheim stieß, nie in der ersten Mannschaft gespielt hat, so hat er gezeigt, daß er ein echter Knipser sein kann. 2008 war er Torschützenkönig der B-Jugend Bundesliga West, traf in 25 Spielen 26 mal. In der Dritten (29/6) und in der Regionalliga (37/22) war er auch ziemlich erfolgreich. Letzte Saison war er an den VfL Bochum ausgeliehen, traf in 31 Zweitligaspielen fünfmal (3 Vorlagen) und in drei DFB-Pokalspielen zweimal. Ginczek hat seit den 17jährigen alle U-Nationalmannschaften durchlaufen, kommt auf insgesamt 20 Länderspiele und sechs Tore. In den Testspielen, die ich gesehen habe, gefiel er mir richtig gut. Mit 1,91 ist er eine ziemlich wuchtige Kante, dabei aber erstaunlich fix und beweglich. So kann er nicht nur den klassischen Gomez geben, sondern auch aus der Tiefe des Raumes kommen. Sicher kann er keinen klassischen zentralen Mittelfeldspieler à la Kruse geben und so ist sein Manko vielleicht, daß er und Ebbers sich als Spielertypen relativ ähnlich sind. So ist es vielleicht erklärlich, daß er gegen Aue und Ingolstadt nur als Joker zum Einsatz gekommen ist. Aber sollte sich Ebbe mal verletzen oder gesperrt sein, so wird Daniels Zeit kommen, da bin ich mir sicher. Und er wird die Chance, sich nach vorne zu spielen, nutzen. In Punkto Vielseitigkeit und Torgefahr sehe ich ihn dann vor Mahir Saglik.

Lennart Thy  (20 – Sturm)
Geboren am 25.02.1992 in Frechen
Achte drauf, wer’s noch nicht weiß: Lennarts Nachname wird TII ausgesprochen, nicht ßAI oder THAI, da legt er Wert drauf und das ist ja auch vollkommen legitim.
In den ersten zwei Saisonspielen gab er den zweiten Stürmer neben Marius Ebbers, was daran liegen mag, daß er im Gegensatz zu Ginczek der etwas beweglichere und variablere Spieler ist. Er kann auch einen klassischen Rechsaußen geben, dann hätten wir wieder ein 4-2-3-1 mit ihm und Bartels auf den Außen und Bruns in der Zentrale. Auch Lennart hat schon bewiesen, daß er ein Knipser sein kann. 2009 war er Torschützenkönig der B-Jugend BL Nord/Nordost: 28 Tore, 10 Vorlagen in 26 Spielen. Torschützenkönig war er auch bei der U17 Europameisterschaft 2009 (3 Treffer) und darf sich Europameister nennen.
All diese Titel hat er im Trikot von Werder Bremen errungen. Von 1999 bis 2007 spielte Thy zunächst für den FC, den PSV und den JFV in Norden, dann wechselte er zur U17 an die Weser, debütierte 2009 für die U23 in der 3. Liga und in der Folgesaison auch bei den Profis. In der Bundesliga kommt er in zwei Jahren auf nur fünf torlose Einsätze, in der 3. Liga bestritt er 70 Partien und traf neun Mal.  Seit der U16 hat Lennart alle Jugend-Nationalmannschaften bis zur U20 durchlaufen, kommt auf insgesamt 43 Länderspiele (19 Tore). Ein Debüt in der U21 steht noch aus, aber auch das dürfte vielleicht noch drin sein, wenn es Lennart gelingt, beim FC St. Pauli auf sich aufmerksam zu machen. Das Potential ist auf jeden Fall da.

