Sonntag, 11. Oktober 2009

Der Ewige Fünfte


SpVgg Greuther Fürth
17 Spiele
2 Siege
6 Unentschieden
9 Niederlagen
14:31 Tore

Drei deutsche Meisterschaften prangen den Briefkopf der Fürther, die liegen allerdings schon ein wenig zurück (die letzte 1929), damals noch als SpVgg Fürth; das Greuth kam erst 1996 dazu, als der TSV Vestenbergsgreuth dem Verein beitrat. Fürth ist eines der Gründungsmitglieder der 2. Bundesliga (Süd), klopfte 1979 einmal kurz an die Bundesligatür, danach ging es stetig bergab, bis man 1983 hochverschuldet in der Bayernliga verschwand. Retter in der Not war der Unternehmer Brandstätter, der den Sportpark am Ronhof kaufte und den Umbau des ansich zum Abriss vorgesehene Stadions finanzierte, als die Fürther 1997 in die 2. Liga zurückkehrten – zum Dank dafür trat der Verein die Namensrechte am Sportpark ab, womit sie, glaube ich, die ersten ihrer Zunft waren. Seitdem heißt der Stadion-Baukasten halt Playmobil-Stadion (immerhin nicht Arena!!!) und das ist sicher auch kein schlechterer Name für eine Spielstätte als Bluechip-Arena, wie sich der Dorfplatz in Meuselwitz nennt. Allerdings scheint der verspielte Name des Stadions die Ronhof-Kicker immer in die falsche Richtung zu inspirieren, denn wenn man wetten möchte, welchen Platz die Fürther am Ende einer Saison belegen...es ist der Fünfte. Seit 2001 hätte man damit sieben von neun möglichen Treffern erzielt. Immer wurden sie als Aufstiegskandidaten gehandelt, immer waren sie super dabei und immer verkackten sie am Ende. Das Hessen Kassel der 90er und 2000er Jahre. Und was das Déjà Vu komplettiert: Trainer seit 2008 ist mal wieder Benno Möhlmann, wie schon von 97 – 2000 und von 2004 bis 2007. Er soll’s nun wieder angehen, vielleicht mal mehr zu erreichen. Nun gilt Möhlmann nicht gerade als Inbegriff für Herzenswärme, was uns den glücklichen Umstand bescherte, dass Sir Charles Takyi nach nur einer Saison wieder zurück ans Millerntor kehrte, wo er sichtlich wieder aufblüht. (watch out for Alex Ludwig!!!) Immerhin kostete Charles die höchste Ablösesumme, die der FC seit 2002 gezahlt hatte, damals für Vivaldo Nascimento, doch das scheint diesmal gut angelegtes Geld zu sein.  Wenn man auf das Spiel wetten möchte, sollte man besser nicht den Wunsch zum Vater des Gedankens machen; statistisch gesehen, wäre ein Tipp auf Sieg St. Pauli sicher ein Quotenbringer, aber leider auch fast sicher ein Flop. Zwei Siege gab’s überhaupt erst in 17 Partien, und der letzte liegt nun fast schon elf Jahre zurück. Am 13.02.98 gab es ein mühsames 1:0 zwischen dem Bundesligaabsteiger und dem Zweitligaaufsteiger. Truller schoss damals in der 88. Minute den Siegtreffer. Danach gab es am Millerntor eine Niederlage (98/99: 0:2, Tore Reichel und Türr), vier Unentschieden und letztes Jahr eine ziemlich bittere 0:3 Klatsche (Ilicevic und zweimal Reisinger), nachdem schon das Hinspiel mit 2:5 eine ziemlich herbe Angelegenheit gewesen war. Aus diesem Spiel datiert noch einer der Rekorde, die der FC aufstellte. Fabio Morena wird sich ungern erinnern, kassierte er doch nach 93 (oder waren es 92) Sekunden die schnellste rote Karte im deutschen Profifußball. Das 2:5 stellte auch das torreichste Spiel der Geschichte dar, ansonsten fallen am Millerntor in Partien dieser beiden Mannschaften gegeneinander im Schnitt 2,4 Tore; sprich: das 3:3 in der Saison 2000/2001 war ein echter Ausreißer und war wohl auch ein echter Reißer. 3:0 lag St. Pauli zur Halbzeit schon vorne, zweimal Meggle, einmal Klasnic, dann kam Fürth zurück und egalisierte das Spiel durch Treffer vor Surmann und Hasenhüttel (2). Im Tor der Fürther stand damals im Übrigen ein junges Talent namens Mathias Hain, der dann zur Winterpause zu Arminia Bielefeld wechselte. So wird’s auch für ihn ein Wiedersehen mit der Vergangenheit. // greetzb.  

