Sonntag, 8. März 2009

LEERSTUNDE...



2. BL:
1859 münchen - FCSTP  5:1


Mit der breiten Brust eines (räusper) überzeugenden Sieges gegen die Betzebuben zu einer durch die Ereignisse der letzten Wochen total verunsicherten Mannschaft ... ja, so klang das vor dem Spiel 1860 gegen St. Pauli.  Drohte, ein schöner Tag zu werden.
Würde es sowieso werden; ich hatte den Stuttgarter Wettergott als Begleitung, der macht, dass über jedem Stadion, das wir besuchen, die Sonne scheint (außer Fürth), unsere Quotenfrau hatte einen Kuchen für die Zugfahrt dabei und der Libero des Münchener Idiotensports hatte anlässlich seines Geburtstages vor dem Spiel zum Weissbierwurstfrühstück ins Balan geladen. Zehn Minuten hinter Stuttgart versank unser Zug in dichtester Milchsuppe, aber so ist das in Ulm um Ulm und Ulm herum (in sofern reichte Ulm bis zehn Kilometer vor München, bis der Wettergott seine Kräfte spielen ließ).  Zwischen Stuttgart und Ulm muss man im Übrigen keinen ICE-Zuschlag zahlen, weil der Zug so langsam fahren muss, dass er nicht als ICE gilt.  Kein Witz!!!   Reisen bildet.  Vorgespult, zwei Stunden später; wir hatten unser Bier, den Kuchen und verbal auch die Sechz’ger vernichtet, letzteres mehrfach.  Also Wurst ... das Balan, in der Balanstrasse gelegen (S-Bahn Rosenheimer Platz), versprüht einen archaischen Charme, die das Interieur des Shamrock nahezu modernistisch aussehen lässt.  Ein Plakat kündete von 90 Jahren Münchener Räterepublik, was mir den Laden zusätzlich sympathisch machte (die Räterepublik gehört für mich immer noch zu den faszinierensten Phänomenen deutscher Geschichte).  Die Geburtstagsfeier verlief allerdings eher schweigend, mampfend und mau; vielleicht Vorfeiern am Vorabend oder dumpfen Ahnungen auf Kommendes geschuldet und sie endete abrupt, als um halb zwölf die Wirtin verkündete „so, jetzt ist Schluss, ich muss noch aufräumen, schließlich will ich selbst noch ins Stadion zum Spiel.“  Naja, wenigstens bereitet das Balan einen auf den Münchner Nahverkehr vor – im Vergleich zu den Zügen auf jeden Fall die sympathischere Bruchbude.  Die Anreise zur Arroganz-Arena empfinde ich immer noch als ebensolche Zumutung wie Fröttmaning selbst, den Trottmarsch über die „Esplanade“ genannte Ochsenzugbrücke, die alienartigen Parkplatzhinweislampen und dann in der Mitte von nichts diese gigantische Plastikbadewanne.  Im Vorfeld zur Mitte von Nichts ein einzelner Bierwagen; ich frage nach, ob sie denn Vollbier ausschenken würden – na klar, ist doch kein Sicherheitsspiel heute.  Ach so... warum dürfen unsere Fans dann keine Trommeln mitnehmen, warum sind Megaphone verboten, warum wurden die Busse aus Hamburg dann angeblich aufgehalten, jedenfalls kamen 20 Minuten nach Spielbeginn noch immer Leute in unseren Block.
Erster Doofmichel des Tages war ein Mitglied der Sektionen, der einem meiner Reisebegleiter, durch Button als „Clubberer“ ausgewiesen, keinen USP-Flyer geben wollte.  Im Stadion dann selbst das Übliche:  die Zeit, die man angeblich durch den Einsatz der Arroganz-Card sparen möchte, wird dadurch verschwendet, dass bei den Getränkeständen nur ein Zapfer steht, der zudem noch den Stadion-Bierstand mit dem Hilton verwechselt hatte (gutes deutsches Pils braucht sieben Minuten) und sich somit den Doofmichel zwei an die Brust heften kann.  Ach ja; DANN BEGANN DAS SPIEL ... müsste ich was drüber schreiben ... muss ich?  Denke, dafür reicht mein Fußballsachverstand nicht aus, den ich mir zubillige.  