Mittwoch, 2. Dezember 2009

Tief im Osten


geht die Sonne auf? Wir gehen nach dem vermeidlich „friedlich“ abgelaufen Spiel in Rostock wieder zur Normalität über (hoffentlich nicht, denn die Vorfälle innerhalb unserer eigenen Fanszene bedürfen einer Aufarbeitung). Leider sieht für andere Vereine die Normalität so aus, wie wir sie nur zweimal pro Jahr erleben dürfen. Wir reden von der Bezirksklasse Leipzig und dem Verein Roter Stern aus dem Stadtteil Connewitz, der seit 1999 Teil einer linksalternativen Szene ist. Und eben als solcher sind Spieler und Anhänger des RSL permanent Anfeindungen aus der rechten Szene ausgesetzt. Und diese werden in den letzten Jahren immer schlimmer. Beleidigungen („Dreckszecken, Zigeunerpack“) gehörten fast schon zur Normalität; der farbige Torhüter der D-Jugend Mannschaft wurde 2008 mit den Worten „Neger“ und „Behinderter“ beschimpft, die Mitspieler mit Dreck beworfen (Spieler des TSV Einheit Lindenthal, also 11-12 Jahre alt!!!). Eine Aufarbeitung dieser Ereignisse hat der TSV Einheit bisher verweigert, man solle doch das Geschehen „auf sich beruhen lassen“. Dummejungenstreiche, oder was? Nach dem Aufstieg 2009 der 1. Mannschaft in die Bezirksklasse nehmen die Anfeindungen immer mehr zu. Zum Spiel beim FSV Oschatz waren etwa zehn örtliche Neonazis angetreten, provozierten durch Zeigen des Hitlergrußes, es kam zu Rangeleien, das Spiel musste unterbrochen werden. Die Störer, ausgerüstet mit Shirts mit der Aufschrift „Hatecore – good Night – left Side“, durften sich, ungestört von den Ordnern, auch vor dem Kabinentrakt tummeln und die Spieler des RSL wieder mit Hitlergruß verabschieden. Das scheint die Normalität zu sein; wegschauen, verdrängen, unter den Tisch kehren. Eskaliert ist das Ganze dann am 24.10.09.; Auswärtsspiel beim FSV Brandis, einer 10.000 Seelen Gemeinde, 20 km nördlich von Leipzig und das ist das wirklich Schlimme. Sowohl die Polizei als auch die Vereinsverantwortlichen hatten im Vorfeld erfahren, dass es einen Nazi-Aufmarsch zum Spiel geben würde. Trotzdem stellte die Polizei nur zehn Beamte ab, die dann mit der Situation hoffnungslos überfordert waren. Plötzlich kam eine Stadiondurchsage an die Fans des RSL, sie mögen doch bitte die Seite hinter dem Tor räumen, „die Dummen“ würden ja doch gleich kommen. Augenzeugenberichten zufolge waren es ausgerechnet Ordner des FSV Brandis, die den rechten Schlägern einen separaten Eingang öffneten. Dort in der Nähe waren Eisenstangen, Holzlatten und Steine deponiert, die dann von den etwa 50 Angreifern zum Einsatz kamen, an denen sich auch ein Brandiser Ordner beteiligt haben soll.. Drei Fans wurden schwer verletzt, ein Spieler von RSL erlitt eine Handprellung. Das Spiel wurde nach zwei Minuten vom Schiedsrichter abgebrochen.  Ein Vorstandssprecher des FSV Brandis räumte später ein, man habe dem randalierenden rechten Pöbel bewusst den Eingang geöffnet, „damit sie nicht draußen Autos und Busse demolieren“. Ein Menschenleben für den „unverletzten“ SLK!!!. Wer mal auf die Seite von Sportswire.de schauen mag, findet dort widerliche Kommentare zu diesem Angriff (davon will ich nur die ersten zitieren):  „tolle Aktion der Kameraden!...“Weiter so!...Kommunismus & Antifa-Banden zerschlagen!“ – „richtig, schlagt das rote Pack, wo ihr es trefft!“ – „keinen Fußbreit dem RSL und seinen Anhängern“ (letztgenannter Kommentar stammte im Übrigen von Domenique O., ehemaligem NPD-Mitglied und Mandatsträger, vorbestraft wegen Beleidigung und Volksverhetzung, der auch noch eine andere Historie in Sachen Pädophilie hat...bitte nachlesen im Netz beim Kölner Stadtanzeiger!!!).
Die Verantwortlichen des RSL ermöglichten mir das Interview mit einem Anhänger des Vereins, der in Brandis dabei gewesen ist:

ÜS: Was genau ist passiert? Wie habt ihr das erlebt?
Im Vorfeld der Partie in Brandis bei Wurzen wurden Befürchtungen laut, es könnten eventuell ein paar mehr als die üblichen zwei Handvoll Dorfnazis den Weg zum „Sportplatz des Friedens“ finden. Um unsere bislang erfolgreiche Strategie, mit einem zahlenmäßig überlegenen Anhang den Pöbel mit Nichtachtung zu strafen, auch in der ehemals „National befreiten Zone“ im Osten Leipzigs nachgehen zu können, begleiteten erneut weit über 100 RSL-Supporter ihr Team in die Provinz. Bis kurz vor Anpfiff sah auch wieder alles aus wie immer, rund 10 Nazideppen standen auf der anderen Seite des Sportplatzes und waren hässlich, aber nicht mehr. Du hast ja in deinem Text schon einige Details angebracht, besonders das mit „den Dummen“ hat mich vor Ort etwas verwundert. Dann kehrte ein Kollege mit den Worten „Da kommen noch ganz viele!“ vom Bratwurststand zurück und alsbald ging alles relativ schnell. Besagte 50 Atzen bogen um die Ecke des Vereinsheims, zogen sich ziemlich parallel zum Anpfiff des Spiels Handschuhe und Mundschutz an, pöbelten rum, schwenkten Knüppel und setzten sich alsdann in unsere Richtung in Bewegung. Unsere ziemlich panische Flucht wurde durch die unwegsamen örtlichen Gegebenheiten gebremst, und als uns nichts anderes übrig blieb, als aufs Spielfeld zu rennen, wurde irgendwann wieder unsere zahlenmäßige Überlegenheit deutlich, uns und auch den Angreifern. Einige von uns waren in der Lage, sich ganz gut zu wehren, was wohl den Impuls auslöste, mit vereinten Kräften den Scum von der Anlage zu drängen. Dies gelang schließlich. Es konnte sich um die Verletzten gekümmert werden und dann kam auch irgendwann die Polizei. An Fußball war da nicht mehr zu denken, auch wenn der Schiedsrichter das eventuell anders sieht.