Nachbetrachtung – Alles fertig, oder was?
Wenn dieses Heft erscheint, ist das „Transferfenster“ bis zum Winter geschlossen, in der Zwischenzeit kann man nur noch Fußballer aus den Fängen der Agentur für Arbeit befreien. Während ich diesen Artikel schreibe, murrt so mancher nach zwei Unentschieden aus den ersten beiden Spielen bereits und schreibt, daß der Abstiegskampf bereits begonnen habe. Halte ich natürlich für groben Unfug, denn die Qualität im Kader halte ich für ausreichend, um damit nix zu tun zu haben. Ob’s denn für große Ziele reicht, wird sich allerdings zeigen müssen – ich denke, jedem (auch dem Präsidenten) sollte klar sein, daß das hier ein Übergangsjahr werden wird.
Ein wenig Bauchschmerzen hab ich mit der Rechtsverteidigerposition...ja, ich gönne Kalla, daß er endlich eine Stammposition hat, doch alles, was danach kommt, ist schon eher eine Verlegenheitslösung. Carlos Zambrano, erster Aushilfskandidat, hat schon mit seinen lustlosen Darbietungen auf dieser Position in diversen Testspielen bewiesen, daß er kein geeigneter Kandidat ist. Lieber Carlos, wenn du ein Star bist, dann sollte man dich rausholen, wenn die Kohle stimmt. Naja, gerne auch mit Verlust, denn jemanden, der vielleicht mehr Bock auf St. Pauli hat, findet man sicherlich allemal für kleines Geld. Über Wohl und Wehe in dieser Saison wird aber wohl entscheidend sein, wie man die 13 Tore und 8 Vorlagen kompensieren kann, die durch den Weggang von Max Kruse fehlen.
Daß wir mit Ebbe, Thy und Ginczek torgefährliche Leute in der Spitze haben, steht außer Frage, aber irgendwie müssen die die Murmel auch bekommen. Da muß man vielleicht noch mal gucken, ob sich nicht noch irgendwo der tödliche Pass auf dem Transfermarkt herumtreibt. Mit Marcel Andrijanic haben wir ihn vielleicht auch schon im Kader, aber solch eine Last auf dessen schmale Schultern zu legen, dafür halte ich es noch zu früh.
Aaber...jetzt mal nicht rumheulen – auch dafür ist es noch zu früh!
Nach den oben beschriebenen Chaostagen muß sich alles erst einspielen, von der Führungsetage über die sportliche Leitung bis zu dem erst relativ spät zusammengestellten Kader und dem neuen Spielsystem. Diese Chance haben alle Beteiligten verdient; Phasen des Übergangs hat jeder Verein und die hatten wir auch schon zur Genüge. Und wenn das sich denn eingerenkt hat, ist da noch viel Luft nach oben, wie weit auch immer...und wenn nicht, na ja, dann schreib ich zur Winterpause mal wieder was Neues. Bis dahin, allen Neuzugängen ein herzliches Willkommen, viel Erfolg und viel Spaß. YNWA

PS:  Christopher Avevor (20 – Abwehr)
Geboren am 11.02.1992 in Kiel
Na, wer sagt’s denn...meine Worte gelesen, noch bevor ich sie veröffentlicht habe.
Avevor, dessen Vater aus Ghana stammt, wurde von Azzouzi bereits zu Fürther Zeiten beobachtet, unterschrieb aber nach den Stationen IF und SV Eckerförde sowie der U17 von Holstein Kiel 2010 bei Hannover 96, für die er seit der U17 gespielt hatte.
Für die Niedersachsen bestritt er in zwei Jahren sechs Bundesligaspiele (kein Treffer) und spielte beim 3:1 gegen Vorskla Poltawa sogar neun Minuten Europa League.
Für die U23 von Hannover 96 kommt er in zwei Jahren auf 30 Regionalligaspiele (er bestritt letztes Jahr beide Spiele gegen die Zwote, im Hinspiel wurde er zur Halbzeit eingewechselt), ebenfalls ohne Treffer. Sieben gelbe Karten und kein Platzverweis ist eine solide Bilanz und deutlich besser als die von Zambrano.
Avevor hat also nicht den „junge-hungrige-Talente-aus-der Region“-Bonus, er kann auch neben dem Innenverteidiger den rechten Mann in der Viererkette geben. Sowohl Trainer als auch Sportchef sind davon überzeugt, daß der Neue der Mannschaft sofort helfen kann, was in erster Linie wohl heißt, daß er eine Alternative zu Kalla darstellt.
International hat er seit 2009 alle Nationalmannschaften von der U18 bis zur U20 durchlaufen, kommt auf insgesamt 10 Länderspiele.
Halte ich erst mal für sinnvoll angelegtes Geld...zumal er, wenn er in der ersten Mannschaft nicht gebraucht wird, sicher der Zwoten in der Regionalliga helfen kann ohne einen Altersplatz zu besetzen, was ich nicht schädlich finde.
Auch dir, Christopher, natürlich ein herzliches Willkommen und alles Gute  //Fuisligo

SO...
und das ist jetzt nur ein Nachtrag für meine Internetseite:
Scheiß Transferfenster...da denkt man, man ist auch mit den Nachträgen und Nachverpflichtungen durch und dann kömmt dann so was:
Zwei Testspieler am vorletzten Tag des offenen Fensters, von denen wird einer genommen und denn gibt’s auch noch das Überraschungspaket: 

