Dienstag, 25. November 2008

MANCHMAL WEISS ICH, WARUM ICH HIER STEHE


2. BL:
1. fsv mainz 05 - FCSTP - 2:2


Manchmal auch nicht – dann frage ich mich, was einen durchschnittlich intelligenten Mitteleuropäer dazu treibt, am heiligen Sonntag in aller Herrgottsfrühe aufzustehen, sich in Kälte und Schneetreiben zum Bahnhof zu begeben, der deutschen Bahn massenhaft Geld für ihren mangelhaften Service in den Rachen zu werfen, um dann drei Stunden lang fröstelnd in einer zugigen Kurve Männern in kurzen bei der Leibesertüchtigung zuzusehen.  Eine Auswärtsfahrt nach Mainz Ende November ist Anlass für solch eine Fragestellung.  Ich kann mich halt noch an das letzte Saisonspiel 07/08 erinnern, wo wir fünf Dinger gekriegt hatten und heute ging es zum Tabellenführer, erster der Heimtabelle gegen den fünfzehnten der Auswärtstabelle.  Wenig Anlass zur Euphorie, auch die Mitglieder meiner Reisegruppe einigten sich darauf, dass wir uns achtbar aus der Affäre ziehen sollten.  Mittlerweile haben wir es geschafft, immerhin zehn Leute zusammenzubekommen, die von Stuttgart aus auf Zeckentour fahren und das braun-weiße Credo in den Zügen verbreiten. 
Reisen zu den Carnevallistas (sofern sie denn rot-weiß tragen), sind von der Sache her immer entspannte Angelegenheiten, soweit ich das bisher erlebt habe.  Man kommt an, keine Balletttruppe von Grün-Weiß Pfalz, sondern man kann sich in der Stadt frei bewegen, nett was essen und trinken und ein freundlicher älterer Meenzer zeigte uns einen Schleichweg zum Stadion.  Beim Einkaufszentrum gegenüber hatten sie wieder Bier- und Glühweinbuden aufgebaut, alles easy, auch die Contros am Stadion spielten nicht Nobeldiscotürsteher, allerdings könnte sich 05 mal mehr Tore am Eingang zum Gästeblock leisten – was man sich bei den Contros an Zeit spart, verschenkt man beim Kartenabreisser. Letztes Jahr hatte ich Karten für Block J, der ist doof in der Ecke gelegen, Block K und L haben fast Gegengeradecharakter, alles zwar relativ eng, aber kein Vergleich zu anderen Gästekäfigen.  Auch das Catering ist relativ gut durchorganisiert, alles doch gästefreundlich und nicht gegnerorientiert.  Bis dahin glich alles dem Sommerausflug vom Jahr zuvor (mit Ausnahme der Temperaturen).
Es gab nur einen feinen Unterschied:  das Spiel!!!  Das war ganz großer Sport für Erwachsene; gut, der Fußballgott war zwischendurch mehrmals pinkeln, so konnte Schiri Metzen zwischendurch mal seinen Part einnehmen, verweigerte den Mainzern einen relativ klaren Handelfmeter und einen zumindest gebwürdigen und auch für uns hätte es wohl einen Elfer geben müssen; gänzlich zur Legende wurde der Mann allerdings mit seiner Doppelgelbziehung in der 43. Minute gegen Flo und Karhan.  Ausgerechnet Ludwig, der die letzten Wochen so beschissen gespielt hatte und dessen ganze Körpersprache alles andere als Zutrauen ausdrückte, macht die Kiste zur Führung.  Den Mann vor mir befällt dermaßen die Euphorie, dass er mir mein Bier über die Jacke schüttet, ich verzeihe ihm freudig erregt. – die Euphorie ist allerdings dann vorbei, als Borja ins Spiel kommt und den Ausgleich besorgt.  Da war es dann wieder, das Auswärtsgespenst und schon kommt das Zweite und da war sie wieder, die Frage und auch die Frage, geh ich jetzt n Bier holen, weil es jetzt wieder ne Klatsche wird.  Ein Mitreisender hat mir eins mitgebracht und ich bin stehen geblieben, die Mannschaft zeigte Cochones, ist nicht zerfallen, selbst ein Sako erinnerte an beste Zeiten, schaffte es sogar, Kopfballduelle zu gewinnen, vor allem das eine, das Rothenbach zum Ausgleich verlängerte.  Da war der Fußballgott dann nochmals pinkeln.  3:1  Pinkelpausen für den FC St. Pauli – ist das gerecht???  Nein, aber wer hat gesagt, dass der Fußballgott gerecht ist, er ist eher eine launische Diva, aber er beschenkt seine Zweifler immer wieder mit kurzen Glücksmomenten, damit sie ihm auch weiter folgen.
Und wenn es mal wieder Sonntags morgens ist, ich mich frage: „was treibt einen durchschnittlich intelligenten Mitteleuropäer, dazu, am heiligen Sonntag ... „ dann denke ich an Mainz am 23.11.2008 und ich weiß eine Antwort, die mich aufstehen lässt.  

Freitag, 7. November 2008

Positives im Netz: Es gibt auch gute Trojaner!!!