ÜS: Wie beurteilt Ihr das Verhalten der Ordner und derPolizei?
Von den vor Ort gewesenen Sicherheitskräften kann man kaum jemandem Vorwürfe machen, weder den 6 Streifenpolizisten (im Strickpulli und Motoradhelm!), noch den Brandiser Ordnern (ältere Vereinsmitglieder im Trainingsanzug). Gegen den angreifenden Mob hätten die sich nie behaupten können. Was zu kritisieren ist, ist jedoch, dass es sowohl beim FSV Brandis als auch bei der Polizei im Vorfeld des Spiels Hinweise auf einen geplanten Überfall gab. Die Blauäugigkeit des Dorfvereins, statt der üblichen 4 nun 12 Rentner als Ordner abzustellen, nun ja, die haben halt auch noch nie etwas Vergleichbares erlebt und hatten natürlich null Plan. Wenn so eine vage Vermutung im Raum steht, ist auch von der Polizei nicht zu erwarten, dass sie mit einer Hundertschaft zu einem Spiel der 7. Liga anrückt. Ich vermute mal, dass die Beamten vor Ort dann während des Angriffs doch ihre Kollegen benachrichtigten, aber es dauerte auf jeden Fall ewig, bis dann jemand kam. Und die noch am selben Tag herausgegebene Polizeimeldung, „Einsatzkräfte hätten am Rande eines Fußballspiels 2 rivalisierende Gruppierungen getrennt und den Sportplatz daraufhin geräumt“ ist einfach nur lächerlich und grundfalsch! Aber wahrscheinlich ging die Polizei davon aus, dass der RSL es dabei belassen würde und sich zu den Vorfällen, wie so oft bei früheren Angriffen auf linke/alternative Projekte/Gruppen, nicht äußern würde.

ÜS: Sind solche Vorfälle schon öfters passiert?
In dieser Größenordnung ist so etwas noch nicht vorgekommen. Es gab im Jahr 2002 schon einmal einen gezielten Angriff auf den RSL, damals beim Auswärtsspiel in Lützschena, als Fans und Mannschaft während des Spiels von ca. 10 Nazi/Lok-Hools aus dem Gebüsch heraus attackiert wurden. Wie auch in Brandis konnten damals die Angreifer in die Flucht geschlagen werden. Das Spiel konnte daraufhin fortgesetzt werden und endete 1:1.
Zusätzlich gab es in den letzten 10 Jahren immer mal Nazi-Scum auf Seiten der Gegner, aber es blieb so gut wie immer bei Pöbeleien, wohl auch, weil unser Anhang schon zahlenmäßig oftmals weitaus überlegen ist. Mit dem Aufstieg in die Bezirksklasse dieses Jahr häufte sich das Auftauchen von Nazis bei Auswärtsspielen, bereits am 2. Spieltag wurden wir in Oschatz mit dem Hitlergruß empfangen, was zu kurzen Handgreiflichkeiten zwischen den Fanlagern führte. Auch hier wurde das Spiel lediglich unterbrochen und schließlich vom RSL siegreich zu Ende gebracht. Auch die drei folgenden Auswärtsauftritte des RSL im Hinterland von Torgau und Eilenburg wurden von einigen Nazis besucht, welche jedoch vom Sterne-Anhang erfolgreich ignoriert wurden.

ÜS: Wie waren die Reaktionen der Polizei, wie verliefen die Ermittlungen bislang?
Nach der anfänglichen Falschmeldung der Polizei (s.o.) geriet diese bald durch das gewaltige Presseecho unter Druck. Vor dem Hintergrund dieser bislang nicht da gewesenen Qualität von rechter Gewalt war die Polizei zum Handeln verdammt und alsbald traten der sächsische Polizeipräsident und die extra aufgestockte Soko Rex (Sonderkommission Rechtsextremismus) auf den Plan und wollte schnelle Ergebnisse vorweisen. Aber trotz der gemachten Anzeigen, Aussagen und des Beweismaterials (inkl. vieler Fotos und eindeutiger Namenszuordnung im Internet) ist bis heute leider kein einziger der Angreifer verhaftet worden. Wir können nur hoffen, dass das nicht alles irgendwann im Sande verlaufen wird.

 ÜS: Gab es schon andere Anfeindungen gegen den RSL?
Du hattest ja bereits den Vorfall beim D-Jugendspiel letztes Jahr angesprochen. Ein Spiel unserer A-Jugend Anfang 2008 wurde gar nicht erst angepfiffen, da die Spieler des Gastvereins Eintracht Wiederitzsch zur Hälfte in Thor-Steinar-Montur daherkam. Unsere Jugendlichen weigerten sich daraufhin, gegen diese zu spielen.
Das RSL-Vereinsheim „Fischladen“ wurde am 20. April 2008 Opfer eines versuchten Brandanschlags. Zum Glück traf nur ein Stein die Schaufensterscheibe, der Brandsatz selbst nur die Wand des ansonsten überwiegend von Familien bewohnten Hauses.
Gelegentliche Gästebucheinträge und Pöbeleien in diversen Foren gibt es auch, aber die Heldentaten solcher Internet-Hooligans gehen uns eigentlich am Allerwertesten vorbei.