Jean-Claude Gyau (19 – Mittelfeld)
Geboren am 16.09.1992 in Tampa, Florida, USA
Da ist unserem Funktionsteam doch was aufgefallen: 
Ja, wir haben ein Defizit an Linksfüßlern und wenn man ein 4-4-2 spielen möchte, sollte man vielleicht davon ein paar mehr haben für die linke Mittelfeldseite.
Gyau, mit Pässen der USA und Ghana ausgestattet, begann seine Karriere beim FC DELCO, einer Art Fußballakademie, wechselte dann zu den Bethseda Roadrunners, bevor er den Sprung über den Teich wagte.  Dieser Sprung führte ihn im Juli 2010 zur U19 der TSG Hoffenheim, ein halbes Jahr später debütierte er bei der U23 und kam in den Profikader (wohl eher als Quoten-Ausgebildeter), denn ein Erstligaspiel blieb ihm in seinen zwei Saisons bisher verwehrt.
Bei der 1/4 Final Pokalniederlage der Hoffenheimer gegen Greuther Fürth am 08.02.12 konnte er erst- und einmalig Profiluft schnuppern, ansonsten durfte er nur in der zweiten Mannschaft ran, in der Regionalliga Süd. 2010/11 waren es sieben,  in der Saison 2011/12 22 mit zwei Toren.  Das ist, angesichts unserer bisherigen Torflaute, gelinde gesagt nicht wirklich torgefährlich, obwohl er’s doch kann.
Gyau ist aktueller Nationalspieler der U23 der USA (4 LS/ 0 Tore), für die U20 hat er in zwei Länderspielen dreimal getroffen. Prognostiziert ist er vielleicht eher einer, der die U23 verstärken wird, um Spielpraxis zu bekommen, um dann im Falle eines Falles (falls sich Bruns verletzt oder weiter so neben sich steht) in den Profikader zu rücken. Dort wird sein Platz wohl zunächst der auf der Bank sein, denn als Bruns Back-Up sehe ich den anderen Neuen:

Christopher Buchtmann (20 – Mittelfeld)
Geboren am 25.04.1992 in Minden
Ein Zehner, ein Zehner!!!
Nenene, liebe Leute, bloß weil einer die Nummer zehn bekommt, muß er noch lange kein Zehner sein, also ein klassischer zentraler Mittelfeldspieler, als den die BLOND ihn beschrieb und schon von Systemänderung schrieb. Ja, ich gestehe, ich bin auch drauf reingefallen. Buchtmanns Platz ist aber im linken Mittelfeld; hilfsweise könnte er auch den Linksverteidiger geben.
Trotz seiner jungen Jahre hat Buchtmann bereits eine bewegte Karriere hinter sich:
Von der Jugend von Hannover 96, dem BVB und der HSG Blau Weiß Tündern ging es 2008 ins Fußballinternat des FC Liverpool, ein Jahr später das Debüt bei den Reserves (vergleichbar unserer Zwoten), ein Jahr später zu den FC Fulham Reserves und zu Beginn der Saison 2010/11 dann die Verpflichtung durch den 1. FC Köln.
In zwei Jahren kam er allerdings nur auf zwei Kurzeinsätzen in der ersten Mannschaft für jeweils 20 Minuten und beide Spiele gingen 1:4 verloren (was aber sicher nicht seine Schuld war). Wenn er spielen durfte, dann zumeist in der U23 in der RL West: insgesamt 30 Spiele und zwei Tore in zwei Saisons sind allerdings auch keine berauschende Bilanz (vor allem die zwei Tore) , aber gut, wenn man auf der Bank der ersten Mannschaft verschimmelt, kann man natürlich nicht zeitgleich für die Zweite auflaufen, insofern ist das vielleicht erklärlich.
Seit der U15  hat Buchtmann alle Jugendnationalmannschaften bis zur U20 durchlaufen, kommt auf inzwischen 27 Jugendnationalspiele (6 Tore), darf sich U17 Europameister nennen (u.a. in Gesellschaft von Marc André ter Stegen, Mario Götze und Lennart Thy). Mit der U17 des BVB wurde er 2008 zudem deutsche B-Jugend Meister.
Buchtmann sehe ich als erste Wahl, wenn Bruns denn mal verletzt ist oder weiter so schwächelt wie zuletzt. 


So, das war’s dann jetzt wirklich:
Der Kader wurde definitiv verkleinert!!!
13 Abgänge – 12 Zugänge.
Was er in erster Linie wurde, er wurde verjüngt; die Abgänge waren im Schnitt 24, 9 Jahre alt, die Zugänge sind 22,2 und das trotz solch „alter Säcke“ wie Kringe, Mohr und Gonther...eine echte Rasselbande, die sich unser Übungsleiter da zusammengestellt hat. Mit Verlaub, das ist keine Aufstiegsmannschaft – das ist ein Wechsel auf die Zukunft.
Da denn bitte:  
Walk on
Walk on
With hope in your hearts
!!!