TuS Koblenz

4 Spiele:
2 Siege
ein Unentschieden
eine Niederlage
7:3 Tore

Über große Spiele des FC gegen die Koblenzer zu berichten, hieße Prinz Valium Schlaftabletten zu bringen, denn es gab ansich keine und die Zahl von vier bisherigen Duellen gegeneinander ist auch eher gering.  Bis zum Beginn der letzten Saison bin ich sogar noch davon ausgegangen, dass wir noch gar nicht gegen die gespielt hatten, was ja auch in gewisser Weise stimmt.  Das spannendste bei TuS Koblenz ist zunächst mal die Frage, ob es der oder die TuS heißt...für alle Klugscheißer: es heißt DIE Turn- und Spielegemeinschaft.  DIE TuS Koblenz ist 1983 durch Umbenennung DER TuS Neuendorf 1911 entstanden; in sofern liegen zwei Partien gegen diesen Gegner auch schon etwas länger zurück, sprich in den Zeiten vor der Umbenennung.  So sind die Koblenzer (oder Neuendorfer) auch eher ein Kind vergangener Fußballtage.  In den Dreißigern spielte man mehrmals um die westdeutsche Meisterschaft mit, in den Vierzigern wurde man zweimal Moselland-Meister und nahm an den Endrunden um die Deutsche Meisterschaft – nach dem Krieg war man dann regelmäßiger Teilnehmer an der damals höchsten Spielklasse, der Oberliga (Südwest) und nahm auch mehrmals an den Endrunden um die Deutsche Meisterschaft teil.  1948, als St. Pauli im Halbfinale am 1. FC Nürnberg scheiterte, unterlagen die Neuendorfer Kaiserslautern mit 1:5, für beide der größte Erfolg im Meisterschaftsrennen.  Zwei Jahre später traf man dann im Achtelfinale der Meisterschafts-Endrunde direkt aufeinander; St. Pauli entledigte sich der Aufgabe im Hindenburg-Stadion zu Hannover glatt mit 4:0 – zweimal Kruppa, Sump und Beck hießen damals die Torschützen.  Die Neuendorfer ließen sich noch einmal 1956 in der Meisterschaftsrunde blicken, konnten sich ebenso wie St. Pauli 1963 nicht für die Bundesliga qualifizieren und spielten so, bis zu ihrem Ende 1974 in der Regionalliga Südwest, wo sie 1968 und 69 den Bundesliga-Aufstieg verpassten ebenso wie die Qualifikation zur 2. Bundesliga Süd 1974.
Die Neuendorfer waren nun drittklassig und wenn es nicht den Pokal (mit seinen eigenen Gesetzen) geben würde, hätte St. Pauli wohl erst jetzt wieder ein Spiel gegen die Moselstädter bestritten...so war es die zweite Runde im Pokal 1979, als die TuS Neuendorf am 23.09.1979 am Millerntor vor 1.500 Zuschauern antreten musste.  Als Sieger gingen damals die Neuendorfer vom Platz; die Herren Schmitt (14.) und Knaudt (52.) schossen einen Vorsprung heraus, den Tune-Hansen (82.) nur noch verkürzen konnte; eine der obligatorischen Pokalblamagen, die jeder große Verein in seiner Agenda braucht.  St. Pauli hatte danach den Zwangsabstieg zu verkraften und auch für die Neuendorfer ging es danach noch weiter nach unten; 1981 war man nur noch fünftklassig.
Nach der Umbenennung 1983 in TuS Koblenz ging es ganz langsam nach oben: 1994 gelang der Sprung in die Oberliga, nach einer knapp abgewendeten Insolvenz 2003 stieg man ein Jahr später in die Regionalliga Süd auf – zwei Jahre später dann der Aufstieg in die 2. Bundesliga, wo man sich mit Platz 12 erstaunlich gut etablieren konnte.  Ein Jahr später waren wir auch dabei, am dritten Spieltag gelang ein mühevolles 1:0 am Millerntor durch ein Tor von Trojan, der St. Pauli auch in einem bis dato zähen Rückspiel in Führung brachte.  Danach wurde es besser, St. Pauli verpasste es, den Sack zuzumachen, Dzaka und Kuqi schossen sich langsam warm und so rappelte es denn kurz vor Schluss noch: Flanke Dzaka, Kopfball Kuqi und aus wars mit den Auswärtssiegträumen.  Herr Dzaka versaut uns inzwischen die Tage in Kaiserslautern, aber der Finne Kuqi ist noch da, als einer der wenigen, denn Koblenz hat zur neuen Saison mit fünfzehn Zu- und acht Abgängen quasi (mal wieder) seinen gesamten Kader umgekrempelt.  Immerhin habe ich neben diesen vier Spielen auch noch einen Spieler gefunden, der mal für beide Vereine gespielt hatte: Dubravko Kolinger, von 2000 bis 2002 in braun-weiß, trug in der Saison 2005/06 das Trikot der Moselstädter.

Donnerstag, 23. Oktober 2008

Meisterschaftslust und Aufstiegsfrust


1. FC Nürnberg
23 Spiele: 
5 Siege
7 Unentschieden
11 Niederlagen
26:37 Tore 

Der Club ist der Club ist der Club, so sehen das jedenfalls die Clubberer.  Über 60 Jahre hinweg waren die Nürnberger das Maß aller Dinge im deutschen Fußball, der Titel des Rekordmeisters (9 mal) hielt, die Bayern 1987 die Franken ablösten ... die Zeiten der ewigen Erstklassigkeiten waren allerdings 1969 schon vorbei, als der Club als erster deutscher Meister in der Folgesaison abstieg und inzwischen hält der Club nach seinem siebten Abstieg aus der Bundesliga sogar den Titel des Fahrstuhlführers nach 1945.  1996/97 war der Club sogar mal drittklassig.  Sollten die Clubberer am Ende der Saison wieder erstklassig werden, erben sie auch den Titel des Rekordaufsteigers von Arminia Bielefeld.  So ist klar, dass zwei Wanderer zwischen den Welten, da ja auch St. Pauli so einer ist, sich immer mal wieder begegnen, allerdings beginnt die Historie der Duelle zwischen einem Nord- und einem Südclub fast logischerweise erst nach dem Zweiten Weltkrieg, denn in der Hochzeit des Clubs sind wir sportlichgesehen noch mit der Rassel um’n Tannenbaum gehüpft.