ÜS: Wie waren die Reaktionen der Verbände?
Ich müsste lügen, wenn ich jetzt sagen würde man war bestürzt oder sprach uns irgendwelche Anteilnahme aus. Sicherlich gab es da Reaktionen von Einzelpersonen, auch von anderen Leipziger Vereinen, aber soweit ich weiß, hat sich weder der Leipziger noch der Sächsische Fußballverband offiziell irgendwie gezuckt. Wir warten jetzt auf das Urteil des Sportgerichts, ob wir zum Wiederholungsspiel nach Brandis müssen oder eines der beiden Teams das Spiel am Grünen Tisch gewinnt.

ÜS:  Vielen Dank



DER VEREIN ROTER STERN LEIPZIG 1999 e.V.
Im Frühjahr 1999 fanden sich einige Gestalten zusammen, vornehmlich aus den 5. Herren von Blau-Weiß Leipzig, abgestoßen durch die in fast allen Leipziger Vereinen vorherrschende großdeutsche, oft rassistische oder faschistoide Grundstimmung, um einen eigenen Verein zu gründen, der den herrschenden Vereinen ein alternatives Modell der Fußballkultur entgegenstellen wollte. So begreift sich der Verein RSL als linker, antifaschistischer und antirassistischer Verein, der im Rahmen seiner Möglichkeiten auf eben jene gesellschaftlichen Zustände wie Rassismus, Sexismus, Antisemitismus oder Homophobie hinweisen und dagegen anzugehen versucht. Man engagiert sich seit 10 Jahren bei der Vorbereitung und Ausführung der Mondiali Antirazzizti, organisiert Ausstellungen, Lesungen, BAFF-Treffen ect. und versucht gerade durch Jugendarbeit, antidiskriminierende Standards, nicht nur im Fußball-Umfeld zu vermitteln. Letzten Monat wurde Roter Stern Leipzig für seine Arbeit mit dem Sächsischen Förderpreis für Demokratie ausgezeichnet.
Inzwischen gibt es im Verein fünf Jugendteams, ein Frauenteam, drei „richtige“ sowie ein „altes“ Herrenteam. Trotz dieser Menge an Aktiven hat der RSL weiterhin keinen eigenen Sportplatz zur Verfügung. Er muss sich stattdessen zwei außerhalb von Connewitz gelegene Spiel- und Trainingsstätten mit anderen Vereinen teilen, von deren Seiten dem Verein auch des Öfteren Steine in den Weg gelegt werden. Die Heimspielstätte teilt sich Roter Stern seit 10 Jahren mit Einheit Leipzig Ost, deren Spieler sich teilweise aus dem rechten Hooliganumfeld von Lokomotive Leipzig rekrutieren.


Nachspiel: 
Das zuständige Sportgericht hat nun sein Urteil gesprochen: das Spiel wird neu angesetzt, RS Leipzig muss also demnächst erneut in Brandis antreten; ein Urteil, das bei den Leipzigern natürlich Entsetzen auslöst, vor allem die Begründung: So sagte der Verbandspräsident des Sächsischen Fußballverbandes Rainer Hertle: "Nach zwei Minuten liegt noch kein aussagekräftiges Ergebnis vor, daher haben wir dieses Wiederholungsspiel angesetzt.“  Die Vorwürfe des Gästevereins, ein Ordner habe die Gruppe Neonazis reingelassen, seien laut Hertle "glaubwürdig entkräftet worden. Der Verein hat die ihm zumutbaren Bedingungen für eine ordnungsgemäße Durchführung des Spiels erfüllt, darum trifft ihn keine Schuld." Das sieht RS Leipzig natürlich komplett anders, denn wenn trotz der Vorwarnungen Steine, Holzlatten und Eisenstangen für die Angreifer auf dem Stadiongelände bereitgelegen hatten, dann könne von ordnungsgemäßer Durchführung des Spiels kaum die Rede sein, sagte Sprecherin Claudia Krobitzsch. Eine Einschätzung, der man sich durchaus anschließen kann!!! Die Roten Sterne haben nun noch sieben Tage Zeit, um Einspruch einzulegen. Der wird kommen, sollte er abgelehnt werden, erwägt man einen Boykott des Wiederholungsspiels. Inzwischen war auch die Polizei mal nicht untätig: fünf Männer im Alter zwischen 19 und 28 Jahren wurden festgenommen, die im Verdacht stehen, an der Platzstürmung in Brandis beteiligt gewesen zu sein. Haftbefehl wurde erlassen, Wohnungen wurden durchsucht. Die Verhafteten waren teilweise einschlägig vorbestraft, zwei waren sogar nur auf Bewährung auf freiem Fuß. Alle fünf sind aber „dem gewaltbereiten rechten Spektrum“ zuzuordnen, so die Staatsanwaltschaft. Weitere Ermittlungen laufen noch, da es zahlreiches Foto- und Videomaterial gibt. 