IRGENDWIE IST ALLES ANDERS GLEICH

uiuiui...mein erstes Heimspiel in der neuen Gegengeraden...
versonnen frag ich mich, welchen Illusionen sich der Verein hingab, als er beantragte, zunächst zweimal auswärts spielen zu wollen.  Sollte dann die Gegengerade fertig sein?
Da wärs doch vielleicht realistischer gewesen, die ganze Hinrunde auswärts zu spielen und dann nur noch 17 Heimspiele in der Rückserie zu haben, oder???
Aber so isser halt, der FC St. Pauli, ob ich das immer alles mag, sei dahingestellt.
Wäre aber schön, wenns zum nächsten Übersteiger-Verkauf alles ein wenig fertig werden würde, denn so fing das als Vollkatastrophe an...es gibt keinen zentralen Anlauf- oder Durchgangspunkt mehr, so muß man sich erstmal seine Verkäuferposition suchen, damit einen die Kunden finden.
Aber die meisten suchten gar nicht erst, sondern hasteten mit Tunnelblick an mir vorbei, verzweifelt auf der Suche nach dem Ort, wo der Maurer das Loch gelassen hatte.
Loideloideloide...guckt doch mal auf die Heimatseite, dann kann man sich solche verzweifelten Schreie wie "WO KOMMT MAN DENN HIER REIN???" sparen...die Eingangssituation ist sicher noch verbesserungswürdig, aber so schlimm fand ich das jetzt nicht (wobei, ich wart mal drauf, wenn wieder Dom ist und ein Montagspiel und denke mit Grauen an das Karlsruhe-Spiel zurück).
Verbesserungswürdig ist sicher auch die sanitäre Situation...neineinein...Klos gab es genug, aber als der Wind nach dem Spiel auf West drehte, war das nicht gerade Veilchenduft, der meine Nase umschmeichelte.
Auch da denk ich, wenn das immer noch so ist, wenn wieder Dom ist, könnte mir das meinen Zuckerwattegenuß etwas verleiden.
Nun gut...nach solcherlei Betrachtungen hinein ins Vergnügen...zwanzig Minuten vor Spielbeginn keine drei Minuten gewartet, fand ich gut...breite Aufgänge mit Geländer, find ich auch gut...so, wohin...kurzer Blich´k nach oben...angesichts der Tatsache, daß ich schon Schweißausbrüche bekomme, wenn ich auf einen Hocker steigen muß, um meine Deckenlampe zu wechseln...nö, das lassen wir doch mal lieber...ich hab ja auch auf der alten Gerade immer weit unten gestanden, auf Höhe des Sechzehners, also hin da.
Wellenbrecher zum Rucksackbefestigen find ich gut...und dann gings mir wie den Kindern aus der Wüstenrot-Werbung beim Einzug ins neue Haus:  BOAEY, SO VIIIIEEEL PLATZ!!!
Das hatte ich zuletzt Mitte der Neunziger, daß ich kein einziges Mal von den notorischen Dauerbierholern angerempelt werden mußte, die an mir vorbeidrängelten.
Keine Gitterparade vor den Augen, der Zaun nicht mit Kindern behangen, freie Sicht auf fast das ganze Spielfeld...ich bin angetan...man könnte sogar problemlos eine Laugenstange kaufen oder ein Bier von einem der mobilen Verkäufer, ohne Mühe und Gedrängel...WHOW...ja, so ne neue Gerade hat was.
Ein Dach fehlt ihr noch, denke ich im leichten Sprühregen...und ein wenig Charme...alles so unerhört sauber hier...ich blicke mich um; keine Kippen auf dem Boden - ah doch, da rauchen welche...ich dachte schon, ich wäre im Nichtraucherblock gelandet.
Und die Wellenbrecher, so blank, so kalt...so sauer...hatte mir ja extra nen Aufkleber mitgenommen, um meinen neuen Platz zu markieren, aber da waren nirgendwo Aufkleber...uiuiui, läuft hier vielleicht die Spucki-Stasi rum; wird mir meine Dauerkartenerwerbsberechtigung aberkannt, muß ich mit Stadionverbot rechnen, wenn ich hier jetzt mein Kleberli platziere...na, denn laß  ich das doch mal lieber.
Wichtig is ja nich am Platz, sondern aufm Platz...irgendwie, denke ich, hat ein neuer Typus Fußballer Einzug gehalten ins Millerntor:  ja, wir haben noch einen Bartels und Schnecke Kalla, die irgendwie klein und zierlich aussehen, auch der Buttman aus Köln ist eher filigran.
Wir haben noch einen Bruns, der schon kräftig wirkt, aber mit seinem leichten Hang zur rachitischen Senkbrust nicht sooo athletisch wirkt...aber wenn man sich die neuen anguckt...Avevor sieht eher aus wie ein Sprinter oder ein Schwimmer und auch Ginczek sieht so aus, als würde er in seiner Freizeit was anderes stemmen als Weißbiergläser, auch der hatte irgendwie den Kleiderbügel noch im Trikot.
Selbst Fabio scheint in Sandhausen mal die eine oder andere Einheit in der Muckibude absolviert zu haben.
Das war ja nun erst mein zweites Ligaspiel nach Aue, das ich live gesehen habe...ja, es waren doch einige Ansätze von Besserung zu erkennen...die Abwesenheit von Zambrano und Kringe (resp. die Anwesenheit von Avevor) wirkte sich deutlich positiv aus...das Spielfeld war jetzt nicht nur lang, sondern auch breit.
