Donnerstag, 23. Oktober 2008

Meisterschaftslust und Aufstiegsfrust


1. FC Nürnberg
23 Spiele: 
5 Siege
7 Unentschieden
11 Niederlagen
26:37 Tore 

Der Club ist der Club ist der Club, so sehen das jedenfalls die Clubberer.  Über 60 Jahre hinweg waren die Nürnberger das Maß aller Dinge im deutschen Fußball, der Titel des Rekordmeisters (9 mal) hielt, die Bayern 1987 die Franken ablösten ... die Zeiten der ewigen Erstklassigkeiten waren allerdings 1969 schon vorbei, als der Club als erster deutscher Meister in der Folgesaison abstieg und inzwischen hält der Club nach seinem siebten Abstieg aus der Bundesliga sogar den Titel des Fahrstuhlführers nach 1945.  1996/97 war der Club sogar mal drittklassig.  Sollten die Clubberer am Ende der Saison wieder erstklassig werden, erben sie auch den Titel des Rekordaufsteigers von Arminia Bielefeld.  So ist klar, dass zwei Wanderer zwischen den Welten, da ja auch St. Pauli so einer ist, sich immer mal wieder begegnen, allerdings beginnt die Historie der Duelle zwischen einem Nord- und einem Südclub fast logischerweise erst nach dem Zweiten Weltkrieg, denn in der Hochzeit des Clubs sind wir sportlichgesehen noch mit der Rassel um’n Tannenbaum gehüpft.