Bilanz SpVgg Greuther Fürth
H
A
Endrunde Dt. Meisterschaft 1950

1:2
Endrunde Dt. Meisterschaft 1951
1:0
1:4
2. Bundesliga 1997/98
1:0
0:0
2. Bundesliga 1998/99
0:2
0:1
2. Bundesliga 1999/2000
0:0
0:0
2. Bundesliga 2000/01
3:3
1:5
2. Bundesliga 2002/03
1:1
1:2
2. Bundesliga 2007/08
1:1
1:2
2. Bundesliga 2008/09
0:3
2:5

Spieler beider Vereine
Fürth von bis
St. Pauli von bis
Mathias Hain
07/99 – 01/01
seit 07/08
Charles Takyi
07/08 – 06/09
07/06 – 06/08 -  seit 07/09
Markus Lotter
bis 06/98
07/98 – 06/03
Nico Patschinski
07/99 – 06/00
07/00 – 06/03
Patrick Mölzl
07/02 – 06/03
07/03 – 06/04
Ugur Inceman
07/03 – 01/04
07/01 – 06/03
Christian Rahn
seit 01/09
07/98 – 06/02
Fritz Wilde
07/45 – 06/46
07/46 – 12/46

Sonntag, 4. Oktober 2009

Das gallische Dorf...oder was???


FC Energie Cottbus
10 Spiele
3 Siege
3 Unentschieden
4 Niederlagen
18:18 Tore
Sie galten lange Zeit als die Ikone des Ostfußballs in der Bundesliga.  2000 bis 2003 und 2006 bis 2009 war der einstmalige SC Aktivist Brieske-Ost erstklassig.  Zu DDR-Zeiten waren die Aktivisten aus Brieske 1963 zunächst nach Cottbus delegiert worden und nannten sich seit 1966 BSG Energie Cottbus.  In der DDR-Oberliga führten die Lausitzer das Dasein einer Fahrstuhlmannschaft, auch weil sie immer wieder die besten Spieler zu anderen Oberliga-Vereinen abgeben mussten.  1974, 1976, 1982 und 1987 folgte dem Aufstieg stets der direkte Wiederabstieg; erst 1989 konnte man die Klasse halten, weil man allerdings 1991 nur Vorletzter der Oberliga Ost wurde, dümpelte der Verein, der seit dem 01.07.90 FC Energie Cottbus heißt, bis 1997 in den unteren nun gesamtdeutschen Ligen herum.  Dann betraten die Cottbusser die „große Fußballbühne“ mit dem Aufstieg in die 2. Liga und standen sensationell im DFB-Pokalfinale (welches 0:2 gegen Stuttgart verloren ging).  Auf dem Weg dorthin fand im Viertelfinale die erste Begegnung zwischen St. Pauli und Cottbus statt.  Springer und Scherz waren die Unglücksraben, denen im entscheidenden Elfmeterschießen die Nerven versagten.  Fast unglaublich mutet an, dass die Cottbusser an jenem Tag keinen Ausländer auf dem Platz hatten, denn knapp fünf Jahre später war Cottbus die erste Mannschaft, die (06.04.01 gegen Wolfsburg) nur mit ausländischen Spielern auflief. Deutsche Spieler sind zu teuer, nur so können wir die Klasse halten, war die Argumentation von Trainerlegende Ede Geyer, der zehn Jahre lang das Zepter bei den Lausitzern schwang und als Vater des Erfolges galt.  Den Abstieg 2003 aus der ersten Liga konnte auch er nicht verhindern und im November 2004 war Schluss mit Lustig, der Co-Trainer Sander übernahm, führte Cottbus überraschend zurück in die erste Liga, wo sich Energie wieder drei Jahre lang halten konnte, seit 2007 unter der Regie des Slowenen Bojan Prasnikar, der – nach einer ziemlich blutleeren Vorstellung seiner Truppe in der verloren gegangenen Relegation – freiwillig den Hut nahm und das Feld nun unserem alten Freund „Psycho“ Wollitz überlassen hat.  Auf Grund der wechselvollen Geschichten beider Vereine liegt das letzte Duell St. Pauli gegen Cottbus nun auch schon ein paar Jährchen zurück und wie das erste Spiel gegeneinander fand es im DFB-Pokal statt, erste Runde 2004/05.  Die Cottbusser siegten 3:1 am Millerntor ... damals bei St. Pauli auf dem Platz die Herren Morena, Lechner, Gunesch, Boll und Hinzmann; von den Cottbussern von damals ist nur noch Timo Rost im aktuellen Kader.  Die Bundesliga-Bilanz gegen Energie umfasst genau zwei Spiele aus der Saison 01/02 und ist exakt ausgeglichen:  4:0 gewann St. Pauli sein Heimspiel und verlor mit gleichem Ergebnis im Stadion der Freundschaft.  Das letzte Tor im Hinspiel schoss damals ein gewisser Thomas Meggle.  In der Zweitliga-Bilanz liegt St. Pauli sogar vorne; ein Auswärtssieg (3:0 98/99) und einer zu Hause (1:0, 99/00) bei drei Unentschieden (zwei zu Hause: 2:2 97/98 und 1:1 98/99 – eines auswärts: 0:0 97/98) und einer Niederlage auswärts (2:3, 99/00).  Das 0:0 in Cottbus in der Saison 97/98 war überhaupt das einzige Spiel der beiden Mannschaften gegeneinander, in dem keine Tore fielen neben dem Pokalspiel 1997, wo es auch nach Verlängerung 0:0 geheißen hatte.  Zieht man mal die Tore im Elfmeterschießen ab, dann fallen in einem Spiel gegen Cottbus im Schnitt 2,7 Tore, so dass wir uns auf jeden Fall auf einen hohen Ereignisfaktor einstellen dürfen sollten (zieht man das torlose Spiel ab, sind es sogar 3,9 Tore) ... der ist durch die Ambitionen der Cottbusser, direkt wieder aufsteigen zu wollen (denen man ziemlich hinterherhinkt)  und den Trainer Wollitz wohl ohnehin garantiert, oder nicht?  