Ebbe und Mahir rotierten munter, zeitweilig auch Fin und Flo, wobei schnell klar war, daß das eher der Tag von Bartels war denn der von Bruns - keine Anhnung, wo der mit seinen Gedanken war; jedenfalls nicht wirklich aufm Platz - gefühlte Fehlpaßquote von 80 % und ich weiß nicht, ob ich nicht schon zur Halbzeit in der Kabine gelassen hätte...spätestens in der 70sten hätte ich mal den Marcel oder den Buttman gebracht, aber vielleicht können die ja keine Halbposition spielen (obwohl, Marcel kann das).
In der zweiten Halbzeit baute Flo, fand ich, so dramatisch ab, daß das vor allem für seinen Hintermann zu einer Schweinearbeit wurde und ich zolle Schnecke meinen Respekt für seine Leistung, denn immer wieder tummelten sich die Sandflöhe auf seiner Seite, während die Avevor-Bartels Seite dann eher unbehelligt blieb.
Bartels war für mich Spieler des Spiels...in Halbzeit eins war erstaunlicherweise Mahir der Offensivfeuerwerker, aber nach dem Wechsel kam dann auch nicht mehr viel und ansich wäre er mein Auswechselkandidat gewesen, aber Ebbe hatte mal wieder wie blöde geackert, die ganze gegnerische Hälfte war sein Spielfeld...und als die Kopffarbe denn etwas dunkler wurde als die roten Streifen auf dem Trikot, war klar, daß da nicht mehr viel gehen würde.  Er hat ja auch das gemacht, wofür er ansich da ist...ne Bude; nach gefühlt wie viel 10.000 Chancen?
Ihm hab ichs gegönnt und natürlich meinem Fin noch viel mehr...wann immer er am Ball war, wollt ich ihm zurufen LOS, BELOHN DICH, DIGGA!!! (jajaja, ich weiß, digga kost 10 ois in die Mannschaftskasse).
Hat er dann...und mit den Steinen, die, denk ich allen vom Herzen gefallen sind, kann man wohl die ganze Nordkurve neu bauen (äh, rekonstruieren)...bis dahin sammelten sich schon kollektiv Ködel in der Hose:
dicke Chancen ohne Ende, aber dann immer wieder diese kleinen Nadelstiche der Sandflöhe, wo ich dachte...Jungs, wenn ihr jetzt nicht langsam ne Bude macht, dann rächt sich das irgendwann.
Zumal Tschauni, bei all seinen Glanzparaden, einige seltsame Wackler hatte...kleine Thomfordiaden bei Rückpässen, solche Dinger, bei denen sich mir leise die Nackenhaare kräuseln. Und wenn man Bene immer den Vorwurf gemacht hatte, mit ihm würde die Abwehr anders spielen, tiefer stehen, so kann man diesen Vorwurf ab Mitte der zweiten Halbzeit auch an Tschauni weiterreichen.
Und:  die alte Weisheit...wenn er bei ner Ecke rauskommt, muß er den Ball auch haben - zwei Schritt vor und eins zurück...sah nicht so gut aus, wobei da die gesamte Hintermannschaft, die ansonsten wie üblich gut stand (ich küre Mohr zu meinem Lieblings-Neuzugang), sich im Kollektivtiefschlaf befand.
Das gilt es denn noch abzustellen...denn da kommen noch andere Kaliber; aber gut, vierte Abwehrformation im fünften Spiel, das wird sich noch einspielen, wenn sich mal die Stammformation gefunden hat. Und ich sehe keinen Grund, warum sie das in dieser Form nicht sein sollte.
Wackeligster Wackelkandidat dürfte Bruns sein...noch so ne Leistung und er spielt sich aus dem Kader; zumal wir ja - oh weiser Rachid!!! - mit Buttman und Gyau zwei Linksfüßler verpflichtet haben, die dann in die Bresche springen könnten; wegen der Länderspielpause ist da Zeit, was einzustudieren.
Steht André S. noch einiges an Arbeit bevor...a propos Arbeit...hatte ich die letzte Saison mit 97/98 verglichen und uns ein 98/99 prophezeit...ja, wir arbeiten mehr Fußball, wie in den 90ern...wir haben jetzt weniger Künstler auf dem Rasen und keinen Dirigenten mehr an der Seitenlinie - da steht jetzt ein Übungsleiter (der Dirigent ist ja jetzt in Leverkusen) und auf dem Platz stehen eher Arbeiter.
Aber das meine ich nicht mal despektierlich...wir waren alle ein wenig verwöhnt von dem schönen Fußball, den wir in der Aufstiegssaison 10/11 gespielt haben, aber in der 1. Liga war das dann schöner erfolgloser Fußball und auch letzte Saison war die Kunst öfters mal brotlos.
Muß nicht immer alles 5:0 sein, wie damals in Aachen, solche Spiele wie gestern, das ist doch eher St. Pauli Style, oder nicht...ich weiß, das kostet Fingernägel, verursacht Herzrythmusstörungen und zwingt einen dazu, sich nach dem Spieltag, wieder die neuen grauen Haare zu tönen...aber am Ende - sagte schon Altkanzler Kohl - ist wichtig, was hinten rauskommt...und so n dreckiger Sieg ist mir doch tausendmal lieber als eine Schlacht wie die bei den Thermopylen...heldenhaft gekämpft, aber 300 Mann tot.
So...ja, mein Verein, ich läster immer noch, ich mecker immer noch...ja, ich vermiss die alte Gegengerade, aber die neue ist (bis auf die roten Stufen) viel komfortabler, man kann besser gucken...ja, ich mag auch schönen Fußball, aber da kann ich ja auch mal zwischendurch Real Madrid oder Barcelona gucken...denn ich mag auch erfolgreichen Fußball.
Erster Saisonsieg (ich bin mal so arrogant, daß ich Offenburg nicht zähle) und ich war dabei...ja, mein Verein, ich hab dich immer noch lieb...so kann's weitergehen.