2,7 Tore fallen im Schnitt, wenn die zwei Vereine aufeinandertreffen – das ist nicht sonderlich viel uns so ist denn auch, da es einige torreiche Spiele gab, eher ein 0:0 (das gab es viermal) oder ein 1:0 (sechsmal) das typische Ergebnis – elf Partien endeten mit einem Resultat mit einem Tor Unterschied, was immerhin Spannung verspricht.
Über das erste Treffen der zwei Mannschaften habe ich schon im letzten Heft berichtet ... das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft 1948 in Mannheim, das St. Pauli mit 2:3 n.V. verlor.  Das zweite war ein DFB-Pokalspiel, Viertelfinale 1966 und wieder blieb der Club mit 1:0 am Millerntor erfolgreich.  Danach sah man sich im Kampf um den Aufstieg in die Bundesliga 1971 – die Clubberer stiegen auch nicht auf, landeten am Ende sogar noch einen Platz hinter St. Pauli, doch in Nürnberg wurde St. Pauli 5:1 verhauen, am letzten Spieltag gelang immerhin ein 1:1, wobei das eh scho Wurschd war für beide Vereine.  Ein DFB-Pokalspiel haben wir noch, das war die erste Hauptrunde 92/93 und die Nürnberger siegten am Millerntor 2:3, wieder nach Verlängerung (Ottens – Rösler, Eckstein – Gronau – Zietsch).  Zu Bundesligazeiten 88 – 91 gab es für St. Pauli ansich gar nichts zu holen, ein torloses Unentschieden 90/91 am Millerntor, ansonsten nur Niederlagen, zweimal 0:1 am Millerntor, zwei 3:5 und 2:5 Klatschen in Nürnberg, nur 89/90 besorgte Jörn Großkopf mit einem seiner zwei Bundesligatore den 1:0 Auswärtssieg.  Damals standen ein Herr Trulsen für St. Pauli und ein Herr Philipkowski für Nürnberg auf dem Rasen.  In der zweiten Liga sieht es dann schon etwas besser aus: Im Zweifelsfalle ging es Unentschieden aus, dreimal 0:0, einmal (99/00) 2:2 (Marin – Beliakov – Polunin und Eigentor durch Hanke), 84/85 (1:2; Beermann – Geyer, Brunner) und 97/98 (0:1) ... das Tor schoss damals Henning Bürger, auf Nürnberger Seite standen zudem damals Martin Driller und – man soll es kaum glauben – Peter Knäbel auf dem Platz.  Vier Siege gelangen dem FC gegen den Club im Unterhaus, davon gab es drei am Millertor zu bejubeln:  84/85 schossen Wenzel und Bargfrede einen 2:0 Sieg gegen den späteren Aufsteiger heraus – in der Aufstiegssaison 94/95 gelang ein 3:2, wobei Driller früh die Führung erzielte; Thomforde hielt einen Elfmeter von Kramny, dann gelangen den Clubberern zwei Treffern durch Gunlaugsson.  Sawitschew egalisierte die Führung quasi im Gegenzug und ein Eigentor von Markus Brand besiegelte die Niederlage für Nürnberg, die selbst unser Ex- André Golke nicht verhindern konnte. 
Markus Lotter besorgte das Siegtor im Hinspiel der Saison 2000/01 – das Rückspiel ist inzwischen auch schon Legende: St. Pauli spielt am letzten Spieltag beim souveränen Aufsteiger Nürnberg, steht auf einem Aufstiegsplatz, allerdings nur mit einem Punkt Vorsprung auf Mannheim, die die damals vor dem Abstieg geretteten Mainzer zu Gast hatten.   Der FC geriet in der 10. Minute durch Pavel David in Rückstand – Waldhof ging in der 43. Minute durch Lamine Cissé in Führung – dann gelang Kolinger in Nürnberg kurz vor der Pause mit einem von Stoilov abgefälschten Schuss der Ausgleich für St. Pauli.  Trotzdem war Waldhof noch immer vorne und entledigte sich seiner Aufgabe souverän mit 4:0.  In Nürnberg brachte Trainer Demuth zur Halbzeit den offensiveren Baris für Truller und Fabian Gerber für Klasnic, in der 65. kam noch Lotter für Kolinger und in der 76. Minute verwandelte dann Denis Baris einen Lattenabpraller von Marcel Rath zum glückseligmachenden 2:1. das den letzten Aufstieg in die Bundesliga, aber vielleicht auch die Wurzel vielen Übels in der Folge bedeutete.  Das ist nun sieben Jahre her ... die Herren Stanislawski und Trulsen standen damals auf dem Platz und nun daneben; Meggi war damals dabei und hoffentlich heute wenigstens auf der Tribüne, ansonsten tritt komplett neues Personal gegeneinander an.  Die wesentlichen Spieler, die mal für beide Vereine gekickt haben, nannte ich schon. Nicht vergessen wollen wir Robert Gebhardt, deutscher Meister 1948 mit Nürnberg, der von 1950 – 1953 seine Schuhe am Millerntor schnürte.  Vernachlässigen könnte man Thomas Duah, aber wenigstens erwähnen wollen wir ihn, denn schließlich war er Teil des Aufstiegskaders 2000/01; wer sich aber verzweifelt fragt, ob er alle Saisonspiele betrunken gewesen war, den kann ich beruhigen: der Ghanaer, der als Option für die Zukunft galt und 1999 zu den Amas gekommen war, bestritt kein Saisonspiel für die Profis und ging schon im Oktober 2000 zurück nach Nürnberg, kickt inzwischen wieder in Ghana, wo sein Trainer bei Ashanti Gold 2004 plötzlich Did Demuth hieß.  So klein kann die Welt sein. 