Montag, 23. November 2009

PREMIERENSTADL





2. BL:
fc augsburg - FCSTP  3:2


Drittes Jahr zweite Liga, drittes Jahr Augsburg und mein dritter Reisebericht. Oh, mein Gott, wie langweilig. Da schreibt der doch nur wieder, wie schön das alles ist und dass wir leider wieder mal unglücklich verloren haben. Letzteres stimmt fast; ersteres nicht. Ich gebe zu, ich bin der Stadt und den Menschen dort aus der Region dort sehr zugetan, weil wir dort immer sehr nett aufgenommen wurden. Das war dieses Mal nicht anders, auch wenn es zu großartigen Fraternisierungsszenen nicht kommen konnte. Den Charme bezog eine Fahrt nach Augsburg bislang aus der Rosenau und den sie umgebenden Biergärten, der Betreiber sicherlich am Umsatz den Wegzug des Fußballs merken werden. 
Denn der FCA spielt jetzt in der Impuls Arena. Das Wort Arena verheißt in Punkto Gemütlichkeit eh nie etwas Gutes. Ich hatte bei einer Bekannten, die aus Augsburg kommt, angefragt, wo denn das neue Stadion steht und wie es denn gastrotechnisch dort aussehen würde. Beide Antworten verhießen nichts Gutes:  
a) JWD und b) gibt keine – und entsprachen leider der Realität, auch unsere Vorausfahrer, die seit Samstag in Augsburg weilten, konnten nichts von Gastronomischen Highlights in der Nähe des Stadions vermelden. Wir, das waren drei getrennte Gruppen, die Exilanten per Schweineexpressen, die Arroganten mit Bahncard und ICE aus Stuttgart, die sich in Augsburg mit den Idiotensportlern aus München vereinten. Auf dem Bahnhofsvorplatz fand denn auch mangels Alternativen die Ersatzveranstaltung zum früheren Treffen im Kiosk Sonnenglück statt. Ein Pseudo-Weihnachtsmarktstand bot bei 17 Grad „Warmen Caipirinha“ an; na denn Prost. Es war auf jeden Fall deutlich mehr Sicherheitsmacht anwesend als früher, vor allem Angehörige der Film- und Nahkampfakademie Bamberg. Wobei man den Eindruck hatte, die bayrische Polizei hätte vor allem Azubis geschickt (oder war grad mal wieder Heiligendamm oder ähnliches und ich hab’s mal wieder nicht mitbekommen), die Cops waren alle ziemlich jung und vollführten dort auch neue Choreographien des Formationstanzes, was so ein wenig an Asterix erinnerte (die offene Raute, die Torte ohne Kerze, die Schildkröte, die Pyramide). 
Sind wir vielleicht seit Rostock ein Sicherheitsrisiko. Schon relativ früh wies uns ein Megaphonist darauf hin, wir sollten doch (BITTE!!!) die bereitgestellten Shuttlebusse Richtung Arena benutzen. Taten wir denn irgendwann, hatte ich mich doch sagen lassen, die Fahrzeit betrage 20 Minuten. Wurde denn doch etwas länger, denn unserem Bus platzte nach ungefähr zehn Metern ein Reifen...also alles raus, alles in den nächsten und dann der Shuttleverkehr: Für alle die nicht da waren, das war in etwa so, als wenn sie dich in Eidelstedt empfangen und dann mit Bussen nach Wakendorf II karren. Kein Haus, kein Baum, kein Strauch, leere Felder, ein Möbelmarkt, irgendein Betonkasten in Bau und dann jenes Stadion, eine Betonschüssel in der Mitte von Nichts. Also ob von dieser Arena nun Impulse ausgehen. Die Ordner waren diesmal über Augsburger Verhältnisse richtig umgänglich. Drinnen dann das nächste Ärgernis: erst das Eintauschen von Geld in die „Impuls Arena easy living card“ und dann gab’s für’s Plastikgeld auch nur Plastikbier, die „leichte Weiße“. Meine letzte Eigenurintherapie war leckerer. Selbst der eine oder andere Augsburger vermeldete sein Ärgernis über dieses Kunstprodukt. Beim Gästeblock ist das beste die Sicht. Immerhin blieb alles friedlich; nur als einer meinte, er müsse den Ultra-Block fotografieren, zog er sich den Ärger der Anwesenden und eine Bierdusche zu. Nach dem Spiel meinte ein Witzbold, er müsse einen der Filmschaffenden aus Bamberg mit „Kameramann, du Arschloch“ titulieren; was zwar leise tat, aber nicht nur für mich hörbar, sondern auch für die geballte Staatsmacht, die daraufhin die Heimfahrt des Spaßvogels sicher etwas hinauszögerte. Apropos Spiel: Fußball gespielt wurde auch zwischendrin und ich muss ehrlich sagen, ich fahre dann doch lieber nach München, um mir eine 1:5 Klatsche abzuholen, als mir so was anzusehen. Das tragische Scheitern hat seine Ästhetik, doch hat mich meine gymnasiale Vorbildung vielleicht solchen Tragödien entfremdet. Wir hätten verdammt noch mal einen Punkt verdient gehabt; die Mannschaft hat großartig gekämpft, Ebbers weiß wieder, wo das Tor steht. Ich will keinen hervorheben und keinen klein machen. Über die rote Karte kann man diskutieren; muss man aber nicht (ich hätte sie nach medialer Aufbereitung nicht gegeben). Aber vielleicht ist und bleibt das wirklich die Quintessenz, wenn ich nach Augsburg fahre: wir fahren die Besseren und haben doch wieder mal nix mitgenommen. Den Satz „alles war schön“ aus dem Anfang des Artikels schreibe ich diesmal nicht. War es nämlich nicht in Wakendorf II. 