Sonntag, 19. August 2012

Günter Peine


„Bei St. Pauli muss man mit Herz und Seele spielen“

Diese Worte stammen von einem, der vielleicht wie kein Zweiter das Herz und die Seele des FC St. Pauli verkörperte. Andere hatten größere sportliche Karrieren als er, aber das hat ihn nie angefochten; nach seiner aktiven Zeit war er „nur“ Mitglied und Fan.
Günter Peine wurde am 02.08.1920 in der Holstenstraße geboren
Mit neun zog er mit Mutter und Schwester ins Viertel (Annenstraße) und begann auf den Bolzplätzen hinter den Wallanlagen mit dem Kicken.
Wie so viele der damaligen Zeit wurde er von Käptn Rudolf entdeckt und überredet, dem Verein beizutreten. Das geschah am 06.06.1930.
50 Pfennig Monatsbeitrag, verdammt viel Geld für eine alleinerziehende Mutter; damals konnte man für die Summe zwanzig Brötchen kaufen. Und am 08.06.1930 das erste Spiel für die 3. Knaben des FC St. Pauli gegen Vineta (dem heutigen SC Sternschanze).
Über die Jugendmannschaften ging es bis in die Liga, die erste Mannschaft. Den Freiplatz für das Gymnasium „verkickt“, drangegeben für den Fußball. Mit 19 das Debüt an der Seite von Helmut Johannsen in einem „Gesellschaftsspiel“ gegen den Rothenburger FK, bestritt er über 40 Ligaspiele für den FC St. Pauli als linker oder rechter Verteidiger. Wenn nicht der Krieg gewesen wäre, wären es sicherlich ein paar mehr gewesen.
Nach dem Krieg kam dann die Zeit der Wunderelf und die „Alten“ mussten ins zweite Glied treten; am 06.01. gegen Braunschweig (wieder ein Freundschaftsspiel) lief er das letzte Mal für die erste Mannschaft auf.
Er hatte Angebote von anderen von anderen Vereinen aus Hamburg (Union, Vicky, ETV oder dem AFC), wo er 1.500 DM hätte verdienen können. Aber wann immer ihn seine Frau zu einem Wechsel bewegen wollte, sagte er nur: „da will ich nicht hin; ich will Freunde um mich herum haben“.  „Bei mir“, so sagte er einmal, „dauert es lange, bis ich einen freundschaftlichen Kontakt habe...und den habe ich nur beim FC St. Pauli“.
So blieb er dem Verein treu, bis 1952 als Kapitän der Reservemannschaft, die dreimal in Folge Hamburger Meister der Reserverunde wurde.
Als dann 1952 auch die Amateure des FC am normalen Ligenspielbetrieb teilnahmen, musste er seine Karriere beenden. Beruflich zu viel zu tun, um noch regelmäßig zu Training und Spielen zu gehen.
„Ich war von eh und je der kleine Mann. Wer was will, setzt sich vorne in die erste Reihe. Ich setz mich in die letzte Reihe und wenn man was von mir will, kann man mich von dort wegholen.“
Hat man nach seiner aktiven Karriere denn auch noch einmal getan. In den 80ern wurde er in den Ehrenrat gewählt. Nachdem Harald Stender aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr als Vorsitzender kandidierte, übernahm er für vier Jahre das Amt; kandidierte 2007 nach dem Tod seiner Frau dann nicht mehr.
Spätestens ins ganz große Licht der St. Pauli Öffentlichkeit trat Günter Peine, als er anlässlich der 100 Jahre Feier beim Jahr-100-Konzert einige seiner Gedichte vortragen durfte, die er seit 1941 regelmäßig über den Verein geschrieben hatte. Auch dazu hatte man den Mann aus der letzten Reihe eher drängen müssen.
Aber das war sicherlich einer der Höhepunkte im Leben jenes Mannes. „Wünsche hat ja jeder. Aber ich muß nicht darauf bestehen“ hatte er in einem Interview gesagt.  2009 äußerte er anlässlich des bevorstehenden Jubiläums aber dann doch einen: „ich bin seit 79 Jahren durchgehend Mitglied. 100 Jahre FC St. Pauli, 90 Jahre Günter Peine, 80 Jahre Mitgliedschaft im Verein. Das wäre eine tolle Sache nächstes Jahr.“
Dieser Wunsch ist ihm erfüllt worden; es sind 92 Jahre Günter Peine geworden und 82 Jahre Vereinsmitgliedschaft; ein Rekord, der wohl nie mehr geknackt werden wird.
Bis zum April 2012 war er bei jedem Heimspiel dabei, dann ging das leider gesundheitlich nicht mehr.
Ein Artikel über Günter Peine wäre aber unvollständig, wenn am nicht wenigstens eines seiner Gedichte zitieren würde und keines drückt, finde ich, besser Günter Peines Credo aus und seine Beziehung zu diesem Verein:
 