2,7 Tore fallen im Schnitt, wenn die zwei Vereine aufeinandertreffen – das ist nicht sonderlich viel uns so ist denn auch, da es einige torreiche Spiele gab, eher ein 0:0 (das gab es viermal) oder ein 1:0 (sechsmal) das typische Ergebnis – elf Partien endeten mit einem Resultat mit einem Tor Unterschied, was immerhin Spannung verspricht.
Über das erste Treffen der zwei Mannschaften habe ich schon im letzten Heft berichtet ... das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft 1948 in Mannheim, das St. Pauli mit 2:3 n.V. verlor.  Das zweite war ein DFB-Pokalspiel, Viertelfinale 1966 und wieder blieb der Club mit 1:0 am Millerntor erfolgreich.  Danach sah man sich im Kampf um den Aufstieg in die Bundesliga 1971 – die Clubberer stiegen auch nicht auf, landeten am Ende sogar noch einen Platz hinter St. Pauli, doch in Nürnberg wurde St. Pauli 5:1 verhauen, am letzten Spieltag gelang immerhin ein 1:1, wobei das eh scho Wurschd war für beide Vereine.  Ein DFB-Pokalspiel haben wir noch, das war die erste Hauptrunde 92/93 und die Nürnberger siegten am Millerntor 2:3, wieder nach Verlängerung (Ottens – Rösler, Eckstein – Gronau – Zietsch).  Zu Bundesligazeiten 88 – 91 gab es für St. Pauli ansich gar nichts zu holen, ein torloses Unentschieden 90/91 am Millerntor, ansonsten nur Niederlagen, zweimal 0:1 am Millerntor, zwei 3:5 und 2:5 Klatschen in Nürnberg, nur 89/90 besorgte Jörn Großkopf mit einem seiner zwei Bundesligatore den 1:0 Auswärtssieg.  Damals standen ein Herr Trulsen für St. Pauli und ein Herr Philipkowski für Nürnberg auf dem Rasen.  In der zweiten Liga sieht es dann schon etwas besser aus: Im Zweifelsfalle ging es Unentschieden aus, dreimal 0:0, einmal (99/00) 2:2 (Marin – Beliakov – Polunin und Eigentor durch Hanke), 84/85 (1:2; Beermann – Geyer, Brunner) und 97/98 (0:1) ... das Tor schoss damals Henning Bürger, auf Nürnberger Seite standen zudem damals Martin Driller und – man soll es kaum glauben – Peter Knäbel auf dem Platz.  Vier Siege gelangen dem FC gegen den Club im Unterhaus, davon gab es drei am Millertor zu bejubeln:  84/85 schossen Wenzel und Bargfrede einen 2:0 Sieg gegen den späteren Aufsteiger heraus – in der Aufstiegssaison 94/95 gelang ein 3:2, wobei Driller früh die Führung erzielte; Thomforde hielt einen Elfmeter von Kramny, dann gelangen den Clubberern zwei Treffern durch Gunlaugsson.  Sawitschew egalisierte die Führung quasi im Gegenzug und ein Eigentor von Markus Brand besiegelte die Niederlage für Nürnberg, die selbst unser Ex- André Golke nicht verhindern konnte. 
Markus Lotter besorgte das Siegtor im Hinspiel der Saison 2000/01 – das Rückspiel ist inzwischen auch schon Legende: St. Pauli spielt am letzten Spieltag beim souveränen Aufsteiger Nürnberg, steht auf einem Aufstiegsplatz, allerdings nur mit einem Punkt Vorsprung auf Mannheim, die die damals vor dem Abstieg geretteten Mainzer zu Gast hatten.   Der FC geriet in der 10. Minute durch Pavel David in Rückstand – Waldhof ging in der 43. Minute durch Lamine Cissé in Führung – dann gelang Kolinger in Nürnberg kurz vor der Pause mit einem von Stoilov abgefälschten Schuss der Ausgleich für St. Pauli.  Trotzdem war Waldhof noch immer vorne und entledigte sich seiner Aufgabe souverän mit 4:0.  In Nürnberg brachte Trainer Demuth zur Halbzeit den offensiveren Baris für Truller und Fabian Gerber für Klasnic, in der 65. kam noch Lotter für Kolinger und in der 76. Minute verwandelte dann Denis Baris einen Lattenabpraller von Marcel Rath zum glückseligmachenden 2:1. das den letzten Aufstieg in die Bundesliga, aber vielleicht auch die Wurzel vielen Übels in der Folge bedeutete.  Das ist nun sieben Jahre her ... die Herren Stanislawski und Trulsen standen damals auf dem Platz und nun daneben; Meggi war damals dabei und hoffentlich heute wenigstens auf der Tribüne, ansonsten tritt komplett neues Personal gegeneinander an.  Die wesentlichen Spieler, die mal für beide Vereine gekickt haben, nannte ich schon. Nicht vergessen wollen wir Robert Gebhardt, deutscher Meister 1948 mit Nürnberg, der von 1950 – 1953 seine Schuhe am Millerntor schnürte.  Vernachlässigen könnte man Thomas Duah, aber wenigstens erwähnen wollen wir ihn, denn schließlich war er Teil des Aufstiegskaders 2000/01; wer sich aber verzweifelt fragt, ob er alle Saisonspiele betrunken gewesen war, den kann ich beruhigen: der Ghanaer, der als Option für die Zukunft galt und 1999 zu den Amas gekommen war, bestritt kein Saisonspiel für die Profis und ging schon im Oktober 2000 zurück nach Nürnberg, kickt inzwischen wieder in Ghana, wo sein Trainer bei Ashanti Gold 2004 plötzlich Did Demuth hieß.  So klein kann die Welt sein. 

Montag, 20. Oktober 2008

SAME SHIT EVERY YEAR




2.BL:  
fc augsburg - fcstp  2:1

Ich könnte ja nun jetzt meinen Augsburg-Bericht aus der letzten Saison rausholen und abschreiben ...alles klasse, bis auf das Ergebnis, aber so ganz stimmt das noch nicht.  Was auf jeden Fall stimmte wie im letzten Jahr:  „Wenn du nach Augsburg fährst, dann nimm die Sonnenmilch mit“ (aber wirf sie vor dem Stadion weg, denn du darfst sie nicht mit reinnehmen).  Was für ein goldener Oktobertag, mein Begleitung auch voll Euphorie und schwärmte von nie wiederkommenden Möglichkeiten eines ersten Auswärtssieges.  Ich war bescheidener und hätte mir mal einen Punkt gewünscht, obwohl ein Sieg vielleicht nie auswärts wieder zu erringen gewesen worden wäre.  Denn neben den heimlichen Sympathien vieler Menschen aus der Region für uns hofften auch viele FCA Fans, dass wir Trainer Fach und oder Manager Rettig in die Arbeitslosigkeit schießen würden.  Wieder mal entspannte Ankunft, gerade mal zwei Polizisten am Bahnhof und dann gleich vom Bahnhof zum Biergarten Sonnenglück, zu Fuß – wobei wir durch einen obskuren Tunnel marschierten, der statt mit Graffitis mit Engelsbildern bemalt war und mit klassischer Musik beschallt wurde.  Ich habe mich dann relativ früh verabschiedet, um vor dem Stadion den Menschen des Südens des Übersteiger nahe zu bringen, habe auch viele Hefte verkauft, sogar die Staatsmacht interessierte sich für unsere Ausgabe ... plötzlich standen drei Polizisten vor mir, einer fragte: „darf ich mal die Zeitung sehen, die sie da verkaufen?“ – „Ja sicher“ (ich bin ja ein Netter).  Der Gewaltmonopolvertreter nimmt die Postille in die Hand, schaut sich das Cover an, liest die Artikelübersicht, schlägt das Heft auf, schlägt es wieder zu und gibt es mir mit einem Dankeschön, woraufhin die Staatsmacht wieder abzog.  Ewig lange Kontrollen danach am Eingang, wie üblich – man hätte die letzten zwei Tore vielleicht mal eine halbe Stunde früher aufmachen können und man könnte vielleicht auch mal ein Schild aufstellen, dass es für Frauen einen gesonderten Eingang gibt.  Und man könnte, wenn St. Pauli kommt, auch mal die dritte Bierbude aufmachen, dann hätte ich nämlich das 1:0 für St. Pauli auch sehen können.  Was danach passierte, hätte ich dann wohl eher gern verpasst. Das davor im Übrigen auch, denn es war bis dahin ansich eine ziemlich grobmotorische Veranstaltung, die mich stark an die erste Hälfte von Meiendorf gegen VfL 93 erinnerte.  Einziges Hochlicht des Tages war in allen Minuten, die er auf dem Platz stand, David Hoilett ... wir haben neben Trojan einen zweiten ECHTEN Techniker im Team, unglaublich – den Wayne Gretzky des kanadischen Fußballs.  Über den Ausgleich kann man streiten, muss man aber nicht, allerdings verließ der Schiri damit seine kleinliche Linie.  Positiv, wie die Mannschaft dann wieder zurück kam durch Schulle, der sich neben Bruns und Ebbers noch ein Fleißbienchen verdiente.  Aber das war’s denn leider auch.  Wir müssen dringend beantragen, dass Fußballspiele in Zukunft noch nur 75 Minuten dauern.  Drei Wechsel brachen der Mannschaft das Genick – mit Schulle ging die Ordnung, mit Bruns die Dynamik und mit Hoilett die spielerische Klasse und als Christ zum finalen Freistoß pfiff, hab ich nur zu meiner Begleitung gesagt ... „ich geh jetzt, ich bin zu alt für so ’ne Scheiße, das Ding geht rein“; nur so, blödes Gefühl. Mathias Hain rettet Arbeitsplätze!!!  Und verdammt, haben wir jetzt etwa schon wieder eine Torwartdiskussion, wo ein Teil der Fans nach dem Spiel „I want my Bene back“ sang, vereinzelt, doch vernehmbar.  Die Krönung des ganzen schön begonnenen Tages ereignete sich dann gleich wieder im Biergarten nebenan: ein Frustbier vor dem Rückmarsch. Am Nebentisch sammelt sich eine Gruppe von halbbetrunkenen St. Pauli Anhängern, den Biergarten betritt eine vollkommen betrunkene Gruppe von St. Pauli Anhängern, allesamt vielleicht so zwischen 17 und 20, würde ich schätzen, von denen hatte einer von der zweiten Gruppe scheinbar mit einem von der ersten Gruppe noch was auszufechten und plötzlich Gläserklirren, Stühle umfliegen, Hauerei, Gerangel und wieder und wieder.  Wir sind dann einfach nur gegangen – die Polizei kam schon an, gerufen von Beteiligten ... sollen die den Job machen (Gewaltmonopol und so).  War auf jeden Fall ein unschöner Abschied.  Am Bahnhof war wieder alles entspannt, aber diese Fahrt war nicht wie die im Jahr zuvor.  Den Bahnhof bauen sie gerade um. Und wenn auch Augsburg seine Multifunktionsarena bekommt, die dann wohl nächstes Jahr fertig werden wird und dann mitten in der Pampa liegt, wird auch dem Besuch dieser freundlichen Stadt ein weiteres Teil seines Flairs verloren gehen  