Dienstag, 10. November 2009

Geschichten aus 1000 und einer Nacht


Oder nein: Geschichten aus 666 Nächten, Abenden, Tagen, Mittagen, bei denen insgesamt 1002 Punkte heraus kamen. 1002 Punkte in der 2. Bundesliga für den FC St. Pauli. Und es gibt sogar einen Punkteverantwortlichen: Heino Hansen. Sein Tor in der 67. Minute zum 2:2 bei der DJK Gütersloh am 10.08.1974 sorgte für den ersten Punktegewinn des FC in der 2. Bundesliga. Mit inzwischen 1002 haben wir nach 12 Spieltagen der aktuellen Saison bereits jene magische Marke von 1000 Punkten geknackt, was vor uns nur zehn von 121 ehemaligen und aktuellen Zweitligisten geschafft haben. Mit 1002 Punkten sind wir nun zwei Punkte besser als der 1. FC Saarbrücken und damit auf Platz 10 der ewigen Zweitligatabelle. Na klar, wir gehören zu den Dauerbrennern der 2. Liga, denn ansonsten könnte man solche Punktemasse nicht sammeln, sind nun 19 Jahre dabei, die anderen neun Mannschaften vor uns haben mehr Jahre in der Unterklasse auf dem Buckel. Das heißt aber nicht zwingend, das wir uns nicht noch höher schrauben können, denn von den neun vor uns gehören einige Vereine der Zweitligageschichte an, und ob wir sie jemals wiedersehen... 20 Punkte sind es noch bis Wattenscheid 09, dann sind wir auf Platz neun. Machbar, oder? Sollte uns nicht zufällig der Aufstieg in die Erste gelingen, dann stünden als nächste Marke 1064 Punkte von Waldhof Mannheim an, sollte wohl auch kein Hindernis sein, da die Waldhöfer wohl auf längere Zeit gesehen nicht die 2. Liga sehen werden. Von den ersten neun Mannschaften vor uns in der ewigen Tabelle spielen überhaupt nur zwei in unserer Liga, nämlich Aachen auf Platz 2 und die SpVgg Greuther Fürth auf Platz 6. Hannover 96 und Freiburg können in der Bundesliga keine weiteren Punkte sammeln; Fortuna Köln und die Stuttgarter Kickers sind ebenfalls meilenweit von der 2. Liga entfernt und was aus dem VfL Osnabrück wird, weiß auch keiner.  Pünktchen sammeln kann erfahrungsgemäß nur, wer nicht verliert, oder besser noch, gewinnt; das noch mehr seit 1995, denn ab da gab es drei Punkte für einen Sieg (vorher galt die gleiche Punkteregelung, wie sie heute noch im Handball gilt). Nicht verlieren konnten wir am besten 76/77, da waren’s nur ganze drei Niederlagen, obwohl die Mannschaft schwer in Tritt kam: Nach 11 Spieltagen standen erst drei Siege zu Buche, fünf Unentschieden und eben jene drei punktlosen Spiele. Am Ende stand mit 1,92 der beste Punkteschnitt zu Buche und damit auch der Aufstieg in die erste Liga.  Nur ein Pünktchen weniger hatten wir 74/75; das Problem damals: das reichte nur zum dritten Platz der 2. Liga Nord, denn nach der alten Regel hatten Hannover und Uerdingen mehr Punkte gesammelt. Und nur der Erste stieg direkt auf, der Zweite spielte Relegation gegen den Zweiten der Südstaffel. Aber, jetzt folgt ein Rechenbeispiel:

S
U
N
Pluspunkte Alt
3-Punkte Regel
Uerdingen
20
11
7
40 + 11 = 51
60 + 11 = 71
St. Pauli
22
6
10
44 + 6   = 50
66 + 6   = 72
Genau das war einer der Gründe dafür, die 3-Punkte-Regel einzuführen zwanzig Jahre später, um offensiven Fußball zu belohnen. Dass St. Pauli nach 1978 nie mehr jene 70-Punkte Marke erreichen konnte, lag vor allem daran, dass aus den zweiten Bundesligen nach und nach die “Dorfvereine” aussortiert wurden (man bedenke, dass 74/75 noch der HSV Barmbek-Uhlenhorst 2. Bundesliga spielte!!!), seit 1981 die 2. Liga auch eingleisig wurde und – nach den Wiedervereinigungswirren – seit 1994 nur noch 18 statt 20 Mannschaften umfasst. Insofern ist der Schnitt Punkte pro Spiel vielleicht das interessanteste Parameter als vergleichbare Größe, mehr noch als jene immer wieder genannten 40 Punkte, die angeblich immer zum Klassenerhalt reichen. Das mag nur auf die 18er Ligen zutreffen, denn 84/85 sind wir mit 44 Punkten als Vorletzter abgestiegen (20 Mannschaften); 07/08 mit 42 Punkten Neunter geworden und haben 99/00 mit 39 Punkten noch die Klasse gehalten. Mit 31 Punkten kann man das auf jeden Fall nicht erreichen. 02/03 geht wohl als schlechteste Zweitligasaison in die Geschichte ein, 7 Siege, 10 Unentschieden, 17 Niederlagen, nur 0,91 Punkte pro Spiel, das desolate Ende einer desolaten Saison. Mehr Niederlagen und weniger Siege gab es noch nie. Da haben wir ja diese Saison mit acht Siegen nach zwölf Spieltagen bereits mehr und so mag mancher vielleicht wieder anfangen zu träumen. Warum wie das Eichhörnchen Punkte für die Zweitligastatistik sammeln, wenn man doch nächstes Jahr auch wieder an jener für die erste Liga arbeiten kann. Wenn es denn eine magische Zahl für den Aufstieg gibt, dann ist es 1,7 plus x hinter dem Komma. Das ist genau der Punkteschnitt, der St. Pauli fast immer zum Aufstieg gereicht hatte (das Jahr 1975 ausgenommen). 86/87 reichten 1,79 Punkte zumindest zur Relegation, die gegen Homburg verloren wurde; mit genau dem selben Schnitt stiegen wir ein Jahr später auf. 1995 reichten 1,73 Punkte im Schnitt, 2001 waren es 1,76.  Damals 60 Punkte, 17 Siege, 9 Unentschieden, 8 Niederlagen. SECHZIG ist in den letzten drei Jahren auch die magische Zahl absolut gewesen: 2006 reichten Cottbus 58 Punkte zum Aufstieg, danach waren es immer 60 Punkte, die Mannschaften für den Sprung in die Erstklassigkeit brauchten. Fehlen uns noch 34 aus 22 Spielen, rein rechnerisch. Das würde einen Schnitt von 1,54 Punkten bedeuten (momentan liegen wir bei beängstigend guten 2,16), oder noch 11 Siege, ein Unentschieden bzw. 6 Siege und 16 Unentschieden. Spinnerei, Träumerei? Gedankenspielerei! Aber nach dem Aufstieg könnte ich dann vielleicht über den 250. Erstligapunkt schreiben; dazu fehlen uns noch 25 – und mit 37 Erstligapunkten würden wir Rot Weiß Essen überholen...obwohl, 2001/02 waren es nur 22 Punkte, aber das ist auch wieder eine andere Geschichte 