„Sankt Pauli zieht die Herzen an
Egal woher sie kommen
Sankt Pauli bietet Freundschaft an
Hier wird man aufgenommen

Sankt Pauli bleibt der Gute Geist
Der in die Herzen geht
Sankt Pauli bleibt Sankt Pauli
Auch wenn mal Halbmast weht“

Halbmast weht.
Am 02.08.2012, seinem 92. Geburtstag, ist Günter Peine in seinem Wohnort Bönningstedt friedlich eingeschlafen. Damit hat der Verein viel Herz und viel Seele verloren. Mögen wir alle, die es mit dem FC St. Pauli halten, ein wenig Günter Peine sein. //Fuisligo

Mittwoch, 15. August 2012

UNTER-NEULAND



 SV Sandhausen 1916

keine Spiele
keine Siege
kein Unentschieden
keine Niederlagen
keine Tore

Das ist nun eine echte sportliche Herausforderung, eine Statistikgeschichte über einen Verein zu schreiben, gegen den wir noch nie gespielt haben. Sandhausen betritt mit dem Aufstieg in die zweite Liga absolutes Neuland ebenso wie der VfR Aalen. Beide Vereine treten nur mit Ausnahmegenehmigung in „richtigen“ bezahlten Fußballhaus an, weil beide Vereine keine Stadien besitzen, die den Ansprüchen der DFL genügen.
In das Hardtwaldstadion (wenigstens keine „lokaler Stromversorger-Arena“) werden selbst nach dem Umbau vor dieser Saison nur 12.500 Zuschauer passen und man erreicht mal so grad eben die 10%-Quote an überdachten Sitzplätzen.
Man mag sich durchaus die berechtigte Frage stellen, was das über die Qualität der 3. Liga aussagt, wenn solche Dorfvereine (Sandhausen hat keine 15.000 Einwohner) in die zweite Liga aufsteigen können und ob das gut für die zweite Liga ist, wenn sie das denn tun. Weder Sandhausen noch Aalen werden Zuschauermagneten sein und ob die Kurpfälzer nun Stimmungsmagneten sind, wird sich auch erst noch zeigen müssen.
Sandhausen ist ein typisches Kind der Ba-Wü-Liga und führt mit 28 Jahren Ligazugehörigkeit die ewige Tabelle der Oberliga deutlich an. Regionalliga wurde in Sandhausen nur zwei Mal gespielt: 95/96, da stieg man sofort wieder ab und 2007/08, wo man Fünfter wurde und sich so zu den Gründungsmitgliedern der 3. Liga zählen kann.  In der dritten Liga wurde man nacheinander Achter, 14. 12. und dann in der letzten Saison Meister.
Der starke Mann hinter dem Verein ist Jürgen Machmeier, seit 12 Jahren Präsident und Bauunternehmer (INWO Bau GmbH, INWO-Projektgesellschaften, Machmeier Energy GmbH, R+M Facility-Management GmbH, M+M Bau GmbH und Machmeier Architektur- und Ingenieurbüro).  Lange Zeit pflegte Sandhausen auch eine Kooperation mit dem anderen „Giganten“ der Region, der TSG Hoffenheim und seinem Übervater Dietmar Hopp. Aber Hopps Ziel war langfristig die Zusammenlegung der Vereine Hoffenheim, Walldorf und Sandhausen – vielleicht würden wir dann einen SV oder FC Kurpfalz in der Bundesliga haben. Aber 2006 wollte der Hopp dem Machmeier vorschreiben, dass Sandhausen nicht in die Regionalliga aufsteigen solle, so geht die Mär – so endete die Kooperation.
Nach mehreren gescheiterten Gewaltakten mit unterschiedlichen Trainern, die den Aufstieg von der 3. in die Zweite Liga erzwingen sollten, holte man den Erfolgstrainer Gerd Dais zurück, der die Mannschaft zweimal zum Aufstieg von der Oberliga bis in die 3. Liga geführt hatte. Und dem nun dieses Kunststück erneut gelang. 
Mit welchem Geld nun der Klassenerhalt gesichert werden soll, ist ziemlich unklar.  Zu den Krösussen der Liga gehört Sandhausen mit Sicherheit nicht; man kalkuliert mit 5.000 Zuschauern (in der 3. Liga waren es im Schnitt 2.613). Der Tagesspiegel schreibt in einer Geschichte von einem Etat von 9 Mios, was man aber wohl getrost in das Reich der Legende verweisen darf; bzw. da sind wohl die Kosten für den Stadionumbau mit drin, so dass ein Etat von 4 – 5 Mois realistischer sein dürfte.
Dafür stehen aber keine „jungen hungrigen Talente aus der Region“ auf dem Platz.
Von den 26 Spielern im Kader haben neun Erfahrung in der ersten Liga sammeln können, 17 der Spieler haben bereits Zweitligaerfahrung. Und anders als in den Jahren zuvor, als mit jeder neuen Saison quasi der komplette Kader ausgetauscht wurde, hat man dieses Mal die Mannschaft nur moderat ergänzt und verstärkt – will sagen, die Truppe ist ziemlich eingespielt und erfahren.  
Und daß die Aufsteiger irgendwie immer auch als potentielle Absteiger gehandelt werden, trifft nun auch nicht gerade zu, jedenfalls nicht in der ersten Saison:
Platzierungen der 3. Liga Aufsteiger in ihrem ersten Jahr 2. Bundesliga:

2009/10

2010/11

2011/12

Fort. Düsseldorf
4
Erzgebirge Aue
5
Eintracht Braunschw.
8
SC Paderborn
5
FC Ingolstadt
14
Dynamo Dresden
9
Union Berlin
12
VfL Osnabrück
16
Hansa Rostock
18

Von neun Drittligaaufsteigern hat es nur zwei im ersten Jahr direkt wieder erwischt; sechs Vereine spielen immer immer noch zweite Liga, Düsseldorf mittlerweile sogar erste, was letztendlich für eine dritte Liga als Zwischenschritt spricht.
Und man kann nun auch nicht behaupten, daß der FC St. Pauli im Allgemeinen bzw. das Millerntor im Besonderen den Neulingen zwingend großen Schrecken einflößt.
Gerade gegen die „Kleinen“, die traditionell“ eher Mauer- denn Hurrafußball spielen, tut sich die Mannschaft eher schwer. Selbst in der Aufstiegssaison gingen vier von sechs Duellen gegen die Drittligaaufsteiger verloren, allerdings gelangen die zwei Siege auch zu Hause; auch im Jahr nach dem Erstligaabstieg war die Bilanz zwei von drei bei einem Unentschieden zu Hause – zwei Niederlagen und ein Sieg auswärts.



H
A
2009/10
Fortuna Düsseldorf
2:1
0:1

SC Paderborn
1:2
1:2

Union Berlin
3:0
1:2
2011/12
Eintracht Braunschweig
0:0
0:1

Dynamo Dresden
3:1
0:1

Hansa Rostock
3:0
3:0

Es mag von Vorteil sein, dass wir die Sandhausener noch relativ früh in der Saison haben, wenn sich die Mannschaft vielleicht noch nicht ganz an das höhere Tempo in der zweiten Liga gewöhnt hat, aber (siehe oben) die wenigsten Sandhausener betreten Neuland und allen anderen kann einer vom Millerntor berichten.
Der bekannteste Sandhausener Neuzugang ist der Ballack der 2. Liga, der aussortierte Capitano des FC St. Pauli, unser Fabio Morena (bei dem es mich immer noch wundert, daß um dessen Abgang wesentlich weniger Gewese gemacht wurde als bei manch anderem). Aber Fabio ist nicht der einzige Sandhausener, der auch mal am Millerntor seine Schuhe schnürte:
Mathias Cenci, von 2001 bis 2003 in braun-weiß, trug 2010 ein halbes Jahr lang das Leibchen des SV; Bertrand Bingana, 2003 bis 2004 vornehmlich in unserer Zwoten aktiv, spielte 2005/06 für Sandhausen.
Im Jahre 2000 trug sogar mal eine Millerntor-Legende ein halbes Jahr lang Sandhausener schwarz-weiß: der unvergleichliche Markus Toni Sailer, die weiße Feder, die 1991/92 und 1993/94 über den heiligen Rasen „schwebte“.
Bingana und Toni wird’s wohl kaum zu diesem Duell ans Millerntor ziehen, aber erweisen wir dem einen, der lange das Herz und Hirn unserer Mannschaft war, der sich immer aufgeopfert hat und in den Dienst der Mannschaft gestellt hat, unsere Ehre, Achtung und Anerkennung. Er hat es verdient!!!
Wobei die Liebe natürlich nicht so weit gehen sollte wie bei Ralle, dass wir dem Verein deswegen einen oder mehrere Punkte schenken. //Fuisligo