1000 mal berührt


Ich hatte im letzten ÜS kurz angemerkt, dass uns vor der Saison nur 24 Punkte auf die 1000er Punkte-Marke in der 2. Liga fehlen würden.  Das ist noch nicht ganz so weit, aber wir haben uns dieser Marke schon bis auf acht angenähert.  Nun hatte ich doch glatt übersehen, dass wir diese Saison noch eine andere Marke knacken können, fehlten doch vor der Saison nur 14 Tore bis zur Schallmauer 1000 Zweitligatore.  DAS haben wir inzwischen erreicht und das Verdienst, jenes besondere Tor geschossen zu haben, gebührt Marius Ebbers, erzielt gleich nach 53 Sekunden in der Partie gegen den FSV Frankfurt.  Vor dem Spiel gab es mächtig Betrieb um dieses Tor, im Forum und in der Presse, danach war alles erstaunlich still.  So will ich denn nochmals kurz die Historie nachbetrachten.  Für die 1000 Tore hat der FC 18 komplette Saisons und fünf Spiele in der 19. gebraucht, insgesamt 659 Spiele.  Das erste Zweitligator schoss Rolf Höfert in der 34. Minute am 03.08.1974 gegen Wattenscheid 09 zum zwischenzeitlichen 1:1 Ausgleich ... das Spiel ging allerdings 1:3 verloren.  Höfert traf so, wie er das mit am Besten konnte, nämlich vom Elfmeterpunkt.  Von den 1000 Toren waren 63 bisher Elfmeter und Höfert verwandelte alleine elf davon.  Das 500ste Tor erzielte Martino Gatti am 22.08.1992 beim 3:0 gegen Osnabrück.  134 Spieler haben sich in der Zweitligageschichte des FC St. Pauli in die Torschützenliste eingetragen, davon stehen 15 noch im aktuellen Kader.  Der erfolgreichste Torschütze von diesen ist Thomas Meggle mit 18 Treffern, allerdings steht zu befürchten, dass Marius Ebbers (momentan 15) ihn im Laufe der Saison überholen wird.  Die 59 Treffer-Marke von Sonny Wenzel wird wohl aber noch länger Bestand haben.  Ebenso wohl wie die Marke von Franz Gerber, der 76/77 in einer Saison 27mal traf.  Letztes Jahr reichten Ebbers und Alex Ludwig je 10 Treffer, um St. Pauli Torschützenkönig zu werden;  in der Saison davor schaffte Schnitzel diesen Titel sogar mit nur sechs Treffern.  Vielleicht, wenn es denn gut laufen sollte, schafft Ebbers es dieses Jahr, sich in die Liste jener einzureihen, die sich zweimal die vereinsinterne Torschützenkrone aufsetzen konnten.  Diese Kunststück gelang bisher Sonny Wenzel (74/75 und 84/85), Franz Gerber (76/77 und 86/87) und Horst Neumann (75/76 und 78/79).  Damit wäre Ebbers auch erst der zweite Spieler, dem solch Kunststück zweimal in Folge gelang.  Marcus Marin schaffte das sogar dreimal in Folge (1997 – 2000), wobei er auch 93/94 die meisten Treffer eines St. Pauli Spielers erzielte (10 in nur 17 Spielen).  Das ist wohl auch ein Rekord für die Ewigkeit; der wäre ja nur zu knacken, wenn a) Ebbers noch zwei Saisons für St. Pauli spielt (was ich hoffe) und b) St. Pauli noch zwei weitere Jahre in der 2. Liga spielt (was wohl niemand hofft).  21 Male half uns der Gegner durch Eigentore, wobei beim 3:1 Sieg 1993 gegen Unterhaching der Gegner gleich zwei Mal ins eigene Netz traf.  Dabei waren die Gegner in der Saison 94/95 am nettesten, da gab es insgesamt vier Eigentore.  1000 Treffer in 659 Spielen, das heißt, das St. Pauli bis dahin in einem Zweitligaspiel im Schnitt 1,52 Tore geschossen hat.  Die meisten Treffer absolut waren es in der Saison 74/75 mit 77, allerdings hatte damals eine Saison noch 38 Spiele (Schnitt 2,03).  2000/01 trafen die Kiezkicker 70 mal in 34 Spielen, was einen Schnitt von 2,06 ergibt.  In diesem Jahr traf man auch am kontinuierlichsten, denn nur in vier Spielen fiel kein Tor für St. Pauli.  Als miesestes Jahr ever kann wohl die Saison 92/93 angesehen werden:  47 Tore in 46 Spielen (die Mammutsaison mit 24 Mannschaften, wegen der Wiedervereinigung), macht 1,02 Tore im Schnitt, allerdings gelang es den Kiezkickern in diesem Jahr in 19 Spielen nicht, die Murmel im Kasten unterzubringen.  Die wenigsten Tore absolut gelangen 1999/2000, nur 37 Treffer in 34 Spielen, bzw. in 22, denn es waren auch wieder zwölf Spiele ohne Treffer dabei.  Solch eine Saison steht dieses Jahr nicht zu befürchten, wenn man bedenkt, dass wir nach acht Spielen bereits zwanzig Tore auf dem Konto haben.  Rechnet man das hoch, dann kommt man am Ende auf 85, das wäre dann wahrscheinlich auch ein St. Pauli Zweitligarekord für die Ewigkeit.  Und es würde noch eines bedeuten:  bisher ist noch keine Zweitligamannschaft, die 85 Tore geschossen hat, am Saisonende nicht aufgestiegen.  Träumen wir mal.  //Greetzb.