Ich habe es nicht verstanden – ich habe die Aufstellung nicht verstanden, warum die Lautern-Erfolgself durcheinandergeworfen wurde – ich habe die Einstellung der Mannschaft nicht verstanden, ich habe Fabio Morena nicht verstanden (exemplarisch als im Haufen der Sehschwachen der Blindeste ... schulligung, der Mann war an dem Tag ein Sicherheitsrisiko und insofern Doofmichel Drei).  Ich habe weder verstanden, warum der Trainer zwei Minuten vor Halbzeit gewechselt hat noch was ausgerechnet diese Wechsel bewirken sollten.  Wenn das Ziel Schadensbegrenzung sein sollte – nun ja, das hat funktioniert, denn in der zweiten Hälfte gab’s wenigstens nur noch ein Gegentor, aber „Aufholjagd“ geht halt doch anders, Kontern geht anders.  Ansich geht alles anders und vor allem besser, als unser Haufen es an dem Tag gezeigt hatte.  In der Halbzeitpause ein weiteres Highlight, als Angehörige der Münchner Polizei vermeinten, etwas für ihre Daseinsberechtigung tun zu müssen. Fünf Leute warten auf die Getränkeverköstigung, sechs Polizisten daneben, diskutieren ... und wieder traf es meinen Clubberer: „kommsemamitbidde“  und ab auf die Väterliche, mein Sohn, komm mit zur Leibesvisitation - Personalienfeststellung, Taschenkontrolle ... gibt dann die Doofmichel vier bis sechs.  Drei Helden kontrollieren meinen Bekannten, zwei stehen daneben und gucken grimmig und der sechste erklärt uns, der Auserwählte hätte zu viele Photos gemacht, deswegen die Personalienfeststellung.  Ich wollte nicht nachfragen, wie viele Japaner denn die Münchner Polizei so im Schnitt pro Tag verhaftet. Kindergeburtstag, denn natürlich kam bei dem Geschisse nichts heraus, außer das die Wurst kalt und das Bier warm wurde und unsere Stimmung nicht gerade besser wurde.  Naja, war die im Block in der 2. Halbzeit auch nicht mehr, dem Auftreten der Halbgötter in braun-weiß geschuldet.  Ohne Hoilett und Drobo könnt ihr alle gehen ...solltet ihr, zu Fuß, von München nach Hamburg, Abbitte leisten für solch einen Auftritt.  Reicht als Fazit des Spiels oder? Taugt auch fast als Schlusswort, wäre da nicht noch eine Anekdote von der Rückfahrt gewesen. Großraumabteil im IC, wie die Bahn jetzt ihre Interregios nennt – eine Dame hatte sich am Tisch und den Sitzen mit Taschen, Büchern und Krams unmissverständlich breit gemacht ... in meinem Zug bin ich der Lokführer.  Ob hier denn noch frei sei (was es ja offensichtlich war), fragten wir höflich.  Die Dame fing an, hektisch zu zucken, ihr Blick drückte unverhohlen Ekel aus.  „oh Gott, Fußballfans...ich hasse euch, euren Krach und wie ihr nach Alkohol stinkt.“  Na, das würde ja eine lustige Rückfahrt werden. „Was ist denn schlimmer, meine Fahne oder unser Lärm?“ fragte einer meiner Begleiter (das eine, was er nicht hatte oder das andere, was wir nicht machten).  Ein Blick voller Verachtung:  „ALLES!“ sprach die Dame und packte ihr Geraffel zusammen, um angeekelt den Wagen zu verlassen und zwar so schnell, dass ich keine Zeit hatte, ihr den Doofmichel Nummer Sieben zu überreichen.  Wir, also die stinkenden Gröhler, freundeten uns mit zwei jungen Damen und den Zugbegleiterinnen an und überhaupt all jenen, die aus dem Abteil, das unsere geflüchtete Ex-Mitreisende nun besetzt hatte, vertrieben worden waren, denn zusätzlich zu Fußballfans hasste sie scheinbar auch noch Musikhörer, Ausländer, Soldaten, Jugendliche und Liebespärchen.  Schön, wenn man so viel Spaß am Leben finden kann und solch ein Kommunikationswunder ist, denn das erleichtert das Bahnfahren.  So habe ich denn wenigstens viel gelernt auf dieser Reise gen München, nur ... von Fußball versteh ich noch weniger.