Dienstag, 30. September 2008

Und...wie soll man das jetzt nennen?


2. BL:
F1CK - FCSTP  4:1



Es war trocken
die Regenwahrscheinlichkeit von 70% für Kaiserslautern, die wetter.com vorhergesagt hatte, entlud sich diesmal wohl anderenorts ... während sich in Fürth die 20% Regenwahrscheinlichkeit ja noch komplett über meinem 0,34 qm großen Sitzplatz entluden, was einen zu dem Fazit veranlasst:  Leute, packt alles ein, von der Badehose bis zum kompletten Ölzeug.  Ach ja, Lautern ist ja voll überdacht, da ist das Wetter sowieso scheißegal, aber verbuchen wir das mal unter positiv ... auch wenn Hamburger Wetter uns vielleicht geholfen hätte (was ich nicht glaube)

Und so bleibt es denn dabei...
Nach Lautern zu fahren ist immer schön, nur sollte man das nicht als Begleiter des FC St. Pauli tun, wenn man einen Erfolg unserer Truppe sehen möchte, denn auch im zwölften Auftreten am Betzebeesch gab’s wieder mal nix zu holen

Saubere Sache
Eine moderne Multifunktionsarena ist der Betzebeesch inzwiscchen mit einem wirklich perfekt organisierten Shuttle-Service für von auswärts Kommende, dem zolle ich Respekt, ebenso den Sanitäranlagen: ein Auswärtsbereichklo, das nicht nach Klo riecht, nicht nur sauber ist, sondern rein ... besonders pfiffig, du kommst rein, da sind die Kabinen und die Dillerecken, musst denn aber weitergehen (weil die Eingangstür innen keinen Griff hat) und kommst zwangsläufig zur Ausgangstür (die nur innen einen Griff hat) und nur ein Schmuddelmensch kann dort mit gutem Gewissen die Handwaschbecken ignorieren...wäschst du schon oder stinkst du noch

Wenn einem das Bier Wurst wird
In der Mitte zwischen Positiv und Negativ ... das Catering:  einerseits Klasse von der Organisation, Auswahl und Abwicklung her – andererseits, wenn du, wie ich ‚Karten im Block 17.3 hast, dann ist mal nix mit eben mal schnell ein Bier holen, denn der Weg von dort bis zum nächsten Bierstand ist in etwa so viele Treppenstufen weit, wie der Turm des Ulmer Münsters hoch ist.  Am Bierstand angekommen, am besten ein großes Bier und ein großes Wasser bestellen ... Wasser für den Weg wieder zurück, Bier dann oben zum normalen Genuss.

Pressefreiheit?
Kommen wir zu den Negativaspekten des Abends...ich hatte einen Rucksack voller Übersteigers dabei mit dem Willen, ihn dem Südvolk nahe zu bringen.  Nö, sagte der Ordner am Einlass und so wurde mir denn auch nach weiterem Nachfragen beschieden, der unangemeldete Verkauf von vereinsfremden Publikationen sei im Stadionbereich nicht gestattet, da bestünde bei aller Gastlichkeit noch Nachbesserungsbedarf ...andererseits, wir hätten vielleicht mal vorher fragen können.

Wenn der Neue wieder mal das Alte macht...
Der größte Negativaspekt des Abends war natürlich das Spiel.  JAAA, wir können mal wieder drauf aufbauen...gute erste dreißig Minuten vor und gute zehn Minuten nach der Halbzeit, aber das reicht halt nicht, wenn dann so ein kompletter Zusammenbruch erfolgt.  Und mit Verlaub, wenn vor der Saison kolportiert wurde, man habe den Kader verstärken wollen, so soll man doch momentan von den Zugängen zumeist nur als Neuverpflichtungen sprechen.  Hoilett gefiel mir wieder mal – da kann man von echtem Potential sprechen, was befürchten lässt, dass wir den am Ende des Jahres wieder los sein werden.  Goofys Arschbombe gegen Sippel zog seinen zweiten Platzverweis im vierten Pflichtspiel nach sich, das ist ein weiterer trauriger Rekord.  Seine Einlassung, er habe den Torwart nicht gesehen, gibt indes Anlass zur Hoffnung, denn vielleicht ist eine behebbare Kurzsichtigkeit und nicht spielerische Unzulänglichkeit, die ihn oftmals so orientierungslos auf dem Platz herumirren ließ.  Herr Weigelt sollte ihn dann zum Augentest begleiten, denn auch dessen Leistung war oftmals nur unter der Rubrik „Sicherheitsrisiko“ zu verbuchen.  Auch ein Herr Hain war zwar ansich an den Gegentoren schuldlos, strahlte allerdings auch nicht unbedingt Sicherheit aus bei einigen Aktionen, die seine Vorderleute dann ausbügeln mussten.