Tore
Spieler
59
Wenzel
42
F. Gerber
40
Marin
33
Neumann
31
Zander
29
Driller
28
Höfert
27
Klasnic
24
Golke
20
Scharping  -  Sawitschew
19
Trulsen  -  Demuth
18
Meggle
16
Sailer,
15
M. Rath, Ebbers
14
Bargfrede, Hansen, Manzi, Stanislawski,
13
Patschinski,
12
Klaus, Ludwig, Tune-Hansen
11
Kulka, Scherz, Skov, Bruns
10
Fa. Gerber, Marsollek, Trojan,
9
Beverungen, Dahms, Lotter,
8
Beermann, Frosch, Pröpper,
7
Gronau, Hjelm, Kampf, A. Meier, Schnitzler, Takyi
6
Feilzer, Gatti, Hoilett, Mason, Oswald, Ottens, Szubert
5
Aerdken, Dammann, Hollerbach, John, Karaca, Knäbel, J. Petersen, Eger, Rothenbach, Sako
4
Bajramovic, Braun, Konetzke, Mannebach, Oldenburg, Polunin,
Rosenfeld, Schiller, Schlindwein, Steffenhagen, Wohlers, Boll, Hennings, M. Lehmann
3
Acosta, Chris, Fock, Fröhlich, Gerwalt, Hanke, Hannemann, Kocian, Kuru, N’Diaye, Philipkowski, Schweißing, Springer, Studer, Wehlage, Schultz
2
Blank, Duve, Ferrin, Held, Hinz, Inceman, Järvinen, Kolinger,
Mackensen, Mayer, Milardovic, Nogly, Ofodile, Puschmann, Rahn,
Schwinkendorf, Stevanovic, Naki
1
Ahlf, Baris, Box, Dittmer, Fröhling, Joy, Knoflicek, Kock, Kurbjuweit,
Maxhuni, Olck, Pereira, Rasiejewski, Seeliger, Sievers, Trejgis,
Tsoumou-Madza, Waack, D. Wolf, Chen Yang, Gunesch, Morena, Pichinot