Sonntag, 11. Oktober 2009

Der Ewige Fünfte


SpVgg Greuther Fürth
17 Spiele
2 Siege
6 Unentschieden
9 Niederlagen
14:31 Tore

Drei deutsche Meisterschaften prangen den Briefkopf der Fürther, die liegen allerdings schon ein wenig zurück (die letzte 1929), damals noch als SpVgg Fürth; das Greuth kam erst 1996 dazu, als der TSV Vestenbergsgreuth dem Verein beitrat. Fürth ist eines der Gründungsmitglieder der 2. Bundesliga (Süd), klopfte 1979 einmal kurz an die Bundesligatür, danach ging es stetig bergab, bis man 1983 hochverschuldet in der Bayernliga verschwand. Retter in der Not war der Unternehmer Brandstätter, der den Sportpark am Ronhof kaufte und den Umbau des ansich zum Abriss vorgesehene Stadions finanzierte, als die Fürther 1997 in die 2. Liga zurückkehrten – zum Dank dafür trat der Verein die Namensrechte am Sportpark ab, womit sie, glaube ich, die ersten ihrer Zunft waren. Seitdem heißt der Stadion-Baukasten halt Playmobil-Stadion (immerhin nicht Arena!!!) und das ist sicher auch kein schlechterer Name für eine Spielstätte als Bluechip-Arena, wie sich der Dorfplatz in Meuselwitz nennt. Allerdings scheint der verspielte Name des Stadions die Ronhof-Kicker immer in die falsche Richtung zu inspirieren, denn wenn man wetten möchte, welchen Platz die Fürther am Ende einer Saison belegen...es ist der Fünfte. Seit 2001 hätte man damit sieben von neun möglichen Treffern erzielt. Immer wurden sie als Aufstiegskandidaten gehandelt, immer waren sie super dabei und immer verkackten sie am Ende. Das Hessen Kassel der 90er und 2000er Jahre. Und was das Déjà Vu komplettiert: Trainer seit 2008 ist mal wieder Benno Möhlmann, wie schon von 97 – 2000 und von 2004 bis 2007. Er soll’s nun wieder angehen, vielleicht mal mehr zu erreichen. Nun gilt Möhlmann nicht gerade als Inbegriff für Herzenswärme, was uns den glücklichen Umstand bescherte, dass Sir Charles Takyi nach nur einer Saison wieder zurück ans Millerntor kehrte, wo er sichtlich wieder aufblüht. (watch out for Alex Ludwig!!!) Immerhin kostete Charles die höchste Ablösesumme, die der FC seit 2002 gezahlt hatte, damals für Vivaldo Nascimento, doch das scheint diesmal gut angelegtes Geld zu sein.  Wenn man auf das Spiel wetten möchte, sollte man besser nicht den Wunsch zum Vater des Gedankens machen; statistisch gesehen, wäre ein Tipp auf Sieg St. Pauli sicher ein Quotenbringer, aber leider auch fast sicher ein Flop. Zwei Siege gab’s überhaupt erst in 17 Partien, und der letzte liegt nun fast schon elf Jahre zurück. Am 13.02.98 gab es ein mühsames 1:0 zwischen dem Bundesligaabsteiger und dem Zweitligaaufsteiger. Truller schoss damals in der 88. Minute den Siegtreffer. Danach gab es am Millerntor eine Niederlage (98/99: 0:2, Tore Reichel und Türr), vier Unentschieden und letztes Jahr eine ziemlich bittere 0:3 Klatsche (Ilicevic und zweimal Reisinger), nachdem schon das Hinspiel mit 2:5 eine ziemlich herbe Angelegenheit gewesen war. Aus diesem Spiel datiert noch einer der Rekorde, die der FC aufstellte. Fabio Morena wird sich ungern erinnern, kassierte er doch nach 93 (oder waren es 92) Sekunden die schnellste rote Karte im deutschen Profifußball. Das 2:5 stellte auch das torreichste Spiel der Geschichte dar, ansonsten fallen am Millerntor in Partien dieser beiden Mannschaften gegeneinander im Schnitt 2,4 Tore; sprich: das 3:3 in der Saison 2000/2001 war ein echter Ausreißer und war wohl auch ein echter Reißer. 3:0 lag St. Pauli zur Halbzeit schon vorne, zweimal Meggle, einmal Klasnic, dann kam Fürth zurück und egalisierte das Spiel durch Treffer vor Surmann und Hasenhüttel (2). Im Tor der Fürther stand damals im Übrigen ein junges Talent namens Mathias Hain, der dann zur Winterpause zu Arminia Bielefeld wechselte. So wird’s auch für ihn ein Wiedersehen mit der Vergangenheit. // greetzb.  

Bilanz SpVgg Greuther Fürth
H
A
Endrunde Dt. Meisterschaft 1950

1:2
Endrunde Dt. Meisterschaft 1951
1:0
1:4
2. Bundesliga 1997/98
1:0
0:0
2. Bundesliga 1998/99
0:2
0:1
2. Bundesliga 1999/2000
0:0
0:0
2. Bundesliga 2000/01
3:3
1:5
2. Bundesliga 2002/03
1:1
1:2
2. Bundesliga 2007/08
1:1
1:2
2. Bundesliga 2008/09
0:3
2:5

Spieler beider Vereine
Fürth von bis
St. Pauli von bis
Mathias Hain
07/99 – 01/01
seit 07/08
Charles Takyi
07/08 – 06/09
07/06 – 06/08 -  seit 07/09
Markus Lotter
bis 06/98
07/98 – 06/03
Nico Patschinski
07/99 – 06/00
07/00 – 06/03
Patrick Mölzl
07/02 – 06/03
07/03 – 06/04
Ugur Inceman
07/03 – 01/04
07/01 – 06/03
Christian Rahn
seit 01/09
07/98 – 06/02
Fritz Wilde
07/45 – 06/46
07/46 – 12/46

Sonntag, 4. Oktober 2009

Das gallische Dorf...oder was???


FC Energie Cottbus
10 Spiele
3 Siege
3 Unentschieden
4 Niederlagen
18:18 Tore
Sie galten lange Zeit als die Ikone des Ostfußballs in der Bundesliga.  2000 bis 2003 und 2006 bis 2009 war der einstmalige SC Aktivist Brieske-Ost erstklassig.  Zu DDR-Zeiten waren die Aktivisten aus Brieske 1963 zunächst nach Cottbus delegiert worden und nannten sich seit 1966 BSG Energie Cottbus.  In der DDR-Oberliga führten die Lausitzer das Dasein einer Fahrstuhlmannschaft, auch weil sie immer wieder die besten Spieler zu anderen Oberliga-Vereinen abgeben mussten.  1974, 1976, 1982 und 1987 folgte dem Aufstieg stets der direkte Wiederabstieg; erst 1989 konnte man die Klasse halten, weil man allerdings 1991 nur Vorletzter der Oberliga Ost wurde, dümpelte der Verein, der seit dem 01.07.90 FC Energie Cottbus heißt, bis 1997 in den unteren nun gesamtdeutschen Ligen herum.  Dann betraten die Cottbusser die „große Fußballbühne“ mit dem Aufstieg in die 2. Liga und standen sensationell im DFB-Pokalfinale (welches 0:2 gegen Stuttgart verloren ging).  Auf dem Weg dorthin fand im Viertelfinale die erste Begegnung zwischen St. Pauli und Cottbus statt.  Springer und Scherz waren die Unglücksraben, denen im entscheidenden Elfmeterschießen die Nerven versagten.  Fast unglaublich mutet an, dass die Cottbusser an jenem Tag keinen Ausländer auf dem Platz hatten, denn knapp fünf Jahre später war Cottbus die erste Mannschaft, die (06.04.01 gegen Wolfsburg) nur mit ausländischen Spielern auflief. Deutsche Spieler sind zu teuer, nur so können wir die Klasse halten, war die Argumentation von Trainerlegende Ede Geyer, der zehn Jahre lang das Zepter bei den Lausitzern schwang und als Vater des Erfolges galt.  Den Abstieg 2003 aus der ersten Liga konnte auch er nicht verhindern und im November 2004 war Schluss mit Lustig, der Co-Trainer Sander übernahm, führte Cottbus überraschend zurück in die erste Liga, wo sich Energie wieder drei Jahre lang halten konnte, seit 2007 unter der Regie des Slowenen Bojan Prasnikar, der – nach einer ziemlich blutleeren Vorstellung seiner Truppe in der verloren gegangenen Relegation – freiwillig den Hut nahm und das Feld nun unserem alten Freund „Psycho“ Wollitz überlassen hat.  Auf Grund der wechselvollen Geschichten beider Vereine liegt das letzte Duell St. Pauli gegen Cottbus nun auch schon ein paar Jährchen zurück und wie das erste Spiel gegeneinander fand es im DFB-Pokal statt, erste Runde 2004/05.  Die Cottbusser siegten 3:1 am Millerntor ... damals bei St. Pauli auf dem Platz die Herren Morena, Lechner, Gunesch, Boll und Hinzmann; von den Cottbussern von damals ist nur noch Timo Rost im aktuellen Kader.  Die Bundesliga-Bilanz gegen Energie umfasst genau zwei Spiele aus der Saison 01/02 und ist exakt ausgeglichen:  4:0 gewann St. Pauli sein Heimspiel und verlor mit gleichem Ergebnis im Stadion der Freundschaft.  Das letzte Tor im Hinspiel schoss damals ein gewisser Thomas Meggle.  In der Zweitliga-Bilanz liegt St. Pauli sogar vorne; ein Auswärtssieg (3:0 98/99) und einer zu Hause (1:0, 99/00) bei drei Unentschieden (zwei zu Hause: 2:2 97/98 und 1:1 98/99 – eines auswärts: 0:0 97/98) und einer Niederlage auswärts (2:3, 99/00).  Das 0:0 in Cottbus in der Saison 97/98 war überhaupt das einzige Spiel der beiden Mannschaften gegeneinander, in dem keine Tore fielen neben dem Pokalspiel 1997, wo es auch nach Verlängerung 0:0 geheißen hatte.  Zieht man mal die Tore im Elfmeterschießen ab, dann fallen in einem Spiel gegen Cottbus im Schnitt 2,7 Tore, so dass wir uns auf jeden Fall auf einen hohen Ereignisfaktor einstellen dürfen sollten (zieht man das torlose Spiel ab, sind es sogar 3,9 Tore) ... der ist durch die Ambitionen der Cottbusser, direkt wieder aufsteigen zu wollen (denen man ziemlich hinterherhinkt)  und den Trainer Wollitz wohl ohnehin garantiert, oder nicht?  