Den Schalk im Nacken

Komplett von der Rolle war der Schiri, der eine ganz böse zweite Halbzeit erwischte, wobei er auch schon in der ersten sehr wirr gepfiffen hatte – wer da wen am linken ist, war lang schon nicht mehr klar, darum finden alle dieses Spiel so wunderbar.  Höhepunkt war die gelb-rote Karte für Hoilett für ein Allerweltsfoul, die er jedoch zurücknehmen musste, schließlich hatte der arme David bis dato noch nicht mal Gelb gesehen – selbst die Lauterer, mit denen wir zurück zum Parkplatz zurückshuttelten, motzten über die Leistungen von Herrn Schalk ... aber, liebe Lauterer, das Trikot von Herrn Dzaka war über’m Kopf, das gibt Gelb und zweimal Gelb ist Gelb Rot und an dem bescheuerten Jubelverbot ist nicht der Schiri Schuld.

Trauma und Aberglauben
Tja...den letzten Auswärtssieg hab ich letztes Jahr in Jena mitverfolgen dürfen...

gegen Rostock bin ich dann mal nicht mitgefahren, obwohl ich Gelegenheit dazu gehabt hätte, aber nach Rostock fährt man ja entweder aus Prinzip oder aus Prinzip NICHT.
Hat ja auch nix genützt, dass ich nicht war...bleibt das Prinzip Hoffnung, auswärts reissen wir dieses Jahr scheinbar gar nix; aber 16 Siege daheim macht 48 Punkte plus das Unentschieden gegen Osna ... damit haben wir mit dem Abstieg nix zu tun.
Aaber...mir geistert ein Zitat von Erich Mühsam durch den Kopf (gefunden im Fanzine All to nah)  „Es ist ein echter Schweinehund, dem je der Sinn für Heine schwund“ und man könnte die Loreley auch abwandeln .. ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin – ein Märchen von 2003, das geht mir nicht aus dem Sinn.  Ich will diese Mal gerne unrecht mit Vorahnungen haben, aber dann gebt mir bitte heute Anlass für Optimismus.

Samstag, 23. August 2008

Mal wieder im Regen stehen


oder besser sitzen.  Ich hatte ja alles falsch gemacht:  ich hatte das gleiche Shirt an wie zuletzt in Mainz, ich war vor dem Spiel nicht bei Mac Donalds und bin nicht mit dem Zug gefahren, sondern mit dem Auto – und ich hatte, leicht gehandicapt, diesmal Sitzplatzkarten.  Konnte also nichts werden.  Mein Begleiter und Fahrer sah sein erstes St. Pauli Spiel und dann gleich solch eines.
Doch der Reihe nach:  Natürlich hatten wir uns auf der Fahrt noch tüchtig verfranst, weil die Beschilderung zum Ronhof ziemlich beschissen ist, mit Verlaub, und wir natürlich den Anfahrtsplan vergessen hatten.  So konnten wir erst knapp drei Minuten vor Anstoß unsere Plätze beziehen, hatten uns knapp gesetzt und eingerichtet, da waren alle Spielvorgaben schon Makulatur von wegen mal ein Spiel zu elft zu Ende bringen.  Aber Respekt, Mike Hanke und Thorsten Wohlert hatten für ihre Roten Karten jeweils fünf Spielminuten gebraucht, da hält Morena wohl mit 93 Sekunden Spieldauer einen Rekord für fast die Ewigkeit.  Dann fing es zu regnen an – auch der Sitzplatzgästeblock in Fürth hat kein Dach.  „Sitzen im Regen ist ja noch schlimmer als stehen, beim Stehen werden wenigstens die Beine nicht so nass“  meinte mitleidsvoll nach dem Spiel eine Bekannte.  Stimmt, meine Hose war heute morgen noch feucht.  In der 35. Minute, als aus dem Nieseln ein gepflegter Landregen geworden war, sind wir dann zum Fanshop-Wagen und haben uns wenigstens die St. Pauli Regenjacke gekauft ... wir bekamen die beiden letzten überhaupt.  Die Fanshop-Jungs werden wohl wie wir auf Wetter.com vertraut haben (bewölkt, 23 Grad) und sich in den Arsch gebissen haben, dass sie nicht mehr eingepackt hatten. 
Aber, 35. Minute, gutes Stichwort: die 57 Minuten in Unterzahl waren die bislang beste Saisonleistung, die Mannschaft zeigte nach der Roten Moral und kam zweimal nach einem Rückstand wieder zurück, egal sei, wie.  Hoilett durfte zwar nur 22 Minuten spielen (als linker Verteidiger???), zeigte aber, was er alles kann und trieb sich ziemlich viel vorn herum, um für Unruhe zu sorgen.  Ein Herr Ebbers blieb da eher, nennen wir es mal, unauffällig (Schnitzel war leider nicht viel besser) – und ach ja, bitte Herr Ebbers, sie spielen nicht mehr in Aachen, also bitte mal langsam weg mit den gelb schwarzen Buffern. Als sich nach 57 Minuten Meichelbeck nach einer Sense mit Rot verabschiedete, herrschte zwar numerische Gleichheit, die abgekämpften St. Paulianer wollten sich wohl aufs Kontern verlegen, überließen den Fürthern die Räume, was gründlich schief ging.  Und auch wenn das Spiel numerisch mit zehn zu zehn zu Ende ging, so waren wir doch gefühlt am Ende einer weniger ... ich war ja noch zu Regionalligazeiten ein Freund von Big Mo, aber als er dann nach dem nächsten Gegentor reinkam, war es ansich vorbei.  Es ist nicht sehr originell, Bälle von der Mittellinie auf Sako zu schlagen, der den Ball dann mit dem Hinterkopf (Anm.: der Teil des Kopfes, in dem keine Augen sind) in den „freien Raum“ befördert, vor allem den mitspielerfreien Raum, das ist Flipper oder Billard, aber kein Fußball.  Auch da kann man allerdings anmerken, St. Pauli versuchte es wenigstens, wenn auch mit relativ bescheidenen und Sako untauglichen Mitteln den Ausgleich zu erzielen, aber die Fürther hatten mit Schröck den besseren Joker, der zum 4:2 einnetzte und leider auch mit Takyi einen der besten Spieler auf dem Platz.  Das 5:2 war nur noch ein weiterer Schönheitsfleck.  Als das Spiel zu Ende war, trafen sich mein Fahrer und ich mit drei weiteren Mitgliedern der Reisegruppe Stuttgart, die wir mit den Wagen zurücknehmen sollten – in dem Moment hörte es auf zu regnen und ein wunderschöner Regenbogen zog über dem Ronhof auf.  Ich weiß nicht so recht, was ich aus dem Abend machen soll, denn so schlecht, wie es das Ergebnis vermeldet, war das Spiel nicht – es gab ebenso Lichte am Ende des Tunnels wie Tunnels am Ende des Lichts.  Moral stimmte ansich, Support war klasse und auch die Polizei und die Contros waren extrem nett und umgänglich.  Mein Fahrer und Erstlings St- Pauli Spiel Besucher fragte auf jeden Fall, wann wir denn das nächste Mal ein Spiel sehen würden.  Das Spiel verloren, aber vielleicht einen Fan gewonnen, das ist vielleicht das erfreulichste Resultat des Abends.