Samstag, 3. Oktober 2009

BREMEN NACHT...KEIN WINTERMÄRCHEN




DFB-Pokal:
werder bremen - FCSTP  2:1



DFB-Pokal in Bremen, gegen Werder und zwar diesmal die Erste.  Natürlich reden alle von dem legendären Ice-Bowl am Millerntor vom 2006 und von Revanche (zumindest die Bremer).  Ansonsten hatten wir im Pokal gegen Werder noch nie was gerissen, es gab nur Niederlagen.  Aber sogar mein Lieblings-Stalinist aus unserer Reisegruppe bezeichnete St. Pauli diesmal als Favorit.  Sah ich komplett anders.  Mein Gespür für Schnee sorgte für negative Vorzeichen.  Es war fürwahr ein lauer Spätsommerabend, Bremen ist eine angenehme Stadt, vor allem liegt das Stadion in einem netten Ambiente – so als würde man vom Schulterblatt plötzlich auf die AOK Arena zumarschieren können.  Der Döner beim angeblich besten Döner Bremens war allerdings ein Lachwitz (ich empfehle da immer noch den im Hauptbahnhof am hinteren Ausgang)
– die Kolonne unserer Busangereisten marschierte vorbei, in großer Gruppe mit Gesang und von diversen Lord Helmchen begleitet.  
Gästeblock im Weserstadion ist auch nett, gute Sicht von allen Plätzen, das Ganze immer noch im Umbau, was allerdings kaum störte.  Warum gab es eigentlich nur „Mesut Özil“ Hartplastikbecher zum Bier (oder Tim Borowski, der ist genauso hässlich) ... ich hätte gerne einen Thomas Schaaf Becher gehabt, aber die Menschen an den Bierständen waren ebenso gestresst wie unsensibel.  Gut, nach dem 1:2 gegen Lautern und dem ebenfalls wenig überzeugenden 3:2 in Frankfurt darf unsere Mannschaft heut mal zeigen, was in ihr steckt.  Nun, was steckt in ihr?  
Die Bremer sind irgendwie alle schneller, größer, breiter – scheinen einen ganz anderen Fitnesscoach zu haben als unsere Jungs.  Viel Bemühen, wenig Wirkung.  Und immer noch fehlt Thorandt; nein bitte, nicht zum Heilsbringer hochsterilisieren, aber ohne ihn wackelt unsere Defensive doch bedenklich und so kommt’s denn auch zum Gegentor nach einem Eckball.  Morena gegen Mertesacker ...lustiges Duell: „Ui, wer hat denn da gerade das Licht ausgemacht?“  Jaa, so dünn ist die Linie zwischen erster und zweiter Liga doch nicht ...da braucht es einen guten Tag, und den hatte St. Pauli an dem Tag nicht.  Viel Bemühen, wenig Wirkung.  Wir nähern uns der Halbzeitpause, ein Depp spricht mich von oben an, lallt mich voll. Will ich nicht hören, drehe mich wieder um. flatsch, hab ich plötzlich sein Bier über der Jacke.  Der Typ ist weg, also gut, keine Ansage, da fliegen die nächsten Bierbecher und dann geht alles ganz schnell.  Der viel beschriebene Typ im gelben Hemd, unsere Leute, die Ordner – ein Ordner liegt am Boden und dann sind plötzlich die Bullen da, Kommando Darth Vader, Knüppel und Pfeffer; Schal hoch vors Gesicht, vor mir sitzen heulende Mädels, von oben kommen immer weitere Typen, schreien, brüllen, werfen Bierbecher, dann ist alles plötzlich vorbei.  