Montag, 20. Oktober 2008

SAME SHIT EVERY YEAR




2.BL:  
fc augsburg - fcstp  2:1

Ich könnte ja nun jetzt meinen Augsburg-Bericht aus der letzten Saison rausholen und abschreiben ...alles klasse, bis auf das Ergebnis, aber so ganz stimmt das noch nicht.  Was auf jeden Fall stimmte wie im letzten Jahr:  „Wenn du nach Augsburg fährst, dann nimm die Sonnenmilch mit“ (aber wirf sie vor dem Stadion weg, denn du darfst sie nicht mit reinnehmen).  Was für ein goldener Oktobertag, mein Begleitung auch voll Euphorie und schwärmte von nie wiederkommenden Möglichkeiten eines ersten Auswärtssieges.  Ich war bescheidener und hätte mir mal einen Punkt gewünscht, obwohl ein Sieg vielleicht nie auswärts wieder zu erringen gewesen worden wäre.  Denn neben den heimlichen Sympathien vieler Menschen aus der Region für uns hofften auch viele FCA Fans, dass wir Trainer Fach und oder Manager Rettig in die Arbeitslosigkeit schießen würden.  Wieder mal entspannte Ankunft, gerade mal zwei Polizisten am Bahnhof und dann gleich vom Bahnhof zum Biergarten Sonnenglück, zu Fuß – wobei wir durch einen obskuren Tunnel marschierten, der statt mit Graffitis mit Engelsbildern bemalt war und mit klassischer Musik beschallt wurde.  Ich habe mich dann relativ früh verabschiedet, um vor dem Stadion den Menschen des Südens des Übersteiger nahe zu bringen, habe auch viele Hefte verkauft, sogar die Staatsmacht interessierte sich für unsere Ausgabe ... plötzlich standen drei Polizisten vor mir, einer fragte: „darf ich mal die Zeitung sehen, die sie da verkaufen?“ – „Ja sicher“ (ich bin ja ein Netter).  Der Gewaltmonopolvertreter nimmt die Postille in die Hand, schaut sich das Cover an, liest die Artikelübersicht, schlägt das Heft auf, schlägt es wieder zu und gibt es mir mit einem Dankeschön, woraufhin die Staatsmacht wieder abzog.  Ewig lange Kontrollen danach am Eingang, wie üblich – man hätte die letzten zwei Tore vielleicht mal eine halbe Stunde früher aufmachen können und man könnte vielleicht auch mal ein Schild aufstellen, dass es für Frauen einen gesonderten Eingang gibt.  Und man könnte, wenn St. Pauli kommt, auch mal die dritte Bierbude aufmachen, dann hätte ich nämlich das 1:0 für St. Pauli auch sehen können.  Was danach passierte, hätte ich dann wohl eher gern verpasst. Das davor im Übrigen auch, denn es war bis dahin ansich eine ziemlich grobmotorische Veranstaltung, die mich stark an die erste Hälfte von Meiendorf gegen VfL 93 erinnerte.  Einziges Hochlicht des Tages war in allen Minuten, die er auf dem Platz stand, David Hoilett ... wir haben neben Trojan einen zweiten ECHTEN Techniker im Team, unglaublich – den Wayne Gretzky des kanadischen Fußballs.  Über den Ausgleich kann man streiten, muss man aber nicht, allerdings verließ der Schiri damit seine kleinliche Linie.  Positiv, wie die Mannschaft dann wieder zurück kam durch Schulle, der sich neben Bruns und Ebbers noch ein Fleißbienchen verdiente.  Aber das war’s denn leider auch.  Wir müssen dringend beantragen, dass Fußballspiele in Zukunft noch nur 75 Minuten dauern.  Drei Wechsel brachen der Mannschaft das Genick – mit Schulle ging die Ordnung, mit Bruns die Dynamik und mit Hoilett die spielerische Klasse und als Christ zum finalen Freistoß pfiff, hab ich nur zu meiner Begleitung gesagt ... „ich geh jetzt, ich bin zu alt für so ’ne Scheiße, das Ding geht rein“; nur so, blödes Gefühl. Mathias Hain rettet Arbeitsplätze!!!  Und verdammt, haben wir jetzt etwa schon wieder eine Torwartdiskussion, wo ein Teil der Fans nach dem Spiel „I want my Bene back“ sang, vereinzelt, doch vernehmbar.  Die Krönung des ganzen schön begonnenen Tages ereignete sich dann gleich wieder im Biergarten nebenan: ein Frustbier vor dem Rückmarsch. Am Nebentisch sammelt sich eine Gruppe von halbbetrunkenen St. Pauli Anhängern, den Biergarten betritt eine vollkommen betrunkene Gruppe von St. Pauli Anhängern, allesamt vielleicht so zwischen 17 und 20, würde ich schätzen, von denen hatte einer von der zweiten Gruppe scheinbar mit einem von der ersten Gruppe noch was auszufechten und plötzlich Gläserklirren, Stühle umfliegen, Hauerei, Gerangel und wieder und wieder.  Wir sind dann einfach nur gegangen – die Polizei kam schon an, gerufen von Beteiligten ... sollen die den Job machen (Gewaltmonopol und so).  War auf jeden Fall ein unschöner Abschied.  Am Bahnhof war wieder alles entspannt, aber diese Fahrt war nicht wie die im Jahr zuvor.  Den Bahnhof bauen sie gerade um. Und wenn auch Augsburg seine Multifunktionsarena bekommt, die dann wohl nächstes Jahr fertig werden wird und dann mitten in der Pampa liegt, wird auch dem Besuch dieser freundlichen Stadt ein weiteres Teil seines Flairs verloren gehen