für alle hier, die den Regenbogen auch im Dunkeln sehen
und die Wahrheit, die im Verborgenen liegt
für alle hier, die ungesagten Worte verstehen,
für alle hier sing ich das Lied
Gruppe Wind, European Song Contest 1985 Platz 2


Mittwoch, 23. Juli 2008

Cuba libretto...oder auch: gib mich die Kante


nicht meckern „das war ja gar kein Auswärtsspiel“ bitte...erstens ist jedes Spiel am Millerntor für mich als Redaktionsbüro Stuttgart ein Auswärtsspiel und zweitens war diesmal wohl so viel „Party-Volk“ in der Gegengeraden; weiß nicht, wie viele davon dann auch gegen Ingolstadt oder Ahlen kommen werden.
Apropos viele....war ja Tag der offenen Tribüne, und so ganz hatten die Veranstalter wohl nicht mit DIESEM Ansturm gerechnet, denn sonst wären sie wohl besser vorbereitet gewesen...fing damit an, daß mir niemand so recht sagen konnte, wie man denn zu einem Platz bei der Führung gelangen konnte (ich hab’s allerdings auch nur recht halbherzig versucht) – unser neues Clubheim finde ich alles in allem etwas zu stylish und vielleicht etwas zu spärlich mit Sanitäranlagen ausgerüstet.  Aber ich habe jetzt schon meinen Platz in ihm gefunden und ins Herz geschlossen: vom Eingang ausgesehen links sind diese großen Schiebefenster, die man öffnen kann; allerdings sind die Schieberinnen nicht im Boden verlegt, sondern, wenn man sie öffnet, ist da noch eine etwa fünf cm hohe Kante.
Dieser Zugang wird uns noch viel Freude bereiten...ich hab mich an den Zugang gelehnt und etwa zwanzig Leuten beim Stolpern zugesehen...dürfte wohl nur eine Frage der Zeit sein, wann der erste unbedarfte Besucher des Clubheims dieses mit seinen Vorderzähnen voraus betritt oder auf seinem Nasenrücken ausbremst.
Der Zugang zum Stadion war schlecht geregelt, alles ballte sich um einen  Eingang vorne an der Gegengerade (natürlich kam, wer schlau und schnell war, auch weiter hinten in die Gegengerade) und wer sonst immer meckert über die Ordner...diesmal hätten es ruhig ein paar mehr sein dürfen, weil sich ein Großteil der Paadie-People einen Dreck darum scherte, daß eine Treppe eine Treppe ist und so sämtliche Zu- und Abgänge verstopft waren. So wurde denn das Bierholen auch zum Abenteuer, was auch daran lag, daß nicht alle Zapfen in der Gegengeraden besetzt waren und die offenen mit zu wenig Personal...bekanntermaßen dauert ein Spiel 90 Minuten, und wenn man davon knapp dreißig Minuten für Bier anstehen muß (für eins wohlgemerkt!!!), dann fällt das wohl unter die Kategorie UNZUMUTBAR.
So, genug gemotzt...auch wenn einem diese Details einem einen ansonsten recht gelungenen Abend schon etwas vermiesen konnten.  Sportlich gesehen war das natürlich keine Offenbarung, dazu waren die Cubaner entweder zu gute Gäste oder wirklich auf Oberliganiveau; da wartet noch viel Arbeit auf die Herren Fanz und Pfannenstiel.
Da war nun wirklich (zum Glück) keiner dabei, den man unbedingt Kaufenkaufenkaufen muß...gekauft haben wir ja schon Marc Gouiffe á Goufan, den man vielleicht verkürzt Goofy nennen sollte, der hat richtig Spaß gemacht, ebenso wie ein alter Bekannter:  Schnitzel war für mich Spieler des Spiels mit zwei Toren und zwei Vorlagen.
Und gut präsentiert hat sich auch die „Rasselbande“ aus unserer Zweiten, die Stani in der 2. Halbzeit komplett einwechselte...Browarczyk, Daube, Kalla, Sismanoglu und Yapici.
Aber, was das alles wert ist, wird sich erst im Alltag der Liga zeigen.
Alles in allem ein netter Kick und ein netter Abend...sicher ein besonderer für Ikone Harald Stender, der die Champagnerflascheneröffnungszeremonie durchführen durfte.
Aber ob das für mich der Abend war, auf den laut Cornelius L. der Verein 25 Jahre lang gewartet hatte...ich bin mir nicht so ganz sicher

Ab in den Süden


Laßt es mich so formulieren...ich bin ja im Nachhinein froh, daß ich noch den Rappel bekommen habe und gegen Cuba in Hamburg war, denn ansich wollte ich meine Saison mit dem Schwörmontagsspiel in Ulm beginnen.
Der Schwörmontag in Ulm...eine traditionsbehaftete Veranstaltung; seit 1397 muß das Stadtoberhaupt um 11 Uhr Rechenschaft ablegen über das vergangene Jahr, seine Pläne für das kommende Jahr vorstellen und danach den Eid auf die Stadtverfassung abgeben.
“Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein in allen gleichen, gemeinsamen und redlichen Dingen ohne Vorbehalte“ (stellt euch solche Worte mal aus dem Munde von Cornelius L. vor).  In Ulm ist an diesem Tag die Stadt quasi dicht (in mehrerlei Hinsicht) und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, als würden die Ulmer diese ansich ja politische Veranstaltung nur als Anlaß für ein großangelegtes Betrinktnis nehmen.
Der Schwörfeier folgt dann um 16 Uhr das sogenannte Nabada, was so viel heißt wie Hinunterbaden, eine Art Karnevalsumzug auf der Donau...fiel dieses Jahr leider wegen Hochwasser und zu großer Strömung auf der Donau aus; dem folgt dann das Hockete, was man mit gemütlichem Beisammensitzen übersetzen kann...wer dabei an das Schlußbild eines jeden Asterix-Comicbandes denkt, liegt gar nicht soo verkehrt.
Tradition hat auch das sogenannte Schwörmontagsspiel, mit dem der SSV Ulm 1848 quasi seine Saison beginnt und zu dem generell hochkarätige Gegner eingeladen werden; so waren schon der VfB  Stuttgart, FC Bayern oder Panathinaikos Athen zu Gast.
Diesmal trat also der FC St. Pauli an...Ulm konnte die Regionalliga nur mit einer 300.000 oi Spritze von der Stadt wuppen und so war das quasi auch als eine Art Retterspiel angekündigt – naja gut, so wir gerettet wurden, retten wir halt diesmal selber (die haben sogar auch eine Rasenpatenschaft in Ulm...also, wer in Hamburg keinen Garten hat, hier gibt es für 100 € eine Grillparzelle, für 150 sogar im Sechzehner).
Tja, was soll ich sagen...der Tag war lustig bis zum Betreten des Stadions; unsere Fahne wehte ím Biergarten und wir brachten sogar die frostige Kellnerin zum Lächeln.
Die Ulmer Schüssel, wenn sich dort nur ca. 3.500 Menschen tummeln, ist ein ziemlich trostloser Ort... was denken sich Veranstalter eigentlich...als Einpeitscher hatten die Ulmer einen Sangesmann namens „Buddy“ engagiert, der 2003 mal mit „ab in den Süden“ angeblich mal einen Sommerhit hatte – in der Halbzeitpause durfte die preiswerte DJ Ötzi Kopie nochmals ran, um dann alles an vorher nicht schon dagewesener Stimmung zu töten.  Wären da nicht die Kiddys gewesen, die sich unter der Fahne von Edelstoff München versammelt hatten und bierbeseelt (ein Einheimischer rief sogar die Polizei in den Block, weil ihm aufgefallen war, daß dort Jugendliche unter 18 Bier in der Öffentlichkeit tranken) sämtliche USP-Gesänge nachgrölten, so wäre das Ganze eher zu einer Art Begräbnisfeier verkommen – die anwesenden USP-ler fühlten sich scheinbar nicht zu Sangesleistungen fähig, machten sich eher sogar lustig über die Anfeuerungen.
Aber gut, besser war’s auch...behalten wir lieber Cuba in Erinnerung, denn das Spiel in Ulm war eher eine Paderborneske (wobei diesmal Paddy Borger ein Guter war, in der Masse der Blinden ein Einäugiger) – der Entschuldigungen gibt es sicher viele...dicke Beine, schwere Köpfe, nur ein Test, was weiß ich.  Hat aber keinen Spaß gemacht, sondern eher Sorgen – die Jugend-forscht-Truppe, die gegen Cuba noch in der zweiten Halbzeit teilweise begeisterte, blieb diesmal in der ersten blaß; Sako machte zwar seine Kiste, stapfte ansonsten allerdings eher hilflos wie der Storch durch den Salat und in der zweiten Halbzeit wurde es mit arrivierten Kräften wie Goofy, Trojan, Bruns, Ebbers und Schnitzel auch nicht besser.  Hoffen wir mal, daß es nach dem Trainingslager in der Schweiz alles besser wird.