Alles sortiert sich, diskutiert noch; Scheißaktion, alle haben Recht, keiner ist Schuld und irgendwann rückt denn auch das Spiel wieder in den Mittelpunkt.  Das liegt auch an unseren Jungs, die mal wieder eine Kopfwäsche nötig gehabt zu haben schienen, um zu begreifen, worum es geht.  Druckvoll ist das Ganze, aber leider nicht wirklich effektiv.  Helmut Schulte hatte doch Schneekanonen versprochen; ich warte verzweifelt.  Bei den Bremern kommt Pizarro, der die Haare schön hat, was auch daran liegt, dass er sich die Frisur während des Aufwärmens gefühlte 250mal gerichtet hat, sogar während der Assi seine Stollen kontrolliert.  Das ist echter Erstligafußball ... eine glatte 10,0 in der B-Note.  Das Spiel wogt, wie es so schön heißt, hin und her und es folgen sieben Minuten des Glücks:  nach einer echt erstligareifen Kombination (und ein wenig Zufall) bringt Takyi die Kugel zum Ausgleich ins Bremer Tor.  Aber so richtig aus der Ruhe zu bringen sind die Bremer nicht und irgendwie sieht man in allem doch einen gewissen Klassenunterschied.  Und die Bremer hatten Eckbälle; Thorandt fehlte immer noch.  War irgendwie eine Frage der Zeit, bis es wieder bei uns klingelte.  Da konnte denn auch die totale Offensive mit einem eingewechselten Big Mo nichts mehr helfen. Tschuldigung, aber in unserer neuen Offensive wirkt der arme Kerl wie ein großer Fremdkörper ... und springen kann er immer noch nicht.  Aus und vorbei und tschüss; ich weiß nicht mal, ob ich traurig sein soll, denn so richtig gerechnet hatte ich mit einem Sieg nicht. Natürlich bin ich traurig, denn ich verliere kein Spiel gerne.  Da schmeckt auch kein Bier danach mehr, zumal es im Umfeld des Stadions eh nur Becks oder Haake Beck gab, was für mich beides wie die letzte Fußwaschung Christi schmeckt.  Gerade noch so den letzten Viehzug nach Hamburg bekommen, weil meine Mitreisenden unerklärlicherweise noch in Feierlaune waren; Hauptsache Sitzplatz. Ein Bremen-Fan fordert alle Anwesenden zum Rauchen im Zug auf, zündet sich eine Kippe an, dann gibt’s schon wieder Hauerei.  Ein Bahnbegleitungspolizist taucht auf, dann ist Ruhe.  Im Zug sagen sie durch, dass der HSV in Osnabrück verloren hat, das sorgt nochmals kurzfristig für Jubelstürme unter allen Mitreisenden.  Dann ist wieder in Hamburg sein, heim Bett schlafen, Wunden lecken.  Jetzt müssen wir im Mai nächsten Jahres doch am Millerntor unser Jubiläum feiern (103 Jahre FC St. Pauli) und nicht in Berlin.  Ist auch gut so, auch wenn’s schade ist.  Nach zwei Niederlagen in Folge kehrt nun vielleicht wieder Ruhe ein, die Euphorie ist gebremst und das Gerede vom Aufstieg hat nun wohl auch erst mal aufgehört.  Schauen wir mal; nun kommt der Herbst und dann der Winter.  Leider ist Bremen dann nicht mehr unser Gegner.