1000 mal berührt


Ich hatte im letzten ÜS kurz angemerkt, dass uns vor der Saison nur 24 Punkte auf die 1000er Punkte-Marke in der 2. Liga fehlen würden.  Das ist noch nicht ganz so weit, aber wir haben uns dieser Marke schon bis auf acht angenähert.  Nun hatte ich doch glatt übersehen, dass wir diese Saison noch eine andere Marke knacken können, fehlten doch vor der Saison nur 14 Tore bis zur Schallmauer 1000 Zweitligatore.  DAS haben wir inzwischen erreicht und das Verdienst, jenes besondere Tor geschossen zu haben, gebührt Marius Ebbers, erzielt gleich nach 53 Sekunden in der Partie gegen den FSV Frankfurt.  Vor dem Spiel gab es mächtig Betrieb um dieses Tor, im Forum und in der Presse, danach war alles erstaunlich still.  So will ich denn nochmals kurz die Historie nachbetrachten.  Für die 1000 Tore hat der FC 18 komplette Saisons und fünf Spiele in der 19. gebraucht, insgesamt 659 Spiele.  Das erste Zweitligator schoss Rolf Höfert in der 34. Minute am 03.08.1974 gegen Wattenscheid 09 zum zwischenzeitlichen 1:1 Ausgleich ... das Spiel ging allerdings 1:3 verloren.  Höfert traf so, wie er das mit am Besten konnte, nämlich vom Elfmeterpunkt.  Von den 1000 Toren waren 63 bisher Elfmeter und Höfert verwandelte alleine elf davon.  Das 500ste Tor erzielte Martino Gatti am 22.08.1992 beim 3:0 gegen Osnabrück.  134 Spieler haben sich in der Zweitligageschichte des FC St. Pauli in die Torschützenliste eingetragen, davon stehen 15 noch im aktuellen Kader.  Der erfolgreichste Torschütze von diesen ist Thomas Meggle mit 18 Treffern, allerdings steht zu befürchten, dass Marius Ebbers (momentan 15) ihn im Laufe der Saison überholen wird.  Die 59 Treffer-Marke von Sonny Wenzel wird wohl aber noch länger Bestand haben.  Ebenso wohl wie die Marke von Franz Gerber, der 76/77 in einer Saison 27mal traf.  Letztes Jahr reichten Ebbers und Alex Ludwig je 10 Treffer, um St. Pauli Torschützenkönig zu werden;  in der Saison davor schaffte Schnitzel diesen Titel sogar mit nur sechs Treffern.  Vielleicht, wenn es denn gut laufen sollte, schafft Ebbers es dieses Jahr, sich in die Liste jener einzureihen, die sich zweimal die vereinsinterne Torschützenkrone aufsetzen konnten.  Diese Kunststück gelang bisher Sonny Wenzel (74/75 und 84/85), Franz Gerber (76/77 und 86/87) und Horst Neumann (75/76 und 78/79).  Damit wäre Ebbers auch erst der zweite Spieler, dem solch Kunststück zweimal in Folge gelang.  Marcus Marin schaffte das sogar dreimal in Folge (1997 – 2000), wobei er auch 93/94 die meisten Treffer eines St. Pauli Spielers erzielte (10 in nur 17 Spielen).  Das ist wohl auch ein Rekord für die Ewigkeit; der wäre ja nur zu knacken, wenn a) Ebbers noch zwei Saisons für St. Pauli spielt (was ich hoffe) und b) St. Pauli noch zwei weitere Jahre in der 2. Liga spielt (was wohl niemand hofft).  21 Male half uns der Gegner durch Eigentore, wobei beim 3:1 Sieg 1993 gegen Unterhaching der Gegner gleich zwei Mal ins eigene Netz traf.  Dabei waren die Gegner in der Saison 94/95 am nettesten, da gab es insgesamt vier Eigentore.  1000 Treffer in 659 Spielen, das heißt, das St. Pauli bis dahin in einem Zweitligaspiel im Schnitt 1,52 Tore geschossen hat.  Die meisten Treffer absolut waren es in der Saison 74/75 mit 77, allerdings hatte damals eine Saison noch 38 Spiele (Schnitt 2,03).  2000/01 trafen die Kiezkicker 70 mal in 34 Spielen, was einen Schnitt von 2,06 ergibt.  In diesem Jahr traf man auch am kontinuierlichsten, denn nur in vier Spielen fiel kein Tor für St. Pauli.  Als miesestes Jahr ever kann wohl die Saison 92/93 angesehen werden:  47 Tore in 46 Spielen (die Mammutsaison mit 24 Mannschaften, wegen der Wiedervereinigung), macht 1,02 Tore im Schnitt, allerdings gelang es den Kiezkickern in diesem Jahr in 19 Spielen nicht, die Murmel im Kasten unterzubringen.  Die wenigsten Tore absolut gelangen 1999/2000, nur 37 Treffer in 34 Spielen, bzw. in 22, denn es waren auch wieder zwölf Spiele ohne Treffer dabei.  Solch eine Saison steht dieses Jahr nicht zu befürchten, wenn man bedenkt, dass wir nach acht Spielen bereits zwanzig Tore auf dem Konto haben.  Rechnet man das hoch, dann kommt man am Ende auf 85, das wäre dann wahrscheinlich auch ein St. Pauli Zweitligarekord für die Ewigkeit.  Und es würde noch eines bedeuten:  bisher ist noch keine Zweitligamannschaft, die 85 Tore geschossen hat, am Saisonende nicht aufgestiegen.  Träumen wir mal.  //Greetzb.

Tore
Spieler
59
Wenzel
42
F. Gerber
40
Marin
33
Neumann
31
Zander
29
Driller
28
Höfert
27
Klasnic
24
Golke
20
Scharping  -  Sawitschew
19
Trulsen  -  Demuth
18
Meggle
16
Sailer,
15
M. Rath, Ebbers
14
Bargfrede, Hansen, Manzi, Stanislawski,
13
Patschinski,
12
Klaus, Ludwig, Tune-Hansen
11
Kulka, Scherz, Skov, Bruns
10
Fa. Gerber, Marsollek, Trojan,
9
Beverungen, Dahms, Lotter,
8
Beermann, Frosch, Pröpper,
7
Gronau, Hjelm, Kampf, A. Meier, Schnitzler, Takyi
6
Feilzer, Gatti, Hoilett, Mason, Oswald, Ottens, Szubert
5
Aerdken, Dammann, Hollerbach, John, Karaca, Knäbel, J. Petersen, Eger, Rothenbach, Sako
4
Bajramovic, Braun, Konetzke, Mannebach, Oldenburg, Polunin,
Rosenfeld, Schiller, Schlindwein, Steffenhagen, Wohlers, Boll, Hennings, M. Lehmann
3
Acosta, Chris, Fock, Fröhlich, Gerwalt, Hanke, Hannemann, Kocian, Kuru, N’Diaye, Philipkowski, Schweißing, Springer, Studer, Wehlage, Schultz
2
Blank, Duve, Ferrin, Held, Hinz, Inceman, Järvinen, Kolinger,
Mackensen, Mayer, Milardovic, Nogly, Ofodile, Puschmann, Rahn,
Schwinkendorf, Stevanovic, Naki
1
Ahlf, Baris, Box, Dittmer, Fröhling, Joy, Knoflicek, Kock, Kurbjuweit,
Maxhuni, Olck, Pereira, Rasiejewski, Seeliger, Sievers, Trejgis,
Tsoumou-Madza, Waack, D. Wolf, Chen Yang, Gunesch, Morena, Pichinot