Dienstag, 15. Juli 2008

Für ein paar Schnitzel mehr


Bokal, Bokal...nein, ich will nicht nochmal die Geschichte des wundersamen Pokalrittes des FC aus der Saison 05/06 erzählen (auch wenn Felix Luz dann sicher auch einen ÜS kaufen würde...aber das tust du ja  wohl hoffentlich sowieso, gell?) – aber das Erreichen des Halbfinales im DFB-Pokal gilt vielen jüngeren Anhängern als der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte.  Kann man so sehen, muß man aber nicht.
Sechzig Jahre ist es nun her, da konnte sich der FC St. Pauli als eine der vier besten Mannschaften Deutschlands bezeichnen, und damals war die Meisterschaft noch eine echte Ochsenmühle, denn nach der Ligasaison folgte damals noch die lokale Meisterschafts-endrunde und dann die eigentliche deutsche Meisterschaft im K.O. System.
Und wir wollen nicht vergessen, damals 1948 waren die Spieler noch keine Vollprofis, die acht Klinsmann-Stunden auf dem Fußballplatz oder in der Buddha-Lounge verbrachten, es durfte noch nicht gewechselt werden und Reisen durch Deutschland geht sicherlich heute auch etwas angenehmer.
Es war die Zeit und der größte Erfolg der sogenannten Wunderelf, die Geschichte ist inzwischen Legende...die Schlachterei von Karl Miller sen. in der Wexstraße war Anlaufstelle für Spieler vor allem aus dem Osten Deutschlands, nachdem sein Sohn, der kriegsbedingt seit 1940 für den Dresdener SC und den Luftwaffensportverein Hamburg aufgelaufen war, ans Millerntor zurückgekehrt war und den Ruf ausgebracht hatte, in Hamburg auf St. Pauli werde eine große Mannschaft aufgebaut; wohl aber vor allem 1945 eine satte.
Vor allem waren es Ex-Dresdener: Heinz Hempel, Hans Appel, Walter Dzur, Heinz Köpping, Fritz Machate (über den Umweg Bamberg) und Heinz Schaffer (auch Helmut Schön schaute mal kurz für drei Spiele in Hamburg vorbei ebenso wie Walter Böhme, der sich 47 allerdings zu Altona 93 verabschiedete), dazu kamen aus dem Osten Deutschlands Willi Thiele (SG Ordnungspolizei Chemnitz), Rolf Börner von Stahl Riesa, Jupp Famula von Beuthen 09 und Heinz „Tute“ Lehmann, ein Berliner mit dem Umweg Bremerhaven.
Außerdem hatte der FC St. Pauli seinen ersten Ausländer im Kader, den Engländer Joseph Dalton (William, Jack und Averell spielten woanders) und der Trainer, Hans Sauerwein – seit 1945 im Amt, hatte natürlich auch früher den Dresdener SC trainiert.
Wobei Sauerwein Ende 1947 auf eigenen Wunsch Hamburger Verbandstrainer wurde.  Ihn ersetzte mit Woldemar Gerschler ein ehemaliger Leichtathletik-Bundestrainer (!!!).
Echte Hamburger Jungs waren nur der zweite Torwart Delewski, Karl Miller, Urgestein Harald Stender, Kurt Köwitz und Hans Wehrmann.
Das Gros des Kaders war seit 1945 zusammen, Thiele und Famula kamen 1946 und 1947 ergänzten Dalton und Wehrmann den Kader, der vorher in der Stadtmeisterschaft Hamburg 1946 Zweiter und 1947 sogar souverän Meister geworden war, mit drei Punkten Vorsprung auf den großen HSV!!!...daß man damals in der deutschen Meisterschaft nicht weiterkam, lag an den widrigen Umständen, wenn man denn die Querelen um die Austragung der norddeutschen Meisterschaft so nennen möchte.
1947 war St. Pauli auf jeden Fall Teil der neugegründeten Oberliga Nord und begann mit einem Terror-Furioso, das erste Spiel gewann man 10:0 bei Hannover 96 und blieb acht Spieltage lang ungeschlagener Tabellenführer, ehe es gegen den HSV die erste Niederlage setzte und die Tabellenführung verloren ging – die holte man sich mit einem 1:0 beim HSV am 20. Spieltag wieder und gab sie auch bis zum Schluß nicht mehr her.  Kleines Manko:  der HSV und der FC hatten gleich viele Punkte und da damals die Tordifferenz noch nicht zählte, mußte der Meister in einem Entscheidungsspiel ausgeschossen werden – das gewann der HSV mit 2:1 im Hoheluft-Stadion.
Aber auch als offizieller Vizemeister war man für die Meisterschaftsendrunde der Britischen Zone qualifiziert, wo im Viertelfinale der STV Horst-Emscher wartete, ein Stadtkonkurrent des FC Schalke 04 (die anderen Teilnehmer waren Borussia Dortmund, HSV, Werder Bremen, SV Hamborn 07, TSV (Eintracht) Braunschweig und die Sportfreunde Katernberg)
Horst wurde mit 3:1 nach Hause geschickt; im Halbfinale wartete in Gladbeck Borussia Dortmund – St. Pauli ging zwar zweimal in Führung, doch der BvB glich beide Male aus. 
Da damals noch kein Elfmeterschießen vorgesehen war, gab es nach der torlosen Verlängerung ein Wiederholungsspiel, eine Woche später in Braunschweig, wo St. Pauli mit 1:0 die Oberhand behielt.  Damit stand man im Finale, wieder gegen den HSV...das Spiel war ansich irrelevant, denn beide Teilnehmer waren für das Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft qualifiziert, insofern wollen wir über das Ergebnis den Mantel des Schweigens hüllen (der HSV gewann im Victoria-Stadion mit 6:1).
Acht Mannschaften standen in der Endrunde um die deutsche Meisterschaft:  der HSV und St. Pauli aus der britischen Zone, Kaiserslautern und die SpVgg Neuendorf aus der französischen, TSV 1860 München und der 1. FC Nürnberg aus der amerikanischen, Union Oberschöneweide (später 1. FC Union Berlin) aus Berlin plus der SG Planitz (Stadtteil von Zwickau) aus der sowjetischen Zone.
Neuendorf schlug den HSV 2:1 in Dortmund, Lautern 1860 5:1 in Worms, Planitz schied kampflos aus, da die Behörden den Spielern die Ausreise nach Stuttgart verweigerten, wo das Spiel gegen Nürnberg hätte stattfinden sollen und der FC St. Pauli hatte im Berliner Olympiastadion gegen Union Oberschöneweide anzutreten.  Roch nach Heimspiel für die späteren Unioner; mitnichten, denn ansich war das Spiel bereits nach 45 Minuten entschieden – da führte St. Pauli bereits 4:0 und in der 2. Halbzeit kamen nochmals drei Tore zum 7:0 Enderfolg dazu.
Im Halbfinale gab es dann von allen möglichen Gegnern den vielleicht schwersten Gegner, den 1. FC Nürnberg, damals Rekordtitelträger neben den nicht qualifizierten Schalkern.
38.000 Zuschauer hatten Karten für das Spiel in Mannheim – 91.000 Anforderungen waren eingegangen.  Die Nürnberger hatten das Viertelfinale kampflos überstanden, da dem SG Planitz die Reisegenehmigung in den Westen von den sowjetischen Behörden untersagt worden war, waren insofern ausgeruhter als die Hamburger und lagen nach 33 Minuten auch schon mit 2:0 vorne (Hagen / Winterstein) – ein verschossener Elfmeter des späteren St. Paulianers Robert Zapf Gebhardt gab das Signal zur Aufholjagd.  Lehmann (56.) schaffte den Anschlußtreffer, Machate (82.) den Ausgleich; doch bereits in der 4. Minute der Verlängerung schoß Pöschl Nürnberg bereits wieder in Führung.
Diese Führung sollte bis Ende Bestand haben und damit war St. Pauli ausgeschieden.
Nürnberg sicherte sich die Meisterschaft durch ein 2:1 gegen Lautern – St. Pauli hatte damit den bis dato größten Erfolg seiner Vereinsgeschichte erzielt; danach ging es dann mit der sogenannten Wunderelf bergab.  1949 reichte es noch zum Viertelfinale (1:2 gegen Lautern), im Jahr darauf in der erstmals ausgetragenen Gruppen-Endrunde wurde man Vierter hinter Lautern (2:4 / 0:2), Schalke (2:1 / 0:1) und der SpVgg Fürth (1:4 / 1:0).
Danach konnte sich St. Pauli nie mehr auch nur in die Nähe eines deutschen Meistertitels bringen...die Spieler aus der Wunderelf waren schon 1948 um oder über 30 gewesen und diejenigen, die ihnen folgten, hatten nicht mehr deren Qualität.
Es begann halt die Zeit, in der ein Schnitzel allein nicht mehr zählte...









