Dienstag, 25. November 2008

MANCHMAL WEISS ICH, WARUM ICH HIER STEHE


2. BL:
1. fsv mainz 05 - FCSTP - 2:2


Manchmal auch nicht – dann frage ich mich, was einen durchschnittlich intelligenten Mitteleuropäer dazu treibt, am heiligen Sonntag in aller Herrgottsfrühe aufzustehen, sich in Kälte und Schneetreiben zum Bahnhof zu begeben, der deutschen Bahn massenhaft Geld für ihren mangelhaften Service in den Rachen zu werfen, um dann drei Stunden lang fröstelnd in einer zugigen Kurve Männern in kurzen bei der Leibesertüchtigung zuzusehen.  Eine Auswärtsfahrt nach Mainz Ende November ist Anlass für solch eine Fragestellung.  Ich kann mich halt noch an das letzte Saisonspiel 07/08 erinnern, wo wir fünf Dinger gekriegt hatten und heute ging es zum Tabellenführer, erster der Heimtabelle gegen den fünfzehnten der Auswärtstabelle.  Wenig Anlass zur Euphorie, auch die Mitglieder meiner Reisegruppe einigten sich darauf, dass wir uns achtbar aus der Affäre ziehen sollten.  Mittlerweile haben wir es geschafft, immerhin zehn Leute zusammenzubekommen, die von Stuttgart aus auf Zeckentour fahren und das braun-weiße Credo in den Zügen verbreiten. 
Reisen zu den Carnevallistas (sofern sie denn rot-weiß tragen), sind von der Sache her immer entspannte Angelegenheiten, soweit ich das bisher erlebt habe.  Man kommt an, keine Balletttruppe von Grün-Weiß Pfalz, sondern man kann sich in der Stadt frei bewegen, nett was essen und trinken und ein freundlicher älterer Meenzer zeigte uns einen Schleichweg zum Stadion.  Beim Einkaufszentrum gegenüber hatten sie wieder Bier- und Glühweinbuden aufgebaut, alles easy, auch die Contros am Stadion spielten nicht Nobeldiscotürsteher, allerdings könnte sich 05 mal mehr Tore am Eingang zum Gästeblock leisten – was man sich bei den Contros an Zeit spart, verschenkt man beim Kartenabreisser. Letztes Jahr hatte ich Karten für Block J, der ist doof in der Ecke gelegen, Block K und L haben fast Gegengeradecharakter, alles zwar relativ eng, aber kein Vergleich zu anderen Gästekäfigen.  Auch das Catering ist relativ gut durchorganisiert, alles doch gästefreundlich und nicht gegnerorientiert.  Bis dahin glich alles dem Sommerausflug vom Jahr zuvor (mit Ausnahme der Temperaturen).
Es gab nur einen feinen Unterschied:  das Spiel!!!  Das war ganz großer Sport für Erwachsene; gut, der Fußballgott war zwischendurch mehrmals pinkeln, so konnte Schiri Metzen zwischendurch mal seinen Part einnehmen, verweigerte den Mainzern einen relativ klaren Handelfmeter und einen zumindest gebwürdigen und auch für uns hätte es wohl einen Elfer geben müssen; gänzlich zur Legende wurde der Mann allerdings mit seiner Doppelgelbziehung in der 43. Minute gegen Flo und Karhan.  Ausgerechnet Ludwig, der die letzten Wochen so beschissen gespielt hatte und dessen ganze Körpersprache alles andere als Zutrauen ausdrückte, macht die Kiste zur Führung.  Den Mann vor mir befällt dermaßen die Euphorie, dass er mir mein Bier über die Jacke schüttet, ich verzeihe ihm freudig erregt. – die Euphorie ist allerdings dann vorbei, als Borja ins Spiel kommt und den Ausgleich besorgt.  Da war es dann wieder, das Auswärtsgespenst und schon kommt das Zweite und da war sie wieder, die Frage und auch die Frage, geh ich jetzt n Bier holen, weil es jetzt wieder ne Klatsche wird.  Ein Mitreisender hat mir eins mitgebracht und ich bin stehen geblieben, die Mannschaft zeigte Cochones, ist nicht zerfallen, selbst ein Sako erinnerte an beste Zeiten, schaffte es sogar, Kopfballduelle zu gewinnen, vor allem das eine, das Rothenbach zum Ausgleich verlängerte.  Da war der Fußballgott dann nochmals pinkeln.  3:1  Pinkelpausen für den FC St. Pauli – ist das gerecht???  Nein, aber wer hat gesagt, dass der Fußballgott gerecht ist, er ist eher eine launische Diva, aber er beschenkt seine Zweifler immer wieder mit kurzen Glücksmomenten, damit sie ihm auch weiter folgen.
Und wenn es mal wieder Sonntags morgens ist, ich mich frage: „was treibt einen durchschnittlich intelligenten Mitteleuropäer, dazu, am heiligen Sonntag ... „ dann denke ich an Mainz am 23.11.2008 und ich weiß eine Antwort, die mich aufstehen lässt.  