Spiele in der Saison 1947 / 48

Datum
Gegner
Erg.
Torschützen für St. Pauli
14.09.47 - OL
at Hannover 96
10:0
Lehmann (4) / Famula (3) / Börner (2) / Schaffer
21.09.47 – OL
vs Holstein Kiel
5:0
Lehmann (3) / Famula / Machate
28.09.47 – OL
at Bremer SV
3:1
Machate / Schaffer / Lehmann
05.10.47 – OL
vs Concordia
4:2
Miller / Schaffer / Lehmann (2)
19.10.47 – OL
at VfL Osnabrück
2:2
Schaffer / Lehmann
26.10.47 – OL
vs Werder Bremen
2:0
Lehmann / Machate
02.11.47 – OL
at Eintracht Braunschweig
3:0
Lehmann / Börner / Michael
16.11.47 – OL
vs Victoria Hamburg
3:0
Schaffer (2) / Machate
30.11.47 – OL
vs HSV
0:2
keiner
07.12.47 – OL
vs VfB Lübeck
3:1
Schaffer / Machate / Börner
14.12.47 – OL
at Arminia Hannover
2:1
Schaffer (2)
04.01.48  - OL
vs Bremer SV
1:2
Lehmann
11.01.48 – OL
at Holstein Kiel
0:0
keiner
18.01.48 – OL
at Victoria Hamburg
9:0
Börner (2) / Michael (2) / Machate (3) / Schaffer / Lehmann
25.01.48 – OL
vs Hannover 96
5:2
Schaffer / Dzur / Machate / Lehmann / Börner
08.02.48 – OL
vs VfL Osnabrück
0:0
keiner
15.02.48 – OL
at Werder Bremen
3:2
Schaffer / Börner / Machate
29.02.48 – OL
at VfB Lübeck
4:2
Schaffer (2) / Börner / Machate
14.03.48 – OL
at Concordia Hamburg
2:0
Michael (2)
21.03.48 – OL
at HSV
1:0
Lehmann
11.04.48 – OL
vs Eintracht Braunschweig
7:2
Börner (2) / Schaffer (2) / Lehmann (2) / Michael
18.04.48 – OL
vs Arminia Hanover
4:1
Machate (2) / Schaffer / Lehmann
02.05.48 - NdtM
HSV
1:2
Lehmann
09.05.48 – MBZ 1/4
STV Horst Emscher
3:1
Börner/  Schaffer (2)
30.05.48 – MBZ 1/2
Borussia Dortmund
2:2
Schaffer /  Lehmann
06.06.48 – MBZ 1/2
Borussia Dortmund
1:0
Machate
13.06.48 – MBZ Fin.
HSV
1:6
Michael
18.07.48 – DM 1/4
Union Oberschöneweide
7:0
Schaffer (3) / Machate (2) / Michael / Lehmann
25.07.48 – DM 1/2
1. FC Nürnberg
2:3
Lehmann / Machate

OL  =  Ligenspiele der Oberliga Nord / vs heißt Heimspiel, at Auswärts
NdtM = Entscheidungsspiel um die Norddeutsche Meisterschaft
MBZ =  Meisterschaft der Britischen Zone
DM =  Endrunde um die Deutsche Meisterschaft