Freitag, 7. November 2008

Positives im Netz: Es gibt auch gute Trojaner!!!


TuS Koblenz

4 Spiele:
2 Siege
ein Unentschieden
eine Niederlage
7:3 Tore

Über große Spiele des FC gegen die Koblenzer zu berichten, hieße Prinz Valium Schlaftabletten zu bringen, denn es gab ansich keine und die Zahl von vier bisherigen Duellen gegeneinander ist auch eher gering.  Bis zum Beginn der letzten Saison bin ich sogar noch davon ausgegangen, dass wir noch gar nicht gegen die gespielt hatten, was ja auch in gewisser Weise stimmt.  Das spannendste bei TuS Koblenz ist zunächst mal die Frage, ob es der oder die TuS heißt...für alle Klugscheißer: es heißt DIE Turn- und Spielegemeinschaft.  DIE TuS Koblenz ist 1983 durch Umbenennung DER TuS Neuendorf 1911 entstanden; in sofern liegen zwei Partien gegen diesen Gegner auch schon etwas länger zurück, sprich in den Zeiten vor der Umbenennung.  So sind die Koblenzer (oder Neuendorfer) auch eher ein Kind vergangener Fußballtage.  In den Dreißigern spielte man mehrmals um die westdeutsche Meisterschaft mit, in den Vierzigern wurde man zweimal Moselland-Meister und nahm an den Endrunden um die Deutsche Meisterschaft – nach dem Krieg war man dann regelmäßiger Teilnehmer an der damals höchsten Spielklasse, der Oberliga (Südwest) und nahm auch mehrmals an den Endrunden um die Deutsche Meisterschaft teil.  1948, als St. Pauli im Halbfinale am 1. FC Nürnberg scheiterte, unterlagen die Neuendorfer Kaiserslautern mit 1:5, für beide der größte Erfolg im Meisterschaftsrennen.  Zwei Jahre später traf man dann im Achtelfinale der Meisterschafts-Endrunde direkt aufeinander; St. Pauli entledigte sich der Aufgabe im Hindenburg-Stadion zu Hannover glatt mit 4:0 – zweimal Kruppa, Sump und Beck hießen damals die Torschützen.  Die Neuendorfer ließen sich noch einmal 1956 in der Meisterschaftsrunde blicken, konnten sich ebenso wie St. Pauli 1963 nicht für die Bundesliga qualifizieren und spielten so, bis zu ihrem Ende 1974 in der Regionalliga Südwest, wo sie 1968 und 69 den Bundesliga-Aufstieg verpassten ebenso wie die Qualifikation zur 2. Bundesliga Süd 1974.
Die Neuendorfer waren nun drittklassig und wenn es nicht den Pokal (mit seinen eigenen Gesetzen) geben würde, hätte St. Pauli wohl erst jetzt wieder ein Spiel gegen die Moselstädter bestritten...so war es die zweite Runde im Pokal 1979, als die TuS Neuendorf am 23.09.1979 am Millerntor vor 1.500 Zuschauern antreten musste.  Als Sieger gingen damals die Neuendorfer vom Platz; die Herren Schmitt (14.) und Knaudt (52.) schossen einen Vorsprung heraus, den Tune-Hansen (82.) nur noch verkürzen konnte; eine der obligatorischen Pokalblamagen, die jeder große Verein in seiner Agenda braucht.  St. Pauli hatte danach den Zwangsabstieg zu verkraften und auch für die Neuendorfer ging es danach noch weiter nach unten; 1981 war man nur noch fünftklassig.
Nach der Umbenennung 1983 in TuS Koblenz ging es ganz langsam nach oben: 1994 gelang der Sprung in die Oberliga, nach einer knapp abgewendeten Insolvenz 2003 stieg man ein Jahr später in die Regionalliga Süd auf – zwei Jahre später dann der Aufstieg in die 2. Bundesliga, wo man sich mit Platz 12 erstaunlich gut etablieren konnte.  Ein Jahr später waren wir auch dabei, am dritten Spieltag gelang ein mühevolles 1:0 am Millerntor durch ein Tor von Trojan, der St. Pauli auch in einem bis dato zähen Rückspiel in Führung brachte.  Danach wurde es besser, St. Pauli verpasste es, den Sack zuzumachen, Dzaka und Kuqi schossen sich langsam warm und so rappelte es denn kurz vor Schluss noch: Flanke Dzaka, Kopfball Kuqi und aus wars mit den Auswärtssiegträumen.  Herr Dzaka versaut uns inzwischen die Tage in Kaiserslautern, aber der Finne Kuqi ist noch da, als einer der wenigen, denn Koblenz hat zur neuen Saison mit fünfzehn Zu- und acht Abgängen quasi (mal wieder) seinen gesamten Kader umgekrempelt.  Immerhin habe ich neben diesen vier Spielen auch noch einen Spieler gefunden, der mal für beide Vereine gespielt hatte: Dubravko Kolinger, von 2000 bis 2002 in braun-weiß, trug in der Saison 2005/06 das Trikot der